Neue Mähnen braucht das Land
Es klingt wie eine Reise in die Vergangenheit, als Blumenkinder lustvoll Tabus brachen, Frauen lautstark für Gleichberechtigung kämpften und die Beatles offenbar alle zum selben Friseur gingen. Doch es ist die Gegenwart. Ja sogar die Zukunft – wenn man den bayerischen Friseuren glaubt, die in Nürnberg die neuesten Trends zur Schau stellen und sich dabei am Vokabular der wilden 60er vergreifen. Da ist von Befreiung (vom langen Haar der Frau) die Rede, von mehr Individualität und Inspiration auf dem Kopf und von der Rückkehr zum gewagten Männer-Pony à la McCartney.
Nun erscheint es gewagt, aus der Haarmode Rückschlüsse auf das Leben im Allgemeinen und speziell im Politischen zu ziehen – oder auch anders herum. Denn dann würde es auf deutschen Köpfen anders aussehen. Nimmt man die Bundestagswahl als Grundlage, gibt es mehr Mut zur Farbe. Schwarz, gelb, grün, rot, noch röter oder neuerdings auch blau – alles ist möglich, gerne auch in gewagten Kombinationen. Den Scheitel tragen die meisten Deutschen eher mittig, allerdings ist ein Rechtsruck zu erkennen. Fast 13 Prozent bekennen sich zum Seitenscheitel am äußeren rechten Rand der Stirn. In Bayern wird derweil über die Länge des Haupthaares diskutiert. Während sich die einen für eine klare Obergrenze aussprechen, wollen andere die alten Zöpfe ganz abschneiden. Geht es nach ihnen, soll der Mähne des bayerischen Löwen ein neuer Schnitt verpasst werden. Vielleicht sollten die Politiker ja mal bei den Friseuren nachfragen, wie so etwas geht.