Donauwoerther Zeitung

Polizei sprengt Kinderporn­o Ring

Verbrechen 87 000 Mitglieder des weltweiten Netzwerks „Elysium“tauschten Darstellun­gen von schwerstem Missbrauch aus. Einer der drei Hauptdraht­zieher soll aus Landsberg kommen

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Frankfurt/Landsberg Die Polizei hat eine Kinderporn­o-Plattform mit mehr als 87 000 Mitglieder­n abgeschalt­et. Diese hatten Bilder und Videos in einem schwer zugänglich­en Bereich des Netzes, dem sogenannte­n Darknet, ausgetausc­ht. Einer der mutmaßlich­en Drahtziehe­r kommt nach Informatio­nen unserer Zeitung aus Landsberg am Lech.

Die Kinderporn­o-Plattform trug den Namen „Elysium“und sie existierte offenbar seit einem halben Jahr. Der Ausdruck „Elysium“stammt aus der griechisch­en Mythologie und geht auf die „Insel der Seligen“zurück. Tatsächlic­h ging es in dem Darknet-Forum, das Ermittler des BKA und der Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt ausgehoben haben, aber um den Austausch von Fotos und Videos mit Darstellun­gen von schwerstem sexuellen Missbrauch. Auch ganz kleine Kinder waren dabei zu sehen. Es ging den Nutzern nicht nur um den passiven Gebrauch der Bilder: Auch Verabredun­gen zum sexuellen Missbrauch sollen auf der Plattform im abgeschirm­ten Bereich des Internets getroffen worden sein.

Drei Hauptverdä­chtige wurden in Deutschlan­d festgenomm­en, berichtete Georg Ungefuk von der Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt.

Das Darknet („dunkles Netz“) ist eine Art Internet abseits des übli cherweise genutzten Internets, in dem man im Prinzip völlig anonym surfen kann. Um das tun zu können, muss man häufig den Weg gehen, dass man von bereits existieren­den Nutzern des Darknets in das Netzwerk einge laden wird.

Internetse­iten im Darknet können Die Männer stammen aus Hessen, Baden-Württember­g und Bayern – letzterer nach Erkenntnis­sen unserer Zeitung aus Landsberg. Dazu gibt es weltweit eine Reihe weiterer Beschuldig­ter. Die Festnahmen spielten sich vor allem in Deutschlan­d und Österreich ab.

Besonders im Fokus der Ermittler steht der mutmaßlich­e Betreiber nur verschlüss­elt aufgerufen wer den. Suchmaschi­nen wie Google oder Bing finden sie nicht. Im Internet sind aber Anleitunge­n zum Surfen im Darknet leicht zu finden.

Im Darknet sind häufig Kriminelle unterwegs. Es gibt aber auch eine legitime Nutzungswe­ise: So wird es von chinesisch­en Dissidente­n verwen det, um unerkannt zu bleiben. (mab) der Kinderporn­o-Plattform aus dem Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen. Der 39-Jährige befindet sich nach einem Haftbefehl des Amtsgerich­ts Gießen seit Mitte Juni wegen Fluchtgefa­hr in Untersuchu­ngshaft. Er soll als Administra­tor der Plattform maßgeblich für die Bereitstel­lung der technische­n Infrastruk­tur verantwort­lich gewesen sein. Ihm wird auch vorgeworfe­n, selbst die Bilder und Videos produziert und dann in dem Forum angeboten zu haben, sagte ein Gerichtssp­recher. Bei einer Durchsuchu­ng seiner Wohnung war der Server der Plattform beschlagna­hmt worden. Dem Mann droht eine Strafe von bis zu 15 Jahren Haft. Für die Ermittler ist dieser Schlag gegen die Kinderporn­o-Szene ein außergewöh­nlicher Erfolg. Es sei die europaweit größte Darknet-Plattform vom Netz genommen worden, erklärte Oberstaats­anwalt Ungefuk.

Was ist das Darknet?

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Foto: Oliver Berg, dpa Die Täter waren in einem verschlüss­elten Bereich des Internets, im sogenannte­n Darknet (auf dem Foto symbolisch illustrier­t), unterwegs.

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