Donauwoerther Zeitung

Schritt für Schritt zum großen Ziel

Mit gerade einmal 24 Jahren ist Alexander Käs, Trainer des Bezirkslig­isten TSV Rain II, Inhaber der A-Lizenz. Beim Lehrgang in Hennef drückt der Burgheimer mit Ex-Profis die Schulbank. Was er sich für die Zukunft erhofft

- VON DIRK SING

Rain Sie ist seit einigen Jahren in der Fußball-Bundesliga in aller Munde: die junge Trainergen­eration. Was einst mit Jürgen Klopp bei Borussia Dortmund begann, findet in dieser Saison mit Julian Nagelsmann (30, TSG Hoffenheim), Domenico Tedesco (32, Schalke 04), Hannes Wolf (36, VfB Stuttgart), Florian Kohfeldt (35, Werder Bremen), Sandro Schwarz (39, FSV Mainz) oder Manuel Baum (38, FC Augsburg) seine Fortsetzun­g.

Alexander Käs in diese elitäre Auflistung einzureihe­n, wäre zum jetzigen Zeitpunkt freilich (noch) zu vermessen. Allerdings: In die Kategorie „Jung, aufstreben­d, talentiert und ambitionie­rt“kann man den Burgheimer bedenkenlo­s einordnen. Mit seinen gerade 24 Jahren trainiert Käs nicht nur in der zweiten Saison die Bezirkslig­a-Mannschaft des TSV Rain II. Vielmehr gelang ihm vor rund sechs Wochen ein Kunststück, das in seinem Alter zweifelsoh­ne eine absolute Rarität im Fußballber­eich darstellt: der Erwerb der Trainer-A-Lizenz. Ein Gütesiegel, mit dem Käs sämtliche Jugendmann­schaften bis hinauf zur Bundesliga sowie Senioren-Teams bis einschließ­lich Regionalli­ga trainieren darf. „Natürlich erfüllt mich das Ganze schon mit einer gewissen Portion Stolz“, berichtet Käs. „Ich habe lange darauf hingearbei­tet und viel Zeit investiert. Wenn man dann die Urkunde überreicht bekommt, ist das sicherlich ein ganz besonderes Gefühl.“

Was auf den ersten Blick schier unglaublic­h wirkt, ist beim genaueren Hinsehen – was den Menschen und Trainer Alexander Käs betrifft – eigentlich nur die logische Konsequenz der vergangene­n Jahre. Nachdem der Burgheimer 2012 die Prüfung zur heutigen B-Lizenz erfolgreic­h ablegte, stieg er zur Saison 2013/2014 ins Trainerges­chäft ein. Zunächst assistiert­e er bei der U-15-Bezirksobe­rliga-Jugend der JFG Neuburg seinem „Chef“Matthias Schiele, ehe er in den beiden darauffolg­enden Spielzeite­n – ebenfalls bei der JFG Neuburg – mit der U14 (Kreisliga) und U15 (Bezirksobe­rliga) seine ersten Mannschaft­en hauptveran­twortlich übernahm. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Käs in Sachen Trainer-Tätigkeit endgültig auf den Geschmack gekommen. Die logische Konsequenz: Im Jahr 2015 war er Inhaber der sogenannte­n DFB-Elite-Jugendlize­nz und wurde zugleich als DFB-Stützpunkt­trainer in Rain berufen.

Ein Aufstieg, der vor allem einem Mann nicht verborgen blieb: Günther Reichherze­r. Der damalige Sportliche Leiter des TSV unterbreit­ete dem seinerzeit 23-jährigen Käs das Angebot, die Rainer Bezirkslig­a-Truppe zur Saison 2016/2017 als Cheftraine­r zu übernehmen. Nach kurzer Bedenkzeit sagte dieser zu. Etwaige Bedenken, der Sprung in den Senioren-Bereich angesichts seines jungen Alters, wischte Käs indes ziemlich schnell beiseite. „Der große Vorteil war, dass ich viele Jungs bereits kannte, da ich mit ihnen bis vor rund einem Jahr noch selbst zusammenge­spielt hatte. Zudem war das Durchschni­ttsalter dieses Teams ebenfalls extrem jung“, erklärt Käs und fügt hinzu: „Aus diesem Blickwinke­l heraus war es für mich der perfekte Einstieg in den Herren-Bereich.“

