Hört, hört!
Warum öffentlich-rechtliche Kanäle auf allen Plattformen sein wollen
I m Streit um eine Reform des gebührenfinanzierten öffentlichrechtlichen Rundfunks stehen die TV-Sender ARD und ZDF im Vordergrund. Dabei geht es auch um die Hörfunk-Kanäle. So kritisierte schon vor Beginn der Medientage München am Dienstag der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Siegfried Schneider, dass viele öffentlichrechtliche Angebote nicht von privaten zu unterscheiden seien.
Der schwäbische CSU-Medienstaatssekretär Franz Josef Pschierer legte am Mittwoch während des „Audiogipfels“nach. Er sehe die „Angebotserweiterung“der Öffentlich-Rechtlichen mit Sorge. „Man fragt sich, ob es so eine Vielzahl von Angeboten geben muss.“
Walter Schmich, beim BR zuständig für Bayern 1, Bayern 3 und
Puls, antwortete ihm unmissverständlich: „Wenn wir nicht mehr auf Social-Media-Kanälen sein dürfen, dann kann man uns gleich den Stecker ziehen, dann ist die Zukunft für uns verloren.“In den Netzwerken seien schließlich junge Hörer. Heftigen Widerspruch erntete Pschierer auch auf seine Aussage, dass am Digitalradio DAB+ kein
Weg vorbeiführe: „Mit zunehmender Verbreitung über DAB+ muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk daher seine UKW-Frequenzen Schritt für Schritt aufgeben.“Frei werdende Frequenzen müssten abgeschaltet werden. Zudem sprach sich Pschierer dagegen aus, Privatsender bei der Umstellung auf Digitalradio zu subventionieren.
Jetzt über eine UKW-Abschaltung zu sprechen sei der „nackte Wahnsinn“, sagte Ina Tenz, Programmdirektorin des Privatsenders Antenne
Bayern. „Wir können alle die Lichter ausmachen, egal ob öffentlich-rechtlich oder privat, wenn UKW abgeschaltet wird.“Über das nach wie vor marktbeherr- schende analoge UKW-Radio werde Geld verdient. Weiteren Gesprächsund Sprengstoff lieferte dann eine am Donnerstag von der Unternehmensberatung Schickler vorgestellte Prognose. Der zufolge drohe kleinen Lokalsendern in Bayern das Aus und allen privaten Radiosendern im Freistaat eine Halbierung ihrer Reichweite bis zum Jahr 2022. Hauptgrund: Der BR will seinen digitalen Jugendkanal Puls von 2018 an auf der bisherigen UKW-Frequenz von BR-Klassik ausstrahlen. (wida)