Der Begründer der Fatimatage
Ein mutiger Pfarrer aus Lechsend ergriff in schwierigen Zeiten die Initiative
Marxheim Lechsend An der Kapelle „Maria am Weg“in Lechsend findet am morgigen Sonntag um 14 Uhr eine Marienandacht statt, zu der die Pfarrangehörigen von Lechsend und den umliegenden Ortschaften sowie alle Fatimafreunde eingeladen sind. Bei schlechter Witterung findet die Andacht in der Pfarrkirche St. Vitus statt. Die Marienkapelle liegt am Ortsrand von Lechsend nahe an der Straße nach Marxheim.
Der Anlass ist die 100-Jahr-Feier der Marienerscheinungen im portugiesischen Wallfahrtsort Fatima. Sie fanden bekanntlich vom 13. Mai bis 13. Oktober 1917 insgesamt sechsmal statt. Am 13. Mai 2017 weilte zum 100-jährigen Jubiläum auch Papst Franziskus in Fatima, wo mehr als eine halbe Million Menschen versammelt waren. Während der Jubiläumsmesse sprach er die beiden Seherkinder Jacinta und Francisco heilig.
In der Wallfahrtsbasilika Wemding finden seit 1933 die sogenannten Fatimatage statt. Am 30. Januar 1933 begann in Deutschland die Hitlerdiktatur und die nationalso- zialistische Terrorherrschaft. In der zweiten Hälfte dieses Jahres wurde – ganz unauffällig – der erste Fatimatag in der Wemdinger Wallfahrtskirche „Maria Brünnlein“gefeiert. Initiator und Begründer der Fatimatage war der Priester Bartholomäus Eisenlohr. Er war von 1921 bis 1934 Pfarrer in Lechsend. Unterstützt wurde er in diesem vom NS-Regime argwöhnisch betrachteten Vorhaben von seinem Bruder, dem Lehrer Franz Eisenlohr. Pfarrer Eisenlohr konnte derweil nicht ahnen, dass seine Initiative eine so nachhaltige und erstaunliche Wirkung haben würde. Er wollte, dass die Botschaft von Fatima noch mehr bekannt wird. Das Tagblatt für Wemding und
berichtet, dass am 13. September 1933 Pfarrer Eisenlohr mit 60 Pilgern aus den Pfarreien Lechsend und Altisheim am Gnadenaltar der Wallfahrtskirche die heilige Messe gefeiert habe. Die Wallfahrer kamen zu Fuß nach Maria Brünnlein, auch in den folgenden Monaten.
Die von den Gebrüdern Eisenlohr ins Leben gerufenen Fatimatage in Wemding fanden rasch großen Zuspruch bei der Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung. Pfarrer Eisenlohr starb 1963 in Donaualtheim bei Dillingen.
Den nationalsozialistischen Machthabern waren die Fatimatage ein Dorn im Auge. Sie wollten ihnen deshalb ein Ende bereiten. Am 1. Juni 1938 wurden sie sogar verboten. Der damalige Wemdinger Stadtpfarrer Johann Forster widersetzte sich mutig diesem Verbot. Die Fatimatage kamen auch nicht während des Zweiten Weltkriegs zum Erliegen.
Bisher haben in 84 Jahren rund 1000 Fatimatage stattgefunden, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. An diesem Sonntag hält der ehemalige Stadtpfarrer von Wemding, Monsignore Herbert Lang, in Lechsend die Andacht und die Predigt.