Donauwoerther Zeitung

Auf die Waldbauern kommt einiges zu

Forstwirte kämpfen auch gegen den Borkenkäfe­r, müssen mittelfris­tig wohl einen Waldumbau bewältigen und haben ein politische­s Thema, das die Gemüter besonders erregt. BBV-Obmann Götz jedenfalls will „scharf schießen“

- VON HELMUT BISSINGER

Nicht nur der Biber ist ein Ärgernis für die Waldbauern. Auch Nationalpa­rk, Borkenkäfe­r und mehr erhitzen die Gemüter.

Wemding „Die Herausford­erungen werden immer größer!“Das sagt ein Waldbauer aus Laub. Er hat gerade mal etwas mehr als einen Hektar Privatwald zu bewirtscha­ften. Diesen zu pflegen und zu hegen, war die Aufgabe seiner Vorfahren. Und damit sei es gut gewesen, fügt er an. Doch die Forstwirte seiner Generation haben vielfältig­e Probleme am Hals: den Biber, den Borkenkäfe­r, einen mittelfris­tig notwendige­n Waldumbau und den Kampf gegen einen ungeliebte­n Nationalpa­rk Donau-Auen.

Eigentlich müssten die Waldbauern angesichts relativ guter Preise sorgenfrei sein. Doch der geplante Nationalpa­rk erregt die Gemüter, ebenso wie die starke Biber-Population. „Gut, dass man reagiert hat“, sagt Alois Michel (Harburg), der Vorsitzend­e der Waldbauern­vereinigun­g (WBV), zur „von der Politik verbessert­en Fangmöglic­hkeit von Bibern“. Aber immer noch gehe man davon aus, dass es im Landkreis rund 2000 Biber gibt.

Wemdings Bürgermeis­ter Martin Drexler spricht bei der Versammlun­g der Waldbauern in der „Wallfahrt“den Forstwirte­n aus der Seele. „Es gibt zu viel Reglementi­e- zu viele Vorschrift­en“, bemängelt das Stadtoberh­aupt. Die rund 300 Waldbauern stimmen zu. Und nicht nur die, sondern auch der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes, Karl-Heinz Götz. Er nutzt die Gelegenhei­t, um darauf hinzuweise­n, dass von den 106000 Hektar Landkreis-Fläche rund ein Drittel mit Wald bedeckt sei. Götz wiederholt seine Forderung, dass man keinen Nationalpa­rk DonauAuen nötig habe. „Bis zum Schluss“werde man sich dagegen wehren. Götz: „Wenn es sein muss, müssen wir halt scharf schießen.“Spontan verteilt er Unterschri­ftslisten gegen das Vorhaben.

Zu einem fairen Umgang in der Diskussion um den Nationalpa­rk mahnt Vize-Landrat Reinhold Bittner. „Nüchtern“solle man das Thema betrachten. „Eine Gebietskul­isse“, also eine Festlegung auf ein Areal entlang der Donau im Landkreis, „gibt es nicht“, versucht auch Wolfgang Fackler zu beruhigen. Der Landtagsab­geordnete bezeichnet­e seine Haltung zu den Plänen der Staatsregi­erung „skeptisch und sehr zurückhalt­end“. Er sei guter Hoffnung, dass der Nationalpa­rk letztlich am zweiten zur Wahl stehenden Standort entstehen werde, nämlich in der Rhön. „Auch dort wir keinen Nationalpa­rk“, konterte Alois Michel.

Vor noch größeren Problemen mit dem Borkenkäfe­r warnt ForstBerei­chsleiter Peter Birkholz vom Amt für Landwirtsc­haft und Forsten und Nördlingen. Ein regenarmes Frühjahr genüge, „und es wird katastroph­al“. In diesem Jahr sei man, wie er es formuliert, sehr knapp an der vierten Generation des Borkenkäfe­rs vorbeigesc­hlittert. Aber auch andere Insekten bereiteten Probleme: die sogenannte „Eirung, chen-Frasgesell­schaft“, zu der auch der Eichenproz­essionsspi­nner zählt.

Am Beispiel des Mertinger Waldes zeigt Birkholz auf, dass es zunehmend schwer sei, kleine oder schlecht ausgeformt­e Parzellen von Privatwald zu bewirtscha­ften. Er rät dazu, die starke Besitzzers­plitterung zu bereinigen, weil die Erschließu­ng mit großem Gerät schwierig sei. „Eine bedarfsger­echte Erschließu­ng der Grundstück­e ist teilweise unmöglich.“Birkholz empfiehlt eine Wald-Flurberein­igung. Den meisten Besuchern der Versammlun­g fehlt aber der Glaube daran, dass sich diese Vision des Forstbeamt­en erfüllen werde.

Geschäftsf­ührer Stefan Wurst macht klar, dass die Brennholzv­ermarktung nicht mehr so einfach wie noch vor Jahren sei. „Angespannt“nannte er die Vermarktun­g von Hackschnit­zeln. Es sei zu viel Material auf dem Markt. Wurst, der sich in der Geschäftss­telle des Verbandes sein bisheriges Aufgabenge­biet künftig mit Geschäftsf­ührer Michael Hagenheime­r teilt, freut sich, dass der Winterprei­s für Holz-Festmeter mit 87 Euro fast auf dem Vorjahresn­iveau gehalten worden sei.

„Der Neue ist der Alte“ließen sich die Neuwahlen umschreibe­n. Und doch gab es eine zukunftswe­ibrauchen sende Änderung in der Vorstandsc­haft. Alois Michel wurde für weitere zwei Jahre als Vorsitzend­er bestätigt, ebenso sein Stellvertr­eter Willi Weber (Monheim). Nun gibt es aber auch noch eine dritte Vorsitzend­e: Röglings Bürgermeis­terin Maria Mittl. Sie will sich in die Materie einarbeite­n und könnte, wie zwischen den Zeilen angedeutet wurde, in der nächsten Wahlperiod­e den Vorsitz der Vereinigun­g übernehmen.

Sie würde dann in zwei Jahren als erste Frau einen Verband übernehmen, der mehr und mehr Waldverträ­ge registrier­t. Bereits 1524 Hektar an Waldfläche in Nordschwab­en werden aktuell von Förstern betreut.

Aus dem Jahresabsc­hluss, erstmals von Werner Fuchs (Oettingen) vorgetrage­n, ging hervor, dass die Organisati­on in diesem Jahr bei einem Umsatz von etwas mehr als drei Millionen Euro (erzielt durch die Vermarktun­g von knapp 48000 Festmeter Holz) am Ende sogar rund 20000 Euro Verlust hinnehmen musste. Die Waldbesitz­ervereinig­ung Nordschwab­en zählt 1994 Mitglieder. 2018 könnte man die 2000er-Marke knacken. Bereits jetzt ist die WBV Nordschwab­en die größte Forstbetri­ebsgemeins­chaft in Schwaben.

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Foto: Xaver Habermeier Die starke Biber Population in den heimischen Wäldern macht den Waldbauern im Landkreis wegen der Schäden zu schaffen und war auch ein Thema der jetzigen Versammlun­g.
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Foto: Bissinger Alois Michel (links) führt die Waldbau ern weiter an. Zweiter Vorsitzend­er ist Willi Weber und neu gibt es auch eine Dritte Vorsitzend­e, Röglings Bürger meisterin Maria Mittl.

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