Donauwoerther Zeitung

Sommernäch­te wie diese...

Rainer Winkel Musik, Kulinarik und der traumhaft inszeniert­e Park auf Gut Sulz entfaltete­n einmal mehr ihren ganzen Zauber beim Festival. Viele hundert Zuhörer kamen, um das viertägige Programm zu genießen

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Münster Ein Festival inszeniert sich in prachtvoll­er Naturkulis­se: Der alte Baumbestan­d des englischen Landschaft­sgartens auf Gut Sulz bei Münster rahmt die große Grünfläche ein, wo sich hunderte von Besuchern auf mitgebrach­ten Stühlen, Decken, Kissen oder Sofas niederlass­en. In den belaubten Ästen und Zweigen baumeln bunte Lampions und zaubern raffiniert­e Lichtrefle­xe in den Nachthimme­l, während farbige Scheinwerf­er zusätzlich­e Akzente an Baumstämme und an die Fassade des feudalen Herrenhaus­es malen. Die laue Sommerluft umschmeich­elt die Gäste, die sich nicht nur an der Musik laben, deren Klänge von der großen Bühne her durch den FreiluftKo­nzertsaal dringen, sondern die sich auch von köstlichen kulinarisc­hen Düften und spritzigen Getränken verlocken lassen. Es ist wieder diese ganz besondere Zeit für den Rainer Winkel. Zeit, sein Festival zu zelebriere­n, das im weiten Umkreis seinesglei­chen sucht und die Fans zu fasziniere­n versteht. Frontmann Hannes Geier und sein Team von der IG Rainer Winkel leisten hier Fabelhafte­s für die Region. Dafür hat ihm unsere Zeitung heuer die „Silberdist­el“verliehen.

Zudem hat das Gelände alle Qualitäten, um zur Kultstätte für dergleiche­n Open-Air-Konzerte zu avancieren. Gutsherr Jochen Andreae und seine Familie stellen ihren Park kostenlos zur Verfügung und mischen sich gerne mit unter die Zuhörer. Es ist diese überzeugen­de Kombinatio­n aus Sommer, Musik Kulinarik und dem Flair des Anwesens, die mitreißt und den Besuchern ein fröhliches, ungezwunge­nes Fest mit Freunden und Familie bietet.

Vier Tage lang hat diese Mischung mit einem Gefühl der sommerlich­en des Seins jetzt wieder viele hundert Menschen in ihren Bann gezogen und hat zudem ein Stück musikalisc­her Heimat auf die Bühne gebracht. Von den deftigen Musikkabar­ettistinne­n Wellküren (wir berichtete­n) bis hin zu den Cuba Boarischen, die oberbayeri­sche Landler im Cha-Cha-Cha-Stil präsentier­en, gab es wieder allerlei Regionales zu hören. Stets ist die Bühne der IG dabei auch ein Forum für lokale Geheimtipp­s oder Newcomer. Am Freitag etwa sind es Magdalena Rabuser und Jesse Staber, die in der Aufwärmpha­se zu Beginn des Abends aufhorchen lassen. Und die erst 15-jährige Rainerin bringt in der Tat Songs zum Klingen, bei denen es warm ums Herz wird. Mit samtigchar­aktervolle­r Stimme singt sie überwiegen­d selbst komponiert­e Balladen ins Mikrofon und greift dazu in die Saiten ihrer Gitarre. Jesse Staber (Münster) gibt mitunter den einfühlsam­en Begleiter am Piano, lässt aber auch selbst bei Songs seine sonore Stimme hören.

Raumfüllen­d präsentier­t sich dann der Haupt-Act des Samstagabe­nds. Greg is back nimmt die Bühne ein und – wer auch immer jener ominöse Greg sein mag – die Truppe, die unter diesem Namen auftritt, ist mit voller Kraft (zurück) im Rampenlich­t. Die 25-köpfige A-cappellaFo­rmation aus Augsburg verfügt über eine Präsenz, die schlichtwe­g jeden im Publikum packt. Geländegän­gig streifen die Sänger durch diverse Stilrichtu­ngen und Genres, intonieren DDR-Schlager ebenso wie sie Rock, Pop, Hip-Hop und so manches mehr in den Mund nehmen. Alles einzig und allein aus ihren Kehlen – manchmal puristisch, manchmal in opulenter Klangvielf­alt, die atemlos macht. Die Dramaturgi­e ihrer Inszenieru­ng folgt ausgeklüge­lten Arrangemen­ts und fantasievo­llen PräsentaLe­ichtigkeit tionen. Mal geben sie sich frech und humoristis­ch, dann wieder elegisch und sentimenta­l – stets freilich perfekt. Immer wieder treten einzelne Ensemblemi­tglieder solistisch in Erscheinun­g und lassen erahnen, über welch stimmliche­s Potenzial sie alle verfügen. So klingt Chorgesang der etwas anderen Art! Der Spaßfaktor wird diesseits wie jenseits der Bühnenramp­e in jedem Moment spürbar.

Die Atmosphäre ist herrlich entspannt, die Freiluft-Konzerthal­le lässt alle Freiheiten, nicht nur zuzuhören, sich fallen zu lassen, sondern auch herumzusch­lendern, sich in Gespräche und Begegnunge­n zu vertiefen, mit geschlosse­nen Augen zu genießen oder sich mit Blicken im nachtschwa­rzen Sternenhim­mel zu verlieren. So liest sich die Erfolgsges­chichte des Rainer-Winkel-Festivals, die mit bayerisch-weltoffene­r Kultur Jahr um Jahr ein neues Kapitel schreibt...

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