Rechenkünstler dringend benötigt
Die Meisterschaft lässt sich nicht an den ersten Spieltagen einer Saison gewinnen, wohl aber verlieren. Ähnliches gilt für den Abstieg. Am Tabellenende schaut alles nach einem Feldversuch des 1. FC Köln aus, den frühestmöglichen Zeitpunkt zu ermitteln, um den Klassenerhalt abzuschreiben. Verläuft eine Bundesliga-Saison in den üblichen Bahnen, greift der abgeschlagene Tabellenletzte erst Ende März auf die Floskel zurück, alles geben zu wollen, so lange rechnerisch noch irgendwas möglich sei. Am Rhein aber sind jetzt schon allerlei Rechenkünste gefragt. Selbstverständlich ist es bei noch 22 Spieltagen möglich, die notwendigen Punkte zu sammeln. Spezialisten auf dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitsrechnung würden aber wohl kein Geld auf eine Wette platzieren, wonach jenes Team die Klasse hält, das nach zwölf Partien zwei Zähler gesammelt hat.
Würden die Niederlagen der Kölner doch wenigstens ausschließlich auf Pech und missgünstigen Schiedsrichtern beruhen, ließe sich zumindest glauben, das Blatt könne sich nochmals wenden. Nun hat der Tabellenletzte bislang tatsächlich wenig Glück mit den Entscheidungen der Unparteiischen auf dem Platz und vor dem Monitor. Allerdings läuft eben jedes Hadern mit dem Schicksal ins Abseits bei lediglich vier geschossenen Toren in zwölf Partien und armseligen Leistungen wie jener gegen Mainz.
Dass Trainer Peter Stöger sich seines Arbeitsplatzes noch recht sicher sein kann, hängt mit seinem verdienstvollen Wirken in der Vergangenheit zusammen – und damit, dass offenbar keinem anderen Coach zugetraut wird, das Team zu besseren Leistungen zu führen. Das allerdings spricht nicht für einen fein komponierten Kader.
Anders verhält es sich in Dortmund, wo nur die wenigsten an den Fähigkeiten der Spieler, wohl aber am Trainer zweifeln. Weil die Mannschaft von Peter Bosz binnen weniger Wochen einen Vorsprung von fünf Punkten in einen NeunZähler-Rückstand auf den FC Bayern verwandelte, ist nicht sicher, ob der Holländer an Weihnachten noch Angestellter des BVB ist. Mit Jobs ist es wie mit Meisterschaften. Sie können zu jedem Zeitpunkt verspielt werden.