Zwei lebensgefährliche Badeunfälle
Die Kreiswasserwacht kommt heuer auf über 2000 Einsatzstunden. Wie die Retter die sommerliche Badesaison abschließend bewerten
Wasserwacht zieht Bilanz des vergangenen Bade-Sommers: Der schlimmste Ernstfall blieb heuer erspart.
Landkreis Vom schlimmsten Ernstfall ist der Landkreis in dieser Badesaison verschont geblieben: Hatte es in den vergangenen Jahren mehrere tödliche Badeunfälle gegeben – unter anderem in Wemding am Gosheimer Weiher und in Mertingen bei einem Baggersee nahe Druisheim –, so ist diesen Sommer niemand ertrunken. „Allerdings war es zweimal ganz knapp“, berichtet Michael Dinkelmeier, Pressesprecher der Kreiswasserwacht Nordschwaben, in seiner Bilanz.
Er bezieht sich dabei auf zwei Vorfälle im Riedlinger Naherholungsgebiet in Donauwörth. Bereits Ende Mai schwamm ein 49-jähriger aus der Oberpfalz im hinteren kleinen Baggersee. Er bekam Muskelkrämpfe. Eine 28-Jährige aus Donauwörth erkannte die gefährliche Situation, schnappte sich am Ufer einen Rettungsring und ging in voller Montur ins Wasser. Dort reichte sie dem in Panik geratenen Mann den Ring und zog ihn daran aus dem See.
Hilfe benötigte auch ein 18-Jähriger aus Hamburg Ende Juli, der Verwandte in Donauwörth besuchte. Er schwamm mit seinen beiden Brüdern im See – zunächst zu der großen run- Plattform in dessen Mitte. Als die Männer anschließend zurückwollten, hatte der 18-Jährige plötzlich massive Probleme. Er bekam laut dem damals diensthabenden Wasserwachtler Eberhard Sünkel Muskelkrämpfe in einem Bein und einem Arm. Einem der Brüder gelang es, ihn zur weiter am Ufer gelegenen Plattform zu ziehen, die der Kiwanis-Club im vorigen Jahr installiert hatte. Helfer der Wasserwacht eilten dorthin und schafften den 18-Jährigen und seinen völlig erschöpften Bruder mit einem Rettungsbrett an Land.
Auch wenn alle Einsätze glimpflich ausgingen, hatten die Retter doch einiges zu tun. Meist mussten Badegäste mit Zeckenbissen, Bienenstichen, Verletzungen aufgrund von Scherben und anderen Problemen behandelt werden. Die Wasserwachten Donauwörth, Bäumenheim, Monheim, Wemding und Rain leisteten insgesamt zwischen Mai und September insgesamt 2015 Stunden ehrenamtliche Arbeit, um an den Gewässern und in den Freibädern die Erste Hilfe sicherzustellen.
„Es war zwar ein langer, aber kein zusammenhängender Sommer, wes- wegen viele Ortsgruppen auf weniger Stunden kamen als in anderen Jahren“, sagt Dinkelmeier. So kamen die Bäumenheimer heuer auf 300 Stunden, in Rain waren es 258 Stunden und in Monheim nur 35 Stunden. Das hängt mit den besonderen Umständen in diesem Jahr zusammen. Das Wasser im neuen Hallenbad wurde erst am 22. Mai abgelassen und das Personal ging anschließend in Urlaub, weswegen das Freibad nicht geöffnet werden könnte. Kommendes Jahr werde das Freibad wieder früher öffnen, versicherte Bürgermeister Günther Pfefferer im Frühjahr unserer Zeitung. Hinzu kommt, dass das Bad, anders als das in Donauwörth, nicht über eine Heizung verfügt und die Sonne das Wasser aufheizen muss. In Wemding kamen am Ende 284 Stunden zusammen. Spitzenreiter waren die Donauwörther mit 1140 Stunden.
Wie wichtig eine gute Infrastruktur für die Retter ist, zeigten auch die beiden brenzligen Situationen im Riedlinger Naherholungsgebiet. Die Stadt Donauwörth hatte erst im vergangenen Jahr dort vier Rettungsringe im Naherholungsgebiet platden ziert – auf Anregung der Wasserwacht. Darauf konnte die Retterin im Mai zurückgreifen. Auch die gespendete Plattform habe sich im Fall des jungen Mannes im Juli als „goldrichtig“erwiesen. Laut Dinkelmeier bemühen sich aktuell unter anderem die Retter in Bäumenheim und Rain darum, eine bessere Infrastruktur zu bekommen. „Vernünftige Räume, in denen Ausrüstung gelagert und Hilfe geleistet werden kann, sind wichtig“, so Dinkelmeier.
Besonders am Herzen liegt der Kreiswasserwacht Nordschwaben auch das Thema Prävention. „Wir waren mit den Ortsgruppen direkt bei den Badegästen am Baggersee und haben auf die Baderegeln sowie die Gefahren an und in Gewässern hingewiesen und versucht, die Badegäste zu sensibilisieren“, so der Pressesprecher. Auch in der kommenden Badesaison möchte die Kreiswasserwacht mit deren Ortsgruppen diese Aktion wieder durchführen und dann das Thema Schwimmfähigkeit in den Vordergrund rücken. Retter in den Hallen- und Freibädern sowie an den Seen beklagen seit einigen Jahren, dass es immer weniger sichere Schwimmer gebe und viele Badegäste die eigenen Fähigkeiten überschätzten.