Wenn’s weihnachtet im Windkanal
Jetzt ist erforscht, wie sturmfest die großen Christbäume so sind
Aachen Nun schweben sie wieder von riesigen Kränen auf die Marktplätze der Republik: stattliche Nadelbäume, die in den nächsten Wochen als Leuchttürme der Vorweihnachtszeit strahlen und um die sich die Glühweintrinker scharen. Aber was ist, wenn Sturm aufkommt? Hält der Baum? Diese Advent-Frage hat besorgten Forschern der Fachhochschule Aachen keine Ruhe gelassen. Sie haben ein Exemplar im Windkanal getestet und, schöne Bescherung, kommen zu beunruhigenden Ergebnissen:
Ein zehn Meter hoher Christbaum müsse mit etwa 10000 bis
12 000 Kilogramm Gewicht verankert werden, damit er bei kräftigem Wind nicht umkippt! Anders als in der Natur seien Christbäume auf dem Weihnachtsmarkt stark fixiert und könnten nicht so nachgeben wie ein im Erdreich verwurzelter Baum, erklärt Professor Frank Janser. „Die können sich nicht verbiegen. Wenn die einzeln auf den Märkten stehen und so starr bleiben, dann haben die einen hohen Widerstandsbeiwert.“Dieser Wert ist ein Maß für den Strömungswiderstand eines Gegenstandes. Der Versuch wurde auf Bitten der Stadt Aachen in einem Windkanal der Hochschule durchgeführt. Die 1,20 Meter lange Spitze einer Nordmanntanne wurde Windgeschwindigkeiten von über 80 Kilometern pro Stunde ausgesetzt. „Damit die nicht so nadelt, wurde die Tanne vorher mit Klarlack eingesprüht“, sagt Janser. Das Ergebnis lasse sich auf große Bäume hochrechnen. Der gemessene Widerstandswert (cwWert) liegt demnach bei rund 0,8 und ist überraschend sogar noch etwas schlechter als bei modernen Lkw. Dass nun Lkw statt Nadelbäume geschmückt werden, ist nicht zu erwarten. Aber es kann sein, dass Städte nun ihre Outdoor-Weihnachtsbäume fester zurren und untenrum noch ein paar Tonnen nachlegen.