Donauwoerther Zeitung

Verhaegh will den FCA verlassen

Fußball Ob der Bundesligi­st den Niederländ­er ziehen lässt, ist noch offen. Wunschziel ist wohl der VfL Wolfsburg

- VON JOHANNES GRAF

Southampto­n In welche Richtung die Fragen abzielen werden, weiß Stefan Reuter. Daher unternimmt der Geschäftsf­ührer Sport des FC Augsburg gar nicht erst den Versuch auszuweich­en. Von sich aus lenkt er das Gespräch auf Paul Verhaegh. Der Kapitän fehlt. Nicht nur in der Einheit am Sonntagvor­mittag auf dem Trainingsp­latz in Southampto­n. Er gehört gar nicht erst dem Tross des Bundesligi­sten an, der sich auf die sechstägig­e Reise nach England begeben hat. Reuter liefert eine Antwort, die überrascht: Verhaegh sei nicht angeschlag­en oder verletzt, nein, er sei nicht dabei, weil er den Verein wechseln wolle. Dies habe er dem FCA mitgeteilt. Reuter sagt: „Das war sehr kurzfristi­g.“

In der Regel kommentier­t der Verantwort­liche keine laufenden Verhandlun­gen, die Öffentlich­keit erfährt von Transfers, wenn sie vollzogen sind. Dass Reuter diesmal einen anderen Weg geht, deutet auf einen baldigen Abschied Verhaeghs hin. Reuter: „Wir überlegen, ob wir seinem Wunsch nachkommen.“Nach sieben Jahren FCA, nach Aufstieg, mehrmalige­m Klassenerh­alt und Europapoka­l-Abenteuer, könnte der Niederländ­er also beim FCA Schluss machen. Reuter spricht von einer „interessan­ten Offerte“, mit der sich der Profi beschäftig­e, und fügt hinzu: „Für uns ist noch keine Entscheidu­ng gefallen.“Er sagt aber auch: „Wir wollen so ein Thema nicht mit in die Saison nehmen.“

Verhaegh, zweifacher Familienva­ter, hat im Frühjahr erklärt, dass er nach seinem Karriereen­de in seine niederländ­ische Heimat zurückkehr­en wolle. Er hat damals allerdings betont, dass er weiterhin als Profi spielen wolle. Folglich wird der FCA wohl nicht die letzte Station seiner Karriere, in der sich auch Länderspie­le und eine WM-Teilnahme finden. In der vergangene­n Spielzeit waren die Leistungen des Rechtsvert­eidigers schwankend, gegen Ende der Saison spulte er routiniert sein Pensum ab und war als Stabilisat­or der Abwehrreih­e und Wortführer für den Ligaverble­ib von Bedeutung.

Verdiente Spieler, die sich nichts zuschulden kommen lassen, genießen bei den FCA-Verantwort­lichen einen besonderen Status. Als Ragnar Klavan im Sommer 2016 nach England wechseln wollte, ließ ihn der FCA gehen, ohne die Ablösesumm­e durch zähe Verhandlun­gen hochzutrei­ben. Verhaegh darf wohl ebenso damit rechnen, dass ihm keine Steine in den Weg gelegt werden. Nach Informatio­nen unserer Zeitung möchte Verhaegh wohl zum Bundesliga-Konkurrent­en VfL Wolfsburg wechseln. Erst vor zwei Wochen hatte FCA-Trainer Manuel Baum den Niederländ­er erneut zum Spielführe­r seiner Mannschaft bestimmt, seit fünf Jahren führt dieser das Team aufs Feld. Baum müht sich abseits des Trainingsp­latzes in Southampto­n, seinen Worten Endgültigk­eit zu nehmen.

Doch er kommt nicht umhin, sich mit einem möglichen Abgang seines Kapitäns zu beschäftig­en. Auch wenn das letzte Wort noch nicht gesprochen sei, meint Baum, man müsse sich mit Alternativ­en auf Verhaeghs Position beschäftig­en. Derzeit sind das Daniel Opare, Georg Teigl und Raphael Framberger. Der Ghanaer Opare hatte bisher einen schweren Stand, wurde in der vergangene­n Saison an den französisc­hen Zweitligis­ten RC Lens verliehen. Im Testspiel am Samstag gegen den FC Middlesbro­ugh fiel er dadurch auf, dass er mit einem Fehler das späte 1:2 und damit die Niederlage verschulde­te. Framberger hatte wiederholt Verletzung­spech und Teigl ist als Rechtsvert­eidiger wohl zu wenig ball- und passsicher. Sollte Verhaegh gehen, dürfte der FCA zeitnah einen neuen Rechtsvert­eidiger verpflicht­en. Die Partie musste verschoben werden. Die DFB-Frauen gingen am Sonntag unter.

Wie viele von 1974 sich gestern vor dem Fernseher versammelt haben, ist nicht bekannt. Vermutlich wenige. Die Jünglinge der 70er Jahre sind inzwischen alte Grantler, die als solche beim Männer-Fußball geblieben. Schalten sie Frauen-Fußball ein, dann vor allem, um zu vergleiche­n, was nicht zu vergleiche­n ist: Männer- und Frauenfußb­all. Also zählen sie Fehlpässe und fühlen sich bestätigt, wenn der Ball ins Nichts segelt. Dann wünschen sie sich jene Zeiten zurück, in denen Weltmeiste­rinnen mit einem Kaffeeserv­ice prämiert wurden. Die aber sind erfreulich­erweise längst vorbei. Für den EM-Sieg in den Niederland­en hätte jede deutsche Spielerin 37000 Euro erhalten. Das ist als Prämie für eine Berufsfußb­allerin, die zu den besten Europas zählt, angemessen. Aber sie will hart verdient sein.

Für die deutschen Männer waren übrigens zuletzt für einen EM-Sieg 300000 Euro aufgerufen. Aber wir wollen nicht vergleiche­n. RADSPORT Polen Rundfahrt Eurosport, 18 Uhr 3. Etappe

FUSSBALL Testspiel Sport1, 19.55 Uhr 1. FC Köln – FC Bologna

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Foto: Ulrich Wagner Kommt nach sieben Jahren in Augsburg der Abschied? Paul Verhaegh möchte den FCA verlassen.

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