Die Äbte starten ein neues Kapitel
Audi geht mit dem Kemptener Rennstall als Werksteam in der Formel E in die Saison. Bald folgen auch BMW, Mercedes und Porsche. Fahrzeugwechsel soll entfallen
Augsburg Schüler, Lehrer, Sportler und Trainer – alle reden nur von Hausaufgaben, auch Daniel Abt. Er habe seine schon erledigt vor dem Saisonstart der Formel E am kommenden Wochenende in Hongkong. Der 24-jährige Fahrer erzählt, wie die Hausaufgaben in der Renn-Serie mit rein elektrisch betriebenen Autos aussehen. „Wir haben in den vergangenen Wochen hart gearbeitet – bei Testfahrten auf der Strecke, im Simulator und bei der Vorbereitung mit den Ingenieuren.“
Der Allgäuer nimmt seine vierte Saison in der Formel E in Angriff und betritt zusammen mit seinem Vater Neuland. Die Abt-Mannschaft aus Kempten startet künftig als Audi-Werksteam. Vater und Abt-Unternehmenschef Hans-Jürgen Abt hat die Aufgabe des Teamchefs an den ehemaligen Formel1-Piloten Allan McNish abgegeben. Die Fahrer-Paarung ist die gleiche geblieben. Neben dem amtierenden Formel-E- Champion Lucas di Grassi setzt Audi weiter auf Daniel Abt und hat den Allgäuer nicht durch einen der zahlreichen Werkspiloten ersetzt. „Das ist natürlich eine große Ehre. Aber jetzt heißt es auch: abliefern“, sagt der Vorjahres-Achte, der mit einigem Pech Punkte und Siege liegen ließ.
Zehn Teams gehen mit 20 Piloten an den Start. Die Besonderheit in der Formel E: Training, Qualifying und Rennen werden an einem Tag abgewickelt. Und: Der Motorsport kommt direkt in die Städte und zu den Zuschauern. Die Metropolen Mexiko-Stadt, Paris, Berlin und New York stehen im Rennkalender. Erstmals kommt Rom dazu, zum Auftakt werden in Hongkong zwei Rennen gefahren. Audi engagiert sich als erster deutscher Automobil– hersteller in der Formel E. Doch bald werden die vier großen Marken in der Serie konkurrieren. Das hat es in der Formel 1 nie gegeben. 2018 kommt BMW dazu und 2019 folgen Porsche und Mercedes. Die großen Hersteller haben ihren Nachholbedarf bei innovativen Antriebskonzepten erkannt. In Hongkong werden die 272 PS leistenden Elektromotoren mit bis zu 200 Stundenkilometern über den Stadtkurs am Hafen rasen. Die Kosten sollen sich für die Teams im Rahmen halten. Deshalb sind alle 20 Piloten mit einem
Einheits-Chassis unterwegs, das nur wenig Bodenhaftung liefert. Das Auto rutscht dadurch vergleichsweise schnell umher. Der E-Motor und das Getriebe dürfen allerdings selbst entwickelt werden. Bisher wechseln die Piloten in einem Rennen das Fahrzeug, weil die Batterien schnell abbauen. Aber auch dort geht die Entwicklung rasant voran. Ab der übernächsten Saison soll der Fahrzeugwechsel entfallen, da die Batterien mehr Leistung bringen und länger halten. Vom Rennsport versprechen sich die deutschen Autobauer viele Impulse für die Serienfertigung.
Die Formel E wird als beste Plattform für die nächste Generation von Fahrzeugen gesehen. Bestes Beispiel: Die britische Sportwagenmarke Jaguar, die inzwischen dem indischen Tata-Konzern gehört, hat sich dazu entschlossen, künftig nur noch Modelle mit E- oder Hybridmotoren zu entwickeln. Die Pläne der deutschen Autobosse sind die gleichen wie die von Daniel Abt, der am Sonntag in Hongkong seinen 25. Geburtstag feiert: Alle wollen von Anfang an vorne dabei sein.