Als Stoiber auf Schröder losging…
Kleine Geschichte der Fernsehduelle
Berlin Angela Merkel tritt mittlerweile gegen den vierten SPD-Mann an. Am Sonntag stellt sich die CDUChefin im TV-Duell ihrem Herausforderer Martin Schulz. Ein Rückblick auf frühere Duelle:
● Gerhard Schröder (SPD) vs. Ed mund Stoiber (CSU) – 25. August 2002 Beim ersten TV-Duell schickt die Union den bayerischen Regierungschef ins Rennen. Schnell auf Temperatur werfen er und Schröder sich gegenseitig politisches Versagen bei Arbeitsmarkt, Steuern und Zuwanderung vor. Schröder: „Sie versprechen ja allen alles.“Umfragen sagen: unentschieden. Doch schneidet Stoiber vor 15 Millionen Zuschauern besser ab als erwartet.
● Schröder vs. Stoiber, zum Zweiten – 8. September 2002 Angesichts der Kopf-an-Kopf-Wahlumfragen wird es in Runde 2 lebhafter – auch dank der lockeren Moderatorinnen Maybrit Illner und Sabine Christiansen. Der Bayer bläst zur Attacke und wirft Schröder vor, im Streit um einen US-Angriff auf den Irak die deutsch-amerikanische Freundschaft zu beschädigen. Der Kanzler ist „gegen eine militärische Intervention.“Stoiber bringt immer wieder „Schröders“Arbeitslose in die Debatte ein. Doch fällt der CSUChef gegenüber seinem vorherigen Auftritt zurück. Am Ende sehen die Umfragen den Amtsinhaber vorn. Rund 15 Millionen sind am TV dabei. Schröder bleibt später Kanzler.
● Schröder vs. Angela Merkel (CDU) – 4. September 2005 Die Kontrahenten tasten sich nicht lange ab. Merkels erste Attacke: Bei der Ökosteuer seien die Bürger „schlichtweg betrogen worden“. Der fernseherfahrene Kanzler lenkt die Diskussion auf Merkels Finanzfachmann Paul Kirchhof. Dessen Konzept sei „ungerecht“, wenn sowohl Sekretärin als auch Vorstandschef einheitlich 25 Prozent Einkommenssteuer zahlen sollten. Vor 21 Millionen Zuschauern entscheidet der Kanzler den Schlagabtausch in Sachen Sympathie für sich. Merkel wird als kompetenter gesehen. Sie zieht nach der Wahl ins Kanzleramt ein.
● Merkel vs. Frank Walter Steinmei er (SPD) – 13. September 2009 Der Außenminister setzt auf Angriff, während sich die Kanzlerin müht, ihren Wohlfühl-Wahlkampf durchzuziehen. „Eine bessere Alternative“sei er, sagt Steinmeier selbstbewusst. Die CDU-Chefin verzichtet auf einen Schlagabtausch und lobt vor gut 14 Millionen Zuschauern lieber die Große Koalition, die „gut gearbeitet“habe – eben unter ihrer Führung. Umfragen sehen keinen klaren Sieger. Nach der Wahl koaliert die Union mit der FDP.
● Merkel vs. Peer Steinbrück (SPD) –
1. September 2013 Der Ansatz des Ex-Finanzministers: Merkels Politikstil demaskieren – aber nicht zu offensiv, um nicht arrogant rüberzukommen. Bei einem Thema pocht er auf Klartext – und Merkel liefert: „Mit mir wird es eine Maut für Autofahrer nicht geben.“Die Kanzlerin trägt vor etwa 17,6 Millionen Zuschauern die berühmt gewordene schwarzrot-goldene Halskette. Umfragen sehen keinen Sieger, Steinbrück kann aber Boden gutmachen. Merkel schmiedet später ihre zweite Große Koalition.