Dabei machte der Übungsleit­er gleich zu Beginn seiner neuen Aufgabe eine Erfahrung, die er heute als „ungemein wichtig und lehrreich für meine weitere Trainer-Tätigkeit“bezeichnet: der Umgang mit einer sportliche­n Krise. „Wir haben aus den ersten sieben Spielen lediglich vier Punkte geholt. Das zu verarbeite­n, war zunächst nicht ganz einfach“, so Käs. Im Nachhinein habe jedoch exakt diese schwierige Situation dazu geführt, „dass die Mannschaft und ich noch mehr zusammenge­wachsen sind. Wir haben danach eine richtig gute Runde absolviert und sind am Ende sogar noch Fünfter geworden.“

Zufrieden geben wollte sich Käs, der auch in dieser Saison die „Zweite“des TSV Rain erfolgreic­h betreut – zur Winterpaus­e rangiert man auf einem starken dritten Rang – mit dem alleinigen Sprung in den Senioren-Bereich beziehungs­weise in die Bezirkslig­a freilich nicht. Vielmehr nahm er im Herbst dieses Jahres ein Ziel in Angriff, das er seit Beginn seiner Trainer-Tätigkeit stets im Blick hatte: den Erwerb der A-Lizenz. Oberhalb derer gibt es nur mehr den „Fußballleh­rer“.

Nachdem Käs für den Lehrgang in der Sportschul­e Hennef als jüngster Teilnehmer zugelassen wurde, drückte er gemeinsam mit den ExProfis Christian Eichner (ehemals Karlsruhe, Köln) und Kai Herdling (Hoffenheim) sowie den aktuellen Co-Trainern Admir Hamzagic (Hertha BSC) und Carsten Rump (Bielefeld) zu den Themen Mannschaft­staktik, Sporternäh­rung und Sportpsych­ologie zweieinhal­b Wochen die Schulbank. Die Prüfung, die in drei Blöcke unterteilt ist, erfolgte in den letzten drei Tagen. Während der erste Block (Eigenkönne­n, mündliche und schriftlic­he Prüfung) 50 Prozent der Gesamtnote ausmachte, waren es beim zweiten mit der Lehrprobe (ausgearbei­tetes Training zu einem bestimmten Thema) 40 Prozent. Die fehlenden zehn Prozent machten schließlic­h die Nachbespre­chung der Lehrprobe aus. Allesamt Hürden, die Käs mit Bravour übersprang und dementspre­chend seine Urkunde ausgehändi­gt bekam.

„Über eine derartige Qualifikat­ion zu verfügen, ist immer gut. Darüber hinaus konnte ich in den Lehrgängen auch viele Inhalte, wie beispielsw­eise Taktik, mitnehmen, von denen ich heute definitiv profitiere“, sagt Käs. Auch wenn er in Sachen Karriere nach wie vor „einen Schritt nach dem anderen“machen möchte, so ist seine Wunschvors­tellung klar: „Wenn man derart viel Zeit aufwendet und bereits an einem bestimmten Punkt angekommen ist, möchte man natürlich gerne einmal bei einem Verein hauptamtli­ch als Trainer arbeiten. Das ist kein großes Geheimnis“, verrät Käs. Momentan sieht sich der 24-Jährige allerdings beim TSV Rain bestens aufgehoben. „Ich trainiere derzeit eine tolle Truppe, die super mitzieht und bei der auch eine Entwicklun­g zu erkennen ist. Von dem her macht mir die Arbeit mit den Jungs sehr viel Spaß“, schwärmt Käs, der sich eine weitere Zusammenar­beit über diese Saison hinaus „absolut vorstellen“könnte: „Wir werden uns in der Winterpaus­e zusammense­tzen und über die Zukunft sprechen.“

 ?? Archivfoto: Izsó ?? Rains Trainer Alexander Käs, seit wenigen Wochen Inhaber der A Lizenz, liegt mit dem Bezirkslig­a Team des TSV Rain zur Winterpaus­e auf dem dritten Platz.
Archivfoto: Izsó Rains Trainer Alexander Käs, seit wenigen Wochen Inhaber der A Lizenz, liegt mit dem Bezirkslig­a Team des TSV Rain zur Winterpaus­e auf dem dritten Platz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany