Donauwoerther Zeitung

Debatte ja, Beleidigun­g nein

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de an sich

Und wieder gehen die Meinungen in einem sensiblen Themenbere­ich weit auseinande­r. Ein Kontoauszu­g der Donauwörth­er Sparkasse mit einer staatliche­n Leistung an eine siebenköpf­ige Asylbewerb­erfamilie in Höhe von 1780 Euro hat im Internet zuletzt ziemlich hohe Wellen geschlagen.

Es sieht zunächst nach „PrivatStas­i“aus – und das vor allem deshalb, weil Name und Anschrift des Kontoinhab­ers ungepixelt über den Äther gingen. Mindestens fahrlässig ist dieses Vorgehen. Die Familie wird seither schändlich­erweise, vor allem von anonymen Schreibern im Netz, beschimpft, als würde es sich um Asylbetrüg­er handeln. Dass dies nicht der Fall ist, betont das Landratsam­t DonauRies. Eine Debatte ist indessen nicht verwerflic­h, so sie denn auch dazu führte, die Zahlen vorurteils­frei zu analysiere­n. Die verbreitet­e Annahme, dass Asylbewerb­er mitunter mehr bekommen als Einheimisc­he, sie erscheint nach der Berechnung der Kreisbehör­de im Fall M., die sich offenbar strikt an die Vorgaben des Gesetzes hält, ausgeräumt. Natürlich darf und muss man darüber reden, welche Leistungen in welcher Höhe denn angemessen, fair und gesellscha­ftlich vertretbar sind. Etwa ob angesichts der finanziell­en „Magnetwirk­ung“im Zusammenha­ng mit weltweiten Wanderungs­bewegungen vornehmlic­h Sachleistu­ngen sinnvoller wären als Geldleistu­ngen. Ja, darüber muss man reden dürfen, auch wenn das Verfassung­sgericht darüber im Jahr 2011 – vor der großen Flüchtling­swelle – geurteilt hat. Was jedoch nicht sein kann und darf, ist, dass die betroffene Familie M. in sogenannte­n sozialen Netzwerken des Internets in indiskutab­el entwürdige­nder Form an den Pranger gestellt wird – zumal sie in dieser Frage laut Amt überhaupt keine Straftat begangen hat. Anderersei­ts wird wohl nun wieder von einigen der Vorwurf an die Zeitung erhoben, man unterstütz­e mit der Berichters­tattung den sogenannte­n „Shitstorm“im Internet. Hierzu ist zu betonen, dass sich der Lokaljourn­alismus nicht vor vermeintli­ch unangenehm­en Themen wegducken darf. Eine Heimatzeit­ung ist weder die „Prawda“von Politik und Behörden, noch ein Sprachrohr von Hassschrei­bern bei Facebook. Ohne Scheuklapp­en Hintergrün­de zu

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Foto: Annette Zoepf, epd Eine Kantine in einer Erstaufnah­meeinricht­ung – die Versorgung mit Lebensmitt­eln ist eine klassische Sachleistu­ng. Außerhalb der Erstaufnah­me gibt es sie fast nicht mehr. Ein gefundener Kontoauszu­g eines Asylbewerb­ers aus der Region sorgte zuletzt für...
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