Entwicklung bleibt das beherrschende Thema
Rains Bürgermeister Gerhard Martin nimmt Stellung zu wichtigen Punkten, um die es 2018 gehen wird
Rain In der Stadt Rain geht vieles voran. Stadtentwicklung in all ihren Facetten ist seit Jahren das beherrschende Thema, und wird auch im neuen Jahr 2018 die größte Rolle bei der Verwaltung und in der Kommunalpolitik spielen. Wir sprachen mit Bürgermeister Gerhard Martin die wichtigsten Punkte an.
Herr Bürgermeister Martin, Stadtrat und Verwaltung haben in vielen Bereichen Dinge angestoßen und weiter vorangebracht. Eines davon ist das Mammutwerk Flächennutzungsplan, das den ganz großen Rahmen für Stadtentwicklung vorgibt. Wie weit ist der inzwischen gediehen?
Bürgermeister Martin: Er ist genehmigt und stellt den Rahmen für notwendige Planungsschritte auf anderen Ebenen dar. Die Stadt Rain ist ja flächenmäßig die größte Kommune im Landkreis, deshalb ist auch die Tiefe der Informationen sehr groß. Der Flächennutzungsplan enthält unendlich viele Informationen und ist für die Arbeit der Stadt insgesamt sehr notwendig. Er gibt uns einen Planungshorizont für zehn bis 15 Jahre. Trotzdem darf man das System nicht zu statisch sehen. Es ergeben sich durch heute nicht vorhersehbare Entwicklungen immer wieder Anpassungen.
Fassen wir Stadtentwicklung dann ein wenig enger, so kommen wir zu ISEK, dem „integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“, das die Stadt im Sommer in Auftrag gegeben hat. Darin geht es darum, die Attraktivität Rains als Wohn- und Arbeitsort weiter zu stärken. Es knüpft quasi an die Städtebauförderung früherer Jahre an. Wie ist da der aktuelle Sachstand? Bürgermeister Martin: Wir stehen derzeit noch an dem Punkt der Bestandsaufnahme. Nach Ablauf der ersten vier bis fünf Monate des Jahres werden die Planungsvorschläge erarbeitet sein, die dann von Stadtrat und Bürgerschaft besprochen werden. Innerhalb des ersten Halbjahres sollen Entwicklungsmöglichkeiten formal feststehen. Ich verspreche mir gute Impulse für die Infrastruktur. Eine lebendige Innenstadt ist notwendig um die Attraktivität der gesamten Stadt zu fördern. Was in der Innenstadt passiert, hat auch Auswirkungen auf die Gesamtstadt und umgekehrt. ISEK ist eine Ergänzung zum Flächennutzungsplan. Wir müssen immer die ganze Stadt im Blick behalten.
Haben die Erkenntnisse aus ISEK dann auch direkte Umsetzungen zur Folge? Bürgermeister Martin: Unsere Altstadt ist überschaubar, deshalb kann man in ihr nicht alles abbilden, was wünschenswert wäre. Das eigentliche Thema ist: Wie können wir die nötigen Funktionen wie Einzelhandel, Dienstleistungen und Wohnen so in der Innenstadt stärken, dass alles zu- sammen für die Stadt einen Mehrwert bietet. Wir haben ja in den vergangenen Jahren sehr viel in die Altstadtsanierung investiert – etwa in das Schloss, die hervorragend gelungene Schlossstraße, den Schlossplatz und das Zentrum am Bayertor. Wir haben dort Raum für Einzelhandel und die städtische Bücherei sowie den Bayertorsaal geschaffen und stellen eine erhebliche Zahl von Parkplätzen zur Verfügung. Das sind Punkte, die zum Erhalt und zur Wiederbelebung der Stadt beigetragen haben. