Ein Quantum Mut
Mensch Gunter, was machst du denn für Sachen? Nun sind ja schon ein paar Tage vergangen, seit du uns verlassen hast. Ich konnte es erst nicht fassen und brauchte ein paar Tage, bis ich mich an diese Tatsache gewöhnt habe: Gunter Gabriel ist tot. Deshalb möchte ich dir nun sagen, was ich schon längst hätte schreiben müssen.
Ja, ich gebe es zu. Viele andere Sänger haben mir besser gefallen. Abba und Udo Jürgens zum Beispiel. Aber du warst trotzdem etwas Besonderes. Freilich nicht so gut wie Johnny Cash. Deine Stimme jedoch konnte es locker mit vielen anderen aufnehmen. Vergessen werde ich dich nicht, denn du hast mich durch meine Kindheit begleitet. Ich weiß noch gut, wie es damals war. Meine Mutter bereitete gerade ihren legendären Sonntagsbraten zu, während die Nadel über die Langspielplatte kratzte. Dieser eine Song brannte sich in mein Gedächtnis ein und seitdem habe ich ihn nie mehr herausbekommen. Damals wusste ich nicht, welche Bedeutung er ein paar Jahre später für mich bekommen würde.
Du hast damals knallhart ausgesprochen, wofür mir immer der Mut fehlte. Und ich war nicht der Einzige. Viele Arbeitnehmer hätten das auch gerne so deutlich formuliert. Von Angesicht zu Angesicht, das Antlitz des Vorgesetzten gegenüber. Doch dafür braucht es das Quantum Mut, zu fordern: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld!“