Mit Theodorakis zur Akropolis geblickt
Porträt Sebastian Schwab aus Donauwörth ist einer der jüngsten Dirigenten Deutschlands. Sein musikalisches Talent ist einzigartig, was die Branche längst erkannt hat
Donauwörth Mit vier Jahren saß er bereits am Klavier – und nun steht er mit 24 Jahren am Dirigentenpult. Seine Karriere ist unaufhaltsam, sein Leben „schon ganz spannend“, wie er sagt, und ein Ende der Erfolgsmeldungen ist nicht in Sicht. Sebastian Schwab aus Donauwörth war immer schon ein musikalisches Talent. Im Moment ist er nach einem Gastspiel an der Oper in Bern wieder einmal in Donauwörth.
Müßiggang ist nicht sein Ding. Von Kind an hat er sich Melodien ausgedacht, mit fünf bestand er darauf, wie seine ältere Schwester Geige zu spielen und als Grundschüler schrieb er sein erstes Klavierstück. Auch im Moment sitzt er jeden Tag mehrere Stunden über Partituren. Am Ende soll ein Oratorium stehen. Das Stück „Die sieben letzten Worte“soll im Frühjahr 2018 vom Münchner Universitätschor aufgeführt werden. Nicht irgendein Chor, sondern ein Klangensemble mit 200 Mitgliedern.
Im Alter von neun Jahren hat Sebastian Schwab regelmäßig Geigenunterricht bekommen, mit 15 war er neben dem Gymnasium in Donau- als Jungstudent am RichardStrauß-Konservatorium in München. Inzwischen ist er gereift, hat längst das Abitur in der Tasche und arbeitet zielstrebig an seiner musikalischen Karriere. Das Talent dazu hat er von seiner Mutter Maria Steffek erhalten.
Viele Schulabgänger wollen Jura, Lehramt, Betriebswirtschaft oder ein anderes gängiges Studium beginnen. Sebastian Schwab war einer der ganz wenigen, die Komposition studieren wollten. Gerade einmal gut ein Dutzend junge Leute zählt dieser Studiengang an der Musikhochschule München. Nun steht er kurz vor dem Abschluss seines Dirigentenstudiums.
Eine Kinderoper für die Heidenheimer Festspiele
Dies ist in den vergangenen Monaten etwas ins Stocken geraten, denn immer wieder erhielt der junge Mann Dirigenten-Engagements. Bern war eine seiner letzten Stationen, aber auch bei den Heidenheimer Opernfestspielen war er im Einsatz. Für die dortigen Festspiele im kommenden Jahr soll er auch die Melodien für eine Kinderoper schreiben. Was viele nicht wissen: Sebastian Schwab hat einen Liederzyklus komponiert. „Echowand“lehnt sich an Melodien von Mikis Theodorakis an. Als der griechische Komponist, Schriftsteller und Politiker davon hörte, lud er Schwab kurzerhand nach Athen ein. Der Donauwörther durfte den inzwischen 92-Jährigen in dessen Wohnung mit Panoramblick auf die Akropolis treffen. Für Schwab eine ganz große Ehre, weil er sich mit der Musik Theodorakis besonders verbunden fühlt.
Akademietage, KammermusikUnterricht, Gehörbildung, Vorträge von Professoren – Schwab hat bewegte Jahre hinter und solche wahrscheinlich auch vor sich. Dass er nicht einseitig in seiner Leidenschaft orientiert ist, beweist seine gute Abiturnote. Deutsch, Mathematik, Erdkunde oder Französisch hat er nicht vernachlässigt, sonst wäre wohl keine 2,0 herausgesprungen. So nebenbei kommt ihm das Französisch nun zugute, ist er doch mit einer Französin liiert.
Mittlerweile ist er kein Nachtmensch mehr, komponiert oft tagswörth über. Meistens muss er die Noten erst gar nicht am Klavier „ausprobieren“. Er ist sich darin so sicher, dass das Klavier inzwischen eher eine Nebenrolle spielt. Immer noch hängt er an den Stücken, die er am Anfang seiner Karriere komponiert hat, wie ein 20-minütiges Streichquartett mit dem Titel „Wintergedanken“.
Schwab war Bundessieger bei „Jugend musiziert“, hat den Jugendleistungspreis der Sparkasse Donauwörth erhalten und ist trotz seiner Liebe zur Kammermusik alles andere als ein „Spießer“, wie ihn Altergenossen vielleicht fälschlicherweise betiteln. Andere Musikrichtungen akzeptiert er durchaus, wenngleich ihm selbst Rock und Pop nicht viel geben. Er vermisst darin die „künstlerische Qualität“. Nun ist er Komponist und Dirigent. Er kann sich aussuchen, was er später machen will. Nur Orchestermusiker möchte er nicht sein. Sein Ziel sei eine Festanstellung als Dirigent. Bis dahin orientiert er sich an seinem großen Vorbild Leonard Bernstein. Der ist als Universalgenie in die Musikgeschichte eingegangen: als Komponist, Dirigent und Pianist.
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