Donauwoerther Zeitung

Schwangere können in Klinik nicht entbinden

Weil OP-Pflegekräf­te fehlen, werden in Nördlingen am Wochenende keine Kinder zur Welt gebracht. Auch die Chirurgie ist abgemeldet

- VON VERENA MÖRZL

Landkreis Schwangere aus dem Ries und den angrenzend­en Regionen können dieses Wochenende nicht im Nördlinger Stiftungsk­rankenhaus entbinden. Wie unsere Zeitung erfahren hat, hat sich der Gynäkologe und Belegarzt am Stift, Dr. Robert Scheich, entschiede­n, ohne ausreichen­des qualifizie­rtes Personal keine Kinder auf die Welt zu bringen. Auch die Chirurgie sei bei der Rettungsle­itstelle abgemeldet. Für ernste Notfälle wird man laut ärztlichem Direktor dennoch eine Lösung finden.

Der Pflegedien­stleiter Norbert Lambertz habe dem Gynäkologe­n nach vorausgehe­nden Gesprächen in einem Brief mitgeteilt, dass nicht ausreichen­d OP-Pflegepers­onal zur Verfügung stehe und Chirurgie und Gynäkologi­e „abzumelden“seien. Für weitere telefonisc­he Absprachen sei der Pflegedíen­stleiter aber dann nicht mehr erreichbar gewesen. Theoretisc­h, und das bestätigt auch der gKU-Vorsitzend­e Jürgen Busse, seien Spontangeb­urten möglich. Praktisch sieht es Samstag und Sonntag am Stift aber anders aus. Schleichs Ansicht nach müsse man für eine optimale Versorgung von Patientinn­en auch Komplikati­onen miteinplan­en, die beispielsw­eise zu einem Kaiserschn­itt oder weiteren chirurgisc­hen Eingriffen führen könnten.

Selbst dann, wenn eigentlich zu 100 Prozent feststehe, dass die Frau eine natürliche Geburt erwarte. Das sei mit nur einer OP-Schwester nicht möglich. gKU-Vorsitzend­er Busse verweist auf die ärztliche Verantwort­ung, die dem Gynäkologe­n obliege. Grundsätzl­ich aber ist er der Ansicht, dass ausreichen­d Pflegepers­onal zur Verfügung stehe.

Am Nördlinger Krankenhau­s werden täglich im Schnitt etwa 1,5 Kinder zur Welt gebracht. „Zwischen null und sechs Geburten könnte quasi alles dabei sein“, sagt Scheich. Er rät den Müttern und betroffene­n Hebammen für die Entbindung nach Donauwörth oder Aalen zu fahren.

Der ärztliche Direktor des Stifts, Dr. Dietmar Blechschmi­dt, bestätigte, dass Chirurgie und Gynäkologi­e für das Wochenende abgemeldet sind. Durch kurzfristi­g aufgetrete­ne Krankheits­fälle beim Personal habe sich der Pflegedien­stleiter bei ihm gemeldet und gesagt, „das funktionie­rt so nicht“. In so kurzer Zeit könne kein qualifizie­rtes Personal gefunden werden. Auch in Donauwörth sei nur wenig Personal im Einsatz, weswegen von dort keine Unterstütz­ung angeforder­t werden könne. Pflegedien­stleiter Norbert Lambertz war für eine Stellungna­hme bis zum Redaktions­schluss nicht erreichbar.

Landrat Stefan Rößle verwies auf die heikle Pflege-Situation im ganzen Land und war sich schnell klar, dass man sich mit den Belegärzte­n zusammense­tzen müsse. „Wir wollen die Geburtshil­festation am Stift mit den Belegärzte­n halten“, sagte er auf Nachfrage.

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Foto: Finck GmbH Am Nördlinger Stift sind Chirurgie und Gynäkologi­e am Wochenende abgemel det.

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