Terrormiliz aus irakischer Stadt vertrieben
Die Dschihadisten des IS haben nun auch Tal Afar verloren. Bis auf zwei kleine Gebiete sind sie im Irak nicht mehr präsent. International bleiben die Terroristen aber gefährlich
Bagdad Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat im Irak eine weitere Niederlage erlitten. Die Regierung in Bagdad verkündete am Donnerstag die vollständige Rückeroberung der Stadt Tal Afar von der IS-Miliz. Damit sei die gesamte Provinz Niniveh wieder unter Kontrolle der Regierungstruppen, erklärte Ministerpräsident Haidar al-Abadi. Die sunnitische Extremistengruppe kontrolliert damit nur noch zwei kleine Regionen im Irak.
Die Provinz Niniveh war im Sommer 2014 fast vollständig an die Dschihadisten gefallen. Auch die Provinzhauptstadt Mossul war damals nahezu kampflos von der ISMiliz erobert worden. Nach monatelanger Belagerung gelang es den Regierungstruppen Anfang Juli schließlich, die Millionenstadt vollständig von den Dschihadisten zurückzuerobern.
Am 20. August starteten die Armee und verbündete schiitische Milizen die Offensive auf Tal Afar, wo zu dieser Zeit noch 1000 bis 1400 ISKämpfer vermutet wurden. Die Stadt, in der vor dem Konflikt rund 200 000 vorwiegend schiitische Turkmenen wohnten, ist wegen ihrer Lage zwischen Mossul und der syrischen Grenze von strategischer Bedeutung.
Mit der Rückeroberung von Tal Afar ist die IS-Miliz vollständig aus dem Norden des Landes vertrieben. Die IS-Miliz kontrolliert nun nur noch zwei Gebiete im Irak: Hawija im Zentrum und die Städte AlKaim, Rawa und Anna in der Wüste an der Grenze zu Syrien. Allerdings dürfte sich die Rückeroberung dieser Gebiete schwieriger gestalten als in Tal Afar.
Hawija liegt in der Provinz Kirkuk, die offiziell von der Zentralregierung verwaltet, aber auch von der autonomen Kurdenregion im Nordirak beansprucht wird. Es wird erwartet, dass Bagdad zunächst das Referendum über die Unabhängigkeit der Kurdenregion am 25. September abwartet, bevor sie eine neue Offensive auf Hawija startet.
Die Rückeroberung von AlKaim, Rawa und Anna könnte wegen ihrer Nähe zur syrischen Provinz Deir Essor ebenfalls schwierig werden. Deir Essor ist die letzte Provinz in Syrien unter Kontrolle der IS-Miliz. Laut der Anti-IS-Koalition haben sich 5000 bis 10 000 ISKämpfer aus der einstigen IS-Hochburg Raka ins Euphrat-Tal zwischen Deir Essor und Al-Kaim abgesetzt.
Der Verlust von Raka, das nach 2014 als inoffizielle Hauptstadt des selbsterklärten „Kalifats“der ISMiliz diente, scheint nur noch eine Frage der Zeit. Die Einnahme von Tal Afar dürfte es der Anti-IS-Koalition ermöglichen, sich auf die Rückeroberung der verbliebenen IS-Gebiete in Syrien zu konzentrieren und den Druck auf die sunnitische Extremistengruppe weiter zu erhöhen.
Es wird aber erwartet, dass die Gruppe auch nach dem Verlust ihrer letzten Gebiete im Irak und in Syrien dort weiter im Untergrund aktiv bleiben wird. Wie zuletzt die Anschläge im spanischen Katalonien gezeigt haben, verüben Anhänger der Gruppe auch weiterhin Anschläge in Europa.
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