Debatte ja, Beleidigung nein
Und wieder gehen die Meinungen in einem sensiblen Themenbereich weit auseinander. Ein Kontoauszug der Donauwörther Sparkasse mit einer staatlichen Leistung an eine siebenköpfige Asylbewerberfamilie in Höhe von 1780 Euro hat im Internet zuletzt ziemlich hohe Wellen geschlagen.
Es sieht zunächst nach „PrivatStasi“aus – und das vor allem deshalb, weil Name und Anschrift des Kontoinhabers ungepixelt über den Äther gingen. Mindestens fahrlässig ist dieses Vorgehen. Die Familie wird seither schändlicherweise, vor allem von anonymen Schreibern im Netz, beschimpft, als würde es sich um Asylbetrüger handeln. Dass dies nicht der Fall ist, betont das Landratsamt DonauRies. Eine Debatte ist indessen nicht verwerflich, so sie denn auch dazu führte, die Zahlen vorurteilsfrei zu analysieren. Die verbreitete Annahme, dass Asylbewerber mitunter mehr bekommen als Einheimische, sie erscheint nach der Berechnung der Kreisbehörde im Fall M., die sich offenbar strikt an die Vorgaben des Gesetzes hält, ausgeräumt. Natürlich darf und muss man darüber reden, welche Leistungen in welcher Höhe denn angemessen, fair und gesellschaftlich vertretbar sind. Etwa ob angesichts der finanziellen „Magnetwirkung“im Zusammenhang mit weltweiten Wanderungsbewegungen vornehmlich Sachleistungen sinnvoller wären als Geldleistungen. Ja, darüber muss man reden dürfen, auch wenn das Verfassungsgericht darüber im Jahr 2011 – vor der großen Flüchtlingswelle – geurteilt hat. Was jedoch nicht sein kann und darf, ist, dass die betroffene Familie M. in sogenannten sozialen Netzwerken des Internets in indiskutabel entwürdigender Form an den Pranger gestellt wird – zumal sie in dieser Frage laut Amt überhaupt keine Straftat begangen hat. Andererseits wird wohl nun wieder von einigen der Vorwurf an die Zeitung erhoben, man unterstütze mit der Berichterstattung den sogenannten „Shitstorm“im Internet. Hierzu ist zu betonen, dass sich der Lokaljournalismus nicht vor vermeintlich unangenehmen Themen wegducken darf. Eine Heimatzeitung ist weder die „Prawda“von Politik und Behörden, noch ein Sprachrohr von Hassschreibern bei Facebook. Ohne Scheuklappen Hintergründe zu