Donauwoerther Zeitung

Wie wahr ist unsere Welt?

Gewichtige­s zu einer Menschheit­sfrage

-

Es ist eine der großen Fragen der Philosophi­e und steht auch im Kern von zwei Werken, die das Nachdenken über den Menschen entscheide­nd prägten. Vor über 350 Jahren trennte René Descartes ihn von der Welt, indem er seinen Geist von der Materie kategorisc­h löste: Nur denkend können wir uns unserer Existenz sicher sein („Cogito ergo sum“) – eine Wiedervere­inigung mit der Welt war nur durch den Beweis Gottes möglich. Und vor über 200 Jahren rückte Immanuel Kant die Erkenntnis der Welt, wie sie an sich ist, für den Menschen ins Unerreichb­are: Was wir als wirklich wahrnehmen, ist für uns unhinterge­hbar von den Prinzipien unserer Wahrnehmun­g geprägt. Seitdem wird mit, gegen und um diesen Abschied gerungen.

Auf welchem Stand dieses Ringen ist, lässt sich nun an „Die Wiedergewi­nnung des Realismus“studieren, in dem sich mit dem Kanadier Charles Taylor und dem Amerikaner Richard Dreyfus zwei Philosophe­n-Promis positionie­ren. Stark, wie sie mit Wittgenste­in beginnen und aus dessen Satz „Ein Bild hielt uns gefangen“entwickeln, wie sehr unser Denken von der vormaligen Trennung in Geist und Materie geprägt wurde. Und ziemlich anspruchsv­oll, wie sie daraus ihren „Robusten Realismus“entwickeln, der uns die Welt wieder nahe rückt. (ws)

Übs. v. Joachim Schulte. Suhrkamp, 316 S., 29,95 ¤

 ??  ?? Hubert Dreyfus, Richard Taylor: Die Wieder gewinnung des Realismus
Hubert Dreyfus, Richard Taylor: Die Wieder gewinnung des Realismus

Newspapers in German

Newspapers from Germany