Bäumenheim muss Millionen investieren
Die Infrastruktur beim Trink- und Löschwasser ist veraltet und nicht mehr ausreichend. Wo die Gemeinderäte noch Klärungsbedarf sehen und warum Geduld gefragt ist
Bäumenheim Dass bei den Themen Trink- und Löschwasser in Bäumenheim dringender Handlungsbedarf besteht, ist schon länger klar. Die zu erwarteten Kosten für ein neues Wasserhaus und neue Leitungen, die ein beauftragtes Ingenieurbüro aus Augsburg jetzt den Gemeinderäten präsentierte, sorgte aber für so manche Sorgenfalten. Demnach liegt die veranschlagte Nettosumme bei insgesamt 2,67 Millionen Euro für beide Maßnahmen. Beim Trinkwasser sind es 1,6 Millionen Euro netto. Dabei handelt es sich laut Jürgen Schneider von dem Ingenieurbüro um eine „ erste grobe Schätzung“.
Aus seiner Sicht sollte die Maßnahme „sofort“in Angriff genommen werden. „Es wurde seit dem Bau des Wasserhauses im Jahr 1958 nur notdürftig ausgebessert und auch am Anbau von 1978 wurde kaum etwas gemacht.“Zudem sei die Technik und Elektrik völlig veraltet. Das Augsburger Büro hatte geprüft, ob eine Sanierung oder ein Neubau sinnvoll ist und sprach sich nun klar für Letzteres aus. Auch weil die vorhandenen Wasserspeicher nicht ausreichten und zusätzliche geschaffen werden müssten, was die Maßnahme teurer mache als ein Neubau, so der Experte.
„Bedenken Sie auch, dass wir so planen, dass das Ganze in 20 Jahren auch noch funktioniert. Sie haben uns mitgeteilt, dass sie ein Bevölkerungswachstum und weitere Gewerbeansiedlungen erwarten“, mahnte Schneider. Die geplanten Maßnahmen würden zudem sicherstellen, dass dank höheren Drucks weiterhin Wasser aus den Wasserspeichern zum Verbraucher fließt, auch wenn die Wasserversorgung ausfällt.
Debatten gab es darüber, ob die Ingenieure den Wasserverbrauch pro Tag mit fast 1500 Kubikmetern nicht zu hoch angesetzt haben. Schließlich liege der Wert im Schnitt bei 740 Kubikmetern je Tag. Das sei aber nicht entscheidend, sondern die Frage wie viel Wasser in Spitzenzeiten benötigt werde, entgegnete der Fachmann. Dafür werde der Tageswert üblicherweise mit dem Faktor 1,6 multipliziert. Hinzu kämen noch eine vorgeschriebene Reserve, die eingeplant werden müsse und das Wasser, auf das bei Löscheinsätzen zurückgegriffen werden könnte.
Ob die benötigte Wassermenge vielleicht doch geringer sei, müssten die detaillierten Berechnungen zeigen, verwies Schneider. Genau dafür holte er sich grünes Licht im Gemeinderat. Die Analyse solle im kommenden Jahr erfolgen und kostet die Kommune etwas mehr als 95 000 Euro. Im nächsten Schritt soll dann die Ausschreibung im Jahr 2019 erfolgen und im Jahr darauf der Bau beginnen. „Die Firmen, die in dem Bereich tätig sind, haben Aufträge bis zur Decke, weil das Thema bei sehr vielen Kommunen gerade ansteht. Sie gehören mit zu den Letzten, die es angehen. Deswegen müssen Sie davon ausgehen, dass sechs bis zwölf Monate zwischen der Vergabe und dem Baubeginn liegen“, so Schneider. Lässt sich der Zeitplan halten, könnte das neue Wasserhaus im Jahr 2021 in Betrieb gehen.
Gemeinderat Nico Hippe von Bürger für Bürger regte angesichts der Summe an, sich „frühzeitig Gedanken über die Anhebung des Wasserpreises“zu machen. Laut Schneider relativiert sich die Summe langfristig gesehen, weil Bäumenheim gut 53000 Euro pro Jahr abschreiben könne und das über einen Zeitraum von 50 Jahren. Letztlich stimmten die Gemeinderäte alle dafür, dem Ingenieurbüro einen weiteren Auftrag zu erteilen und das Vorhaben voranzutreiben.
Einstimmig votierten die Gemeinderäte zudem für das vorgeschlagene Vorgehen beim Thema Löschwasserversorgung von Hamlar, auch wenn hier ebenfalls noch Fragen geklärt werden müssen. „Wir haben dank der Seen in Hamlar und außerhalb eigentlich ausreichend Optionen, um Wasser zur Brandbekämpfung bereitzustellen, das sollte berücksichtigt werden. Ein Problem sind allerdings eventuelle Flächenbrände“, sagte Andreas Mayer (CSU/Junge Liste).
Vor allem die Forderung des früheren Kreisbrandrates, dass bei Löscheinsätzen der Feuerwehr garantiert sein müsse, dass 192 Kubikmeter Wasser je Stunde aus der Leitung entnommen werden können, macht neue Leitungen quasi zwingend notwendig. Aktuell können laut Schneider nur 21 Kubikmeter je Stunde garantiert werden. Er schlägt deswegen vor, eine Rohrleitung mit zwei Metern Durchmesser nach Hamlar zu verlegen, um der Forderung gerecht zu werden. Das gehe aber nicht ohne eine Erweiterung des Trinkwassernetzes. Der Bau von Zisternen in Hamlar sei noch teuer, informierte er.
In Bäumenheim gibt es zudem Überlegungen, mit dem benachbarten Mertingen einen Notverbund zu bilden. Dessen Bürgermeister, Albert Lohner, habe grundsätzlich Bereitschaft signalisiert, bei der Bereitstellung des erforderlichen Löschwasserbedarfs zu helfen, informierte Bäumenheims Bürgermeister Martin Paninka. Voraussetzung sei, dass dies technisch und ohne größere Investitionen ins Leitungsnetz machbar sei. Die Kommune will jetzt allerdings erst einmal beim neuen Kreisbrandrat anfragen, ob der genannte Wert noch aktuell ist.