Sommernächte wie diese...
Rainer Winkel Musik, Kulinarik und der traumhaft inszenierte Park auf Gut Sulz entfalteten einmal mehr ihren ganzen Zauber beim Festival. Viele hundert Zuhörer kamen, um das viertägige Programm zu genießen
Münster Ein Festival inszeniert sich in prachtvoller Naturkulisse: Der alte Baumbestand des englischen Landschaftsgartens auf Gut Sulz bei Münster rahmt die große Grünfläche ein, wo sich hunderte von Besuchern auf mitgebrachten Stühlen, Decken, Kissen oder Sofas niederlassen. In den belaubten Ästen und Zweigen baumeln bunte Lampions und zaubern raffinierte Lichtreflexe in den Nachthimmel, während farbige Scheinwerfer zusätzliche Akzente an Baumstämme und an die Fassade des feudalen Herrenhauses malen. Die laue Sommerluft umschmeichelt die Gäste, die sich nicht nur an der Musik laben, deren Klänge von der großen Bühne her durch den FreiluftKonzertsaal dringen, sondern die sich auch von köstlichen kulinarischen Düften und spritzigen Getränken verlocken lassen. Es ist wieder diese ganz besondere Zeit für den Rainer Winkel. Zeit, sein Festival zu zelebrieren, das im weiten Umkreis seinesgleichen sucht und die Fans zu faszinieren versteht. Frontmann Hannes Geier und sein Team von der IG Rainer Winkel leisten hier Fabelhaftes für die Region. Dafür hat ihm unsere Zeitung heuer die „Silberdistel“verliehen.
Zudem hat das Gelände alle Qualitäten, um zur Kultstätte für dergleichen Open-Air-Konzerte zu avancieren. Gutsherr Jochen Andreae und seine Familie stellen ihren Park kostenlos zur Verfügung und mischen sich gerne mit unter die Zuhörer. Es ist diese überzeugende Kombination aus Sommer, Musik Kulinarik und dem Flair des Anwesens, die mitreißt und den Besuchern ein fröhliches, ungezwungenes Fest mit Freunden und Familie bietet.
Vier Tage lang hat diese Mischung mit einem Gefühl der sommerlichen des Seins jetzt wieder viele hundert Menschen in ihren Bann gezogen und hat zudem ein Stück musikalischer Heimat auf die Bühne gebracht. Von den deftigen Musikkabarettistinnen Wellküren (wir berichteten) bis hin zu den Cuba Boarischen, die oberbayerische Landler im Cha-Cha-Cha-Stil präsentieren, gab es wieder allerlei Regionales zu hören. Stets ist die Bühne der IG dabei auch ein Forum für lokale Geheimtipps oder Newcomer. Am Freitag etwa sind es Magdalena Rabuser und Jesse Staber, die in der Aufwärmphase zu Beginn des Abends aufhorchen lassen. Und die erst 15-jährige Rainerin bringt in der Tat Songs zum Klingen, bei denen es warm ums Herz wird. Mit samtigcharaktervoller Stimme singt sie überwiegend selbst komponierte Balladen ins Mikrofon und greift dazu in die Saiten ihrer Gitarre. Jesse Staber (Münster) gibt mitunter den einfühlsamen Begleiter am Piano, lässt aber auch selbst bei Songs seine sonore Stimme hören.
Raumfüllend präsentiert sich dann der Haupt-Act des Samstagabends. Greg is back nimmt die Bühne ein und – wer auch immer jener ominöse Greg sein mag – die Truppe, die unter diesem Namen auftritt, ist mit voller Kraft (zurück) im Rampenlicht. Die 25-köpfige A-cappellaFormation aus Augsburg verfügt über eine Präsenz, die schlichtweg jeden im Publikum packt. Geländegängig streifen die Sänger durch diverse Stilrichtungen und Genres, intonieren DDR-Schlager ebenso wie sie Rock, Pop, Hip-Hop und so manches mehr in den Mund nehmen. Alles einzig und allein aus ihren Kehlen – manchmal puristisch, manchmal in opulenter Klangvielfalt, die atemlos macht. Die Dramaturgie ihrer Inszenierung folgt ausgeklügelten Arrangements und fantasievollen PräsentaLeichtigkeit tionen. Mal geben sie sich frech und humoristisch, dann wieder elegisch und sentimental – stets freilich perfekt. Immer wieder treten einzelne Ensemblemitglieder solistisch in Erscheinung und lassen erahnen, über welch stimmliches Potenzial sie alle verfügen. So klingt Chorgesang der etwas anderen Art! Der Spaßfaktor wird diesseits wie jenseits der Bühnenrampe in jedem Moment spürbar.
Die Atmosphäre ist herrlich entspannt, die Freiluft-Konzerthalle lässt alle Freiheiten, nicht nur zuzuhören, sich fallen zu lassen, sondern auch herumzuschlendern, sich in Gespräche und Begegnungen zu vertiefen, mit geschlossenen Augen zu genießen oder sich mit Blicken im nachtschwarzen Sternenhimmel zu verlieren. So liest sich die Erfolgsgeschichte des Rainer-Winkel-Festivals, die mit bayerisch-weltoffener Kultur Jahr um Jahr ein neues Kapitel schreibt...