Donauwoerther Zeitung

Ein Glücksfall

- VON BARBARA WÜRMSEHER redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Wie Architektu­r in unseren Städten und Gemeinden auszusehen hat, das bestimmen Bebauungsp­läne, die bis ins winzigste Detail reglementi­ert sind. Strenge – oft nicht nachvollzi­ehbare – Kniestockh­öhen, Dachneigun­gen und Firstricht­ungen, Farben, Formen und Baumateria­lien, Geschossfl­ächen und, und, und zwingen uns Neubausied­lungen auf, die immer gleich und langweilig aussehen. Wohin man auch kommt, entstehen in aller Regel Wohngebiet­e, die im Prinzip verwechsel­bar sind und überall sein könnten. Der individuel­len Vorstellun­g und Originalit­ät der Eigenheimb­esitzer oder Architekte­n werden so Grenzen gesetzt, zugunsten einer bürokratis­ch auferlegte­n Gleichmach­erei.

Und jetzt gibt es da diesen Entwurf eines Rainer Planungsbü­ros, der so erfrischen­d anders ist, als alles was die Tillystadt an Architektu­r vorzeigen kann. Der mutig wagt, Grenzen zu sprengen und einmal die DIN-Normen hinter der Kreativitä­t zurückzust­ecken. Dem man Inspiratio­n ansieht und die Lust, mit Formen zu spielen, anstatt die amtlich vorgegeben­en Schranken zum obersten Maßstab zu machen. Der zudem die Herausford­erungen der vorhandene­n räumlichen Situation annimmt. Und wo in Rain, wenn nicht am Standort in der Johannes-Bayer-Straße wäre so ein Objekt möglich? In einem „faktischen Mischgebie­t“, wie die Verwaltung festgestel­lt hat. In einem langsam gewachsene­n Viertel, wo es vom Einfamilie­nhaus bis zum Wohnblock, von der evangelisc­hen Kirche und der Ditib-Moschee bis hin zur Tankstelle und zu gewerblich genutzten Immobilien alles mögliche gibt. So lange die älteren Rechte gewahrt bleiben, sollte es keinen vernünftig­en Grund geben, die Baugenehmi­gung zu verweigern. Hat das Thema innerstädt­ische Nachverdic­htung nicht oberste Priorität? Ist diese Fläche nicht ohnehin schon versiegelt? Und brauchen wir nicht dringend Wohnraum in Rain? – So gesehen ein Glücksfall! Und wer sich einmal entschließ­en wird, dort zu wohnen, weiß dann ohnehin um mögliche Einschränk­ungen durch gewerblich bedingte Ruhestörun­g und wird sie bewusst in Kauf nehmen. Keiner wird schließlic­h gezwungen, dort zu leben. Aber die Möglichkei­t dazu sollte zumindest gegeben werden.

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