Energische Hornrufe zur Saison Eröffnung
Leitheimer Schlosskonzerte Begeisternder Auftakt mit musikalischen Schwergewichten – außerdem war eine „launische Diva“mit dabei
Leitheim Mit einem energischen Hornruf, dem Beginn der Sonate für Horn und Klavier op. 17 von Ludwig van Beethoven (1770-1827), eröffnete ARD-Preisträgerin Sibylle Mahni die diesjährige Konzertsaison auf Schloss Leitheim. Es wurde ein aufwühlend mitreißendes Kammermusikkonzert mit musikalischen Schwergewichten, dies, was sowohl die gastierenden Künstler betrifft – neben Mahni der gefeierte Geiger und Komponist Laurent Albrecht Breuninger und der Pianist Thomas Duis, ARD-Preisträger von 1987 – wie auch die für diesen sommerlichen Abend ausgewählte Literatur von Beethoven, César Franck (1822-1890) und Johannes Brahms (1833-1897). Die Zuhörer waren gefesselt vom ersten Ton an, und ihre Spannung entlud sich in lauten Bravos und endlos langem, begeisterndem Applaus für die Künstler.
Neben den vielgespielten Kammermusikwerken von Beethoven gibt es noch eine Reihe von Jugendwerken, die im Konzertrepertoire zu einem Randdasein verurteilt sind, die es jedoch unbedingt verdienen, auch gehört zu werden. Dazu zählt auch Beethovens Hornsonate op. 17, die er als Gelegenheitswerk in nur zwei Tagen für den damals berühmten Hornisten Giovanni Punto (1746-1803) im Jahre 1799 komponiert und zusammen mit ihm auch aufgeführt hat. Man durfte gespannt sein, wie Mahni diesem Werk begegnet.
Damals waren die Waldhörner noch ventillos und konnten nur mithilfe einer böhmischen „Stopftechnik“wirklich virtuos gespielt werden. Heute helfen im modernen Waldhorn Ventile, die dem Hornisten dennoch ein Höchstmaß an Spieltechnik abverlangen, gilt doch unter den Blechinstrumenten das Horn als launische Diva. Wie gesagt: Mahni eröffnete mit energischem Hornruf, und verspielt antwortete das Klavier. Doch dann entspann sich ein lebhafter Dialog zwischen dem virtuosen Klavier und dem wendigen Horn, mit fröhlichen Hornpassagen, nachdenklichen Moll-Trübungen bis hin zum spielfreudig-musikantischen Schluss-Rondo. Schon bei diesem Werk demonstrierte Mahni ihr eminentes spieltechnisches Können, ihre makellose Intonation und ihre musikalische Präsenz. Thomas Duis auf dem Flügel war schon hier ein kongenialer Begleiter.
Vollends in Bann geschlagen wurde das Publikum dann durch die nachfolgende Violinsonate A-Dur von César Franck mit dem exorbitanten Geiger Laurent Albrecht Breuninger. Diese Sonate ist das bekannteste Werk des Komponisten und gilt als die schönste und musikalisch anspruchsvollste Sonate für Violine und Klavier, die je geschrieben wurde. Die strenge Logik ihres Aufbaus wird überlagert von schwebenden Rhythmen, Modulationen in entfernte Tonarten, explosive Gefühlsausbrüche, und als „Idée fixe“klingt das lyrische Thema des ersten Satzes immer wieder auf. Franck komponierte diese Sonate 1886 als Hochzeitsgeschenk für den Geiger Eugène Ysaye, der das Werk 40 Jahre in seinem Repertoire hatte und damit seinen Beitrag leistete, dass César Franck heute als einer der großen Komponisten gilt. Zusammen mit dem Pianisten Thomas Duis interpretierte Laurent A. Breuninger diese Sonate so unerhört aufwühlend intensiv, verlangte seiner Geige alles ab, was dieses Instrument zu geben hatte, dass am Ende umjubelter Applaus für die beiden Künstler aufbrauste.
Hauptwerk des kammermusikalischen Saisonauftakts auf Leitheim jedoch war das Waldhorntrio EsDur op. 40 von Johannes Brahms. Dieser komponierte das Trio in Erinnerung an den Tod seiner Mutter. So stehen die vier Sätze des Werks für Gefühle der Trauer, das Empfinden von Düsternis und Schmerz, und schließlich, im Schlusssatz, klingt Hoffnung auf, und das Horn erscheint als typisch „romantisches“Instrument, das Brahms an seine Zeit im Elternhaus erinnerte, als er es spielte. Mahni, Breuninger und Duis gelang hier eine ergreifende Interpretation dieser Musik zwischen Idylle, dämonischer Waldeinsamkeit, wilden Ausbrüchen des Schmerzes und der Hoffnung auf die Zukunft.
Mit diesem intensiven Kammermusikabend setzten die drei Künstler ein Ausrufezeichen für die weitere Saison auf Schloss Leitheim. Und wo sonst treffen sich exzellente Kammermusik und ein berauschend wunderbares Ambiente besser?