Weit mehr als nur eine Straße
Die frisch sanierte Rainer Schlossstraße ist jetzt wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Doch nicht nur der Verkehr soll künftig wieder durchfahren können. Es gibt Pläne, wie sie insgesamt stärker belebt werden könnte
Rain Die Schlossstraße in Rain ist mehr als nur eine Straße. Darüber waren sich gestern bei der Eröffnung der frisch sanierte Meile alle einig. Sie verbindet natürlich Süden und Norden, Hauptstraße und Schloss – aber eben auch mehr. Auf ihr sind ab sofort naturgemäß wieder Autos, Fahrräder und Fußgänger unterwegs – aber eben nicht nur das. Sie soll vielmehr Menschen miteinander verbinden, soll künftig stärker mit Leben erfüllt werden. Feste und Märkte sollen ihr Flair verleihen – wie beispielsweise die Schlossweihnacht im Dezember. Diesen Wunsch äußerten gestern unisono alle Redner. Allen voran Bürgermeister Gerhard Martin, der feststellte: „Die Stadt lebt, wenn die Straßen und Plätze nicht nur als Fahrbahn und Parkplatz verstanden werden.“
In der Tat lädt das neue Erschei- nungsbild dazu ein, die Fantasie spielen zu lassen: Die zuletzt schadhafte, aufgerissene, immer wieder geflickte Asphaltoberfläche ist einem hellen Pflaster aus Granitsteinen gewichen. Die schmalen Gehsteige sind komplett weggefallen zugunsten von Barrierefreiheit. Geparkt werden darf nur noch einseitig. Und so wirkt das Ganze optisch breiter mit Platz für Buden, Stände, Straßencafés und so manches mehr. Die „gute Stube“der Stadt Rain ist um eine attraktive Fläche reicher geworden.
Aber auch unterirdisch ist die Flaniermeile aufgewertet worden. „Was man heute nicht mehr sieht“, so Bürgermeister Martin, „ist das Ergebnis der Arbeiten im Untergrund, nämlich Wasserleitungsneubau, Kanalerneuerung, Strom für die Marktversorgung, Breitbanderschließung und Telekommunikation.“
Martin lobte beim Eröffnungsakt das Zusammenwirken vieler Kräfte. Der Stadtrat, der nach kontrovers geführten Debatten letztlich den Weg frei gemacht hatte, Planungsbüro und Handwerker, die Regierung von Schwaben, Anwohner, Rathaus- mitarbeiter und andere Beteiligte mehr hätten alle an einem Strang gezogen und den Erfolg ermöglicht.
Ein Glücksfall für Rain war es, mit dem Sanierungsprojekt Schlossstraße in das Städtebauförderungsprogramm der Regierung von Schwaben zum Thema Denkmalschutz aufgenommen zu werden. Von dort flossen Zuschüssen, weil die ehemalige Grenzstadt zwischen Bayern und Schwaben mit ihrem Altstadtensemble als besonders erhaltenswert gilt, wie Leitende Baudirektorin Christine Schweiger vom Sachgebiet Städtebau erklärte. Die Altstadt liege im Spannungsfeld zwischen Erhalt und Fortentwicklung und so sei dieses „Entree zum Schloss“ein wunderbarer Mittelpunkt geworden.
Christine Schweiger ermutigte Haus- und Grundstückseigentümer der Schlossstraße, nun auch aktiv zu werden: „Vielleicht folgen noch private Gebäudesanierungen.“Die Gelder der Städtebauförderung sind nach ihren Worten auch für Privatleute gedacht. „Nehmen Sie die Chancen wahr, die sich daraus ergeben“, appellierte sie an Anwohner.
Neben zahlreichen Anliegern der Schlossstraße waren auch die Mädchen und Buben des Kindergartens gekommen, um ein Lied zu singen, wie auch ein Ensemble der Stadtkapelle, das mit Bläserklängen umrahmte. Auch die beiden Ortsgeistlichen, der katholische Pfarrer Jörg Biercher und sein evangelischer Kollege Bernhard Werner spendeten den ökumenischen Segen.
Und zu guter Letzt stellt Zweiter Bürgermeister Leo Meier fest: „Die Auseinandersetzungen um diesen guten Weg haben sich gelohnt.“Denn diese Straße verbinde nicht zuletzt auch Gegenwart und Zukunft für alle, die später daran weiterbauen wollen. Für die Bürgerschaft sei es ein Glück, „dass sie die Chance hat, ihre Stadt immer wieder neu zu gestalten.“