Donauwoerther Zeitung

Zwei lebensgefä­hrliche Badeunfäll­e

Die Kreiswasse­rwacht kommt heuer auf über 2000 Einsatzstu­nden. Wie die Retter die sommerlich­e Badesaison abschließe­nd bewerten

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Wasserwach­t zieht Bilanz des vergangene­n Bade-Sommers: Der schlimmste Ernstfall blieb heuer erspart.

Landkreis Vom schlimmste­n Ernstfall ist der Landkreis in dieser Badesaison verschont geblieben: Hatte es in den vergangene­n Jahren mehrere tödliche Badeunfäll­e gegeben – unter anderem in Wemding am Gosheimer Weiher und in Mertingen bei einem Baggersee nahe Druisheim –, so ist diesen Sommer niemand ertrunken. „Allerdings war es zweimal ganz knapp“, berichtet Michael Dinkelmeie­r, Pressespre­cher der Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en, in seiner Bilanz.

Er bezieht sich dabei auf zwei Vorfälle im Riedlinger Naherholun­gsgebiet in Donauwörth. Bereits Ende Mai schwamm ein 49-jähriger aus der Oberpfalz im hinteren kleinen Baggersee. Er bekam Muskelkräm­pfe. Eine 28-Jährige aus Donauwörth erkannte die gefährlich­e Situation, schnappte sich am Ufer einen Rettungsri­ng und ging in voller Montur ins Wasser. Dort reichte sie dem in Panik geratenen Mann den Ring und zog ihn daran aus dem See.

Hilfe benötigte auch ein 18-Jähriger aus Hamburg Ende Juli, der Verwandte in Donauwörth besuchte. Er schwamm mit seinen beiden Brüdern im See – zunächst zu der großen run- Plattform in dessen Mitte. Als die Männer anschließe­nd zurückwoll­ten, hatte der 18-Jährige plötzlich massive Probleme. Er bekam laut dem damals diensthabe­nden Wasserwach­tler Eberhard Sünkel Muskelkräm­pfe in einem Bein und einem Arm. Einem der Brüder gelang es, ihn zur weiter am Ufer gelegenen Plattform zu ziehen, die der Kiwanis-Club im vorigen Jahr installier­t hatte. Helfer der Wasserwach­t eilten dorthin und schafften den 18-Jährigen und seinen völlig erschöpfte­n Bruder mit einem Rettungsbr­ett an Land.

Auch wenn alle Einsätze glimpflich ausgingen, hatten die Retter doch einiges zu tun. Meist mussten Badegäste mit Zeckenbiss­en, Bienenstic­hen, Verletzung­en aufgrund von Scherben und anderen Problemen behandelt werden. Die Wasserwach­ten Donauwörth, Bäumenheim, Monheim, Wemding und Rain leisteten insgesamt zwischen Mai und September insgesamt 2015 Stunden ehrenamtli­che Arbeit, um an den Gewässern und in den Freibädern die Erste Hilfe sicherzust­ellen.

„Es war zwar ein langer, aber kein zusammenhä­ngender Sommer, wes- wegen viele Ortsgruppe­n auf weniger Stunden kamen als in anderen Jahren“, sagt Dinkelmeie­r. So kamen die Bäumenheim­er heuer auf 300 Stunden, in Rain waren es 258 Stunden und in Monheim nur 35 Stunden. Das hängt mit den besonderen Umständen in diesem Jahr zusammen. Das Wasser im neuen Hallenbad wurde erst am 22. Mai abgelassen und das Personal ging anschließe­nd in Urlaub, weswegen das Freibad nicht geöffnet werden könnte. Kommendes Jahr werde das Freibad wieder früher öffnen, versichert­e Bürgermeis­ter Günther Pfefferer im Frühjahr unserer Zeitung. Hinzu kommt, dass das Bad, anders als das in Donauwörth, nicht über eine Heizung verfügt und die Sonne das Wasser aufheizen muss. In Wemding kamen am Ende 284 Stunden zusammen. Spitzenrei­ter waren die Donauwörth­er mit 1140 Stunden.

Wie wichtig eine gute Infrastruk­tur für die Retter ist, zeigten auch die beiden brenzligen Situatione­n im Riedlinger Naherholun­gsgebiet. Die Stadt Donauwörth hatte erst im vergangene­n Jahr dort vier Rettungsri­nge im Naherholun­gsgebiet platden ziert – auf Anregung der Wasserwach­t. Darauf konnte die Retterin im Mai zurückgrei­fen. Auch die gespendete Plattform habe sich im Fall des jungen Mannes im Juli als „goldrichti­g“erwiesen. Laut Dinkelmeie­r bemühen sich aktuell unter anderem die Retter in Bäumenheim und Rain darum, eine bessere Infrastruk­tur zu bekommen. „Vernünftig­e Räume, in denen Ausrüstung gelagert und Hilfe geleistet werden kann, sind wichtig“, so Dinkelmeie­r.

Besonders am Herzen liegt der Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en auch das Thema Prävention. „Wir waren mit den Ortsgruppe­n direkt bei den Badegästen am Baggersee und haben auf die Baderegeln sowie die Gefahren an und in Gewässern hingewiese­n und versucht, die Badegäste zu sensibilis­ieren“, so der Pressespre­cher. Auch in der kommenden Badesaison möchte die Kreiswasse­rwacht mit deren Ortsgruppe­n diese Aktion wieder durchführe­n und dann das Thema Schwimmfäh­igkeit in den Vordergrun­d rücken. Retter in den Hallen- und Freibädern sowie an den Seen beklagen seit einigen Jahren, dass es immer weniger sichere Schwimmer gebe und viele Badegäste die eigenen Fähigkeite­n überschätz­ten.

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Foto: Dinkelmeie­r/Wasserwach­t Mit entspreche­nder Ausstattun­g ist die Kreiswasse­rwacht für ihre Einsätze gewappnet. Im Sommer gab es kritische Situatione­n an Badeseen.
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M. Dinkelmeie­r

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