„Das wäre absolut legendär“
Interview Am Samstag will Triathlet Jan Frodeno seinen Titel auf Hawaii verteidigen. Er ist sogar auf einen Endspurt vorbereitet. Trotz aller Qualen gibt es auch Momente des Genießens
Ist es kurz vor dem Rennen etwa so ein Gefühl wie in der Schule am Abend vor einer Klassenarbeit: Ich habe alles getan, was jetzt kommt, liegt nicht mehr allein in meinen Händen?
Jan Frodeno: Das ist mir in der Schule so nie passiert. Da wusste ich eigentlich, dass ich nie alles gemacht hatte. Hier fühle ich mich deutlich besser, weil ich weiß, dass ich gut vorbereitet bin. Ich habe die Sachen umgesetzt, die ich im Vergleich zum vergangenen Jahr ändern wollte. Jetzt muss ich noch die letzten Stunden abwarten, ehe ich Gas geben kann.
Welche Veränderungen sind das? Frodeno: Das geht größtenteils in die Trainingsmethodik rein. Es ist kein Geheimnis, dass ich im europäischen Sommer immer bessere Leistungen abgeliefert habe als dann auf Hawaii. Ich wollte gerade auf dem Rad einiges umstellen – das haben wir ganz gut gemacht. Auch hier in der Anpassung habe ich vom Umfang her deutlich mehr trainiert als sonst. Und ich habe ein gutes Gefühl dabei.
Sie haben ihre Siege in diesem Jahr relativ konkurrenzlos geholt. War das eine bewusste Terminplanung mit Blick auf den Höhepunkt Hawaii? Frodeno: Das ist natürlich schon ein bisschen der Hintergedanke gewesen. Ich habe mir den Rennkalender allerdings eher danach ausgesucht, welche Rennen ich mal machen wollte. Der Ironman in Klagenfurt ist eine Kultveranstaltung, die es schon seit Jahren gibt. Dass sich in diesem Jahr sonst keiner der potenziellen WM-Rivalen) dafür angemeldet hat, dafür kann ich ja nichts.
Wen halten Sie für ihre ärgsten Konkurrenten neben Sebastian Kienle und Patrick Lange, die vor einem Jahr auf die Plätze zwei und drei gekommen sind?
Frodeno: Ich versuche, davon wegzukommen, dass sich jeder seinen Lieblingsrivalen oder seine Lieblingsgruppe raussucht. Jeder von meinen Konkurrenten sagt, dass ich die Zielscheibe auf dem Rücken habe. Es war aber immer so, dass der Schuss nach hinten losging, wenn ich mich auf einen versteift habe. Natürlich rechne ich aber mit Sebi, auch mit Patrick Lange und Patrik Nilsson. Der Kanadier Lionel Sanders hat sich einiges vorgenommen. Die Amerikaner sollte man auch nicht unterschätzen.
Rechnen Sie mit einem Rennen, das womöglich erst auf den letzten Metern entschieden wird?
Frodeno: Ich bin auf jeden Fall so vorbereitet. Die Weltspitze rückt immer dichter zusammen. Da kann das schon mal passieren. Teil eines Zielsprints auf dem Ali’i Drive zu sein, wäre absolut legendär.
Wieviel Genuss und Mythos Hawaii ist bei all der Quälerei für Sie noch dabei? Frodeno: Wenn ich den Mythos Hawaii mal für mich habe, ist es nach wie vor das Größte. Ich habe viele positive Erlebnisse hier gehabt und viele positive Erinnerungen an die Insel. Es ist immer noch so, dass ich beim Sonnenauf- oder Sonnenuntergang gern mal anhalte, ihn mir anschaue und genieße.