Tanzhaus: Stadt soll selbst Verantwortung übernehmen
Zum Verkauf des Tanzhauses erreichte uns die folgende Zuschrift: Als Donauwörther Stadtbürger, der in der Reichsstraße geboren und aufgewachsen ist und schon die schlimme Zeit der Fliegerangriffe erlebt hat, bin ich über die Verkaufspläne des Tanzhauses entsetzt. Mir ist aus jungen Jahren noch das alte Tanzhaus nicht nur als sozialer Mittelpunkt und vom Handel rege genutzte Schranne, sondern auch als historisch bedeutsames Symbol und Stolz der Bürger in Erinnerung. Nicht einmal in der Not der Nachkriegszeit, als das Tanzhaus von Fliegerbomben zerstört und die finanziellen Möglichkeiten der Stadt weitaus schlechter waren, haben die Stadtväter beschlossen, es zu verkaufen. Im Gegenteil, es wurde wiederaufgebaut und hat als Kino mit kleinen Läden an symbolhafter Bedeutung gewonnen. Dass das Tanzhaus zum Sorgenkind der Stadt geworden ist, liegt an der fehlgeleiteten Planungspolitik in den vergangenen Jahrzehnten, die den historischen Kern zugunsten austauschbarer Gewerbebauten – Einkaufszentren oder Supermärkte – in der Peripherie vernachlässigte. Diese falsche Politik darf nicht mit einem weiteren Fehler – dem Verkauf – fortgesetzt werden. Freilich ist es auch unternehmerisches Versagen, wenn in den letzten Jahren, in denen das Haus dahindarbte, kein wirtschaftlich tragfähiges Betriebskonzept erarbeitet wurde. Der nun gefundene Investor ist gewiss seriös, seine Pläne für das Objekt sind jedoch weder überraschend noch überwältigend. Einer Großen Kreisstadt ist es zuzutrauen, ähnliche Pläne in Eigenregie zu verwirklichen.
Statt das Gebäude zum Schleuderpreis herzugeben, sollte die Stadt also den zeitgemäßen Umbau selbst veranlassen. Wenn sich der Stadtrat dazu partout nicht befähigt sieht, dann darf die Immobilie allenfalls im Erbbaurecht vergeben werden. Nur so ist sichergestellt, dass das Tanzhaus noch in 50 Jahren ganz den Donauwörther Bürgern dient. Franz Deibler, Donauwörth