Tragische Bilanz eines Sturms
„Xavier“fordert sieben Menschenleben, darunter das der Journalistin und Politologin Sylke Tempel. Auch gestern war der Verkehr noch beeinträchtigt
Berlin Das große Aufräumen nach dem verheerenden Sturmtief „Xavier“, bei dem sieben Menschen ihr Leben verloren haben, dauert in den betroffenen Regionen Deutschlands an. Prominentes Opfer des Sturms ist die (auch aus Fernsehsendungen bekannte) Journalistin und PolitikExpertin Dr. Sylke Tempel, 54, Chefredakteurin der Zeitschrift
und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Sie hatte sich auf dem Rückweg von einer Veranstaltung in der Villa Borsig in Berlin, wo auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel anwesend gewesen ist, befunden. Als sie in einem Waldstück aus dem Auto ausstieg, um Äste wegzuräumen, wurde sie von einem umstürzenden Baum erschlagen.
Auch gestern waren die Folgen des Sturms noch vielerorts zu spüren. Vor allem der Bahnverkehr war im Norden und Osten der Republik erheblich eingeschränkt. Es werde mit Hochdruck geräumt, sagte Bahnsprecher Achim Stauß. Auf einigen Routen sei kein Zugverkehr möglich. Das betreffe vor allem die Strecken von Berlin nach Hannover, von Berlin nach Hamburg und von Hamburg in das Ruhrgebiet.
Der Flugverkehr an den Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel hatte sich im Laufe des gestrigen Tages weitgehend normalisiert. „Xavier“war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) einer der schlimmsten Stürme der vergangenen Jahrzehnte. Er war am Donnerstag vor allem über den Norden und Osten Deutschlands hinweggefegt. In Brandenburg stürmte er mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 122 Stundenkilometern am heftigsten. Besonders schwer betroffen waren zudem Berlin, Hamburg und MecklenburgVorpommern.
„Xavier“hatte aber auch in Bayern für Verkehrsbehinderungen gesorgt. Bahnreisende mussten gestern im Freistaat mit Verzögerungen leben, am Donnerstag hatte es zahlreiche Verkehrsunfälle gegeben.
„Die Züge, die im Norden stehen, fehlen in Bayern“, sagte Michael-Ernst Schmidt von der Deut- schen Bahn. Am Nachmittag nahm das Verkehrsunternehmen den Fernverkehr von Berlin Richtung Leipzig und weiter nach München wieder auf. Dennoch war weiter mit Verspätungen zu rechnen. Der Regionalverkehr lief nach Angaben der Deutschen Bahn hingegen reibungslos. Auf Bayerns Straßen führte das Unwetter am Donnerstag zu einigen Unfällen. In Raderstetten (Landkreis Aichach-Friedberg) verletzte sich ein Bauarbeiter beim Sturz von einem Gerüst schwer. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, hatte eine Windböe ein Betonsilo, das an einen Kran angehängt war, gegen das Gerüst gedrückt. Es fiel dadurch um und der 40-Jährige stürzte vier Meter in die Tiefe. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert, war aber nicht in Lebensgefahr.