Auf die Waldbauern kommt einiges zu
Forstwirte kämpfen auch gegen den Borkenkäfer, müssen mittelfristig wohl einen Waldumbau bewältigen und haben ein politisches Thema, das die Gemüter besonders erregt. BBV-Obmann Götz jedenfalls will „scharf schießen“
Nicht nur der Biber ist ein Ärgernis für die Waldbauern. Auch Nationalpark, Borkenkäfer und mehr erhitzen die Gemüter.
Wemding „Die Herausforderungen werden immer größer!“Das sagt ein Waldbauer aus Laub. Er hat gerade mal etwas mehr als einen Hektar Privatwald zu bewirtschaften. Diesen zu pflegen und zu hegen, war die Aufgabe seiner Vorfahren. Und damit sei es gut gewesen, fügt er an. Doch die Forstwirte seiner Generation haben vielfältige Probleme am Hals: den Biber, den Borkenkäfer, einen mittelfristig notwendigen Waldumbau und den Kampf gegen einen ungeliebten Nationalpark Donau-Auen.
Eigentlich müssten die Waldbauern angesichts relativ guter Preise sorgenfrei sein. Doch der geplante Nationalpark erregt die Gemüter, ebenso wie die starke Biber-Population. „Gut, dass man reagiert hat“, sagt Alois Michel (Harburg), der Vorsitzende der Waldbauernvereinigung (WBV), zur „von der Politik verbesserten Fangmöglichkeit von Bibern“. Aber immer noch gehe man davon aus, dass es im Landkreis rund 2000 Biber gibt.
Wemdings Bürgermeister Martin Drexler spricht bei der Versammlung der Waldbauern in der „Wallfahrt“den Forstwirten aus der Seele. „Es gibt zu viel Reglementie- zu viele Vorschriften“, bemängelt das Stadtoberhaupt. Die rund 300 Waldbauern stimmen zu. Und nicht nur die, sondern auch der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Karl-Heinz Götz. Er nutzt die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass von den 106000 Hektar Landkreis-Fläche rund ein Drittel mit Wald bedeckt sei. Götz wiederholt seine Forderung, dass man keinen Nationalpark DonauAuen nötig habe. „Bis zum Schluss“werde man sich dagegen wehren. Götz: „Wenn es sein muss, müssen wir halt scharf schießen.“Spontan verteilt er Unterschriftslisten gegen das Vorhaben.
Zu einem fairen Umgang in der Diskussion um den Nationalpark mahnt Vize-Landrat Reinhold Bittner. „Nüchtern“solle man das Thema betrachten. „Eine Gebietskulisse“, also eine Festlegung auf ein Areal entlang der Donau im Landkreis, „gibt es nicht“, versucht auch Wolfgang Fackler zu beruhigen. Der Landtagsabgeordnete bezeichnete seine Haltung zu den Plänen der Staatsregierung „skeptisch und sehr zurückhaltend“. Er sei guter Hoffnung, dass der Nationalpark letztlich am zweiten zur Wahl stehenden Standort entstehen werde, nämlich in der Rhön. „Auch dort wir keinen Nationalpark“, konterte Alois Michel.
Vor noch größeren Problemen mit dem Borkenkäfer warnt ForstBereichsleiter Peter Birkholz vom Amt für Landwirtschaft und Forsten und Nördlingen. Ein regenarmes Frühjahr genüge, „und es wird katastrophal“. In diesem Jahr sei man, wie er es formuliert, sehr knapp an der vierten Generation des Borkenkäfers vorbeigeschlittert. Aber auch andere Insekten bereiteten Probleme: die sogenannte „Eirung, chen-Frasgesellschaft“, zu der auch der Eichenprozessionsspinner zählt.
Am Beispiel des Mertinger Waldes zeigt Birkholz auf, dass es zunehmend schwer sei, kleine oder schlecht ausgeformte Parzellen von Privatwald zu bewirtschaften. Er rät dazu, die starke Besitzzersplitterung zu bereinigen, weil die Erschließung mit großem Gerät schwierig sei. „Eine bedarfsgerechte Erschließung der Grundstücke ist teilweise unmöglich.“Birkholz empfiehlt eine Wald-Flurbereinigung. Den meisten Besuchern der Versammlung fehlt aber der Glaube daran, dass sich diese Vision des Forstbeamten erfüllen werde.
Geschäftsführer Stefan Wurst macht klar, dass die Brennholzvermarktung nicht mehr so einfach wie noch vor Jahren sei. „Angespannt“nannte er die Vermarktung von Hackschnitzeln. Es sei zu viel Material auf dem Markt. Wurst, der sich in der Geschäftsstelle des Verbandes sein bisheriges Aufgabengebiet künftig mit Geschäftsführer Michael Hagenheimer teilt, freut sich, dass der Winterpreis für Holz-Festmeter mit 87 Euro fast auf dem Vorjahresniveau gehalten worden sei.
„Der Neue ist der Alte“ließen sich die Neuwahlen umschreiben. Und doch gab es eine zukunftsweibrauchen sende Änderung in der Vorstandschaft. Alois Michel wurde für weitere zwei Jahre als Vorsitzender bestätigt, ebenso sein Stellvertreter Willi Weber (Monheim). Nun gibt es aber auch noch eine dritte Vorsitzende: Röglings Bürgermeisterin Maria Mittl. Sie will sich in die Materie einarbeiten und könnte, wie zwischen den Zeilen angedeutet wurde, in der nächsten Wahlperiode den Vorsitz der Vereinigung übernehmen.
Sie würde dann in zwei Jahren als erste Frau einen Verband übernehmen, der mehr und mehr Waldverträge registriert. Bereits 1524 Hektar an Waldfläche in Nordschwaben werden aktuell von Förstern betreut.
Aus dem Jahresabschluss, erstmals von Werner Fuchs (Oettingen) vorgetragen, ging hervor, dass die Organisation in diesem Jahr bei einem Umsatz von etwas mehr als drei Millionen Euro (erzielt durch die Vermarktung von knapp 48000 Festmeter Holz) am Ende sogar rund 20000 Euro Verlust hinnehmen musste. Die Waldbesitzervereinigung Nordschwaben zählt 1994 Mitglieder. 2018 könnte man die 2000er-Marke knacken. Bereits jetzt ist die WBV Nordschwaben die größte Forstbetriebsgemeinschaft in Schwaben.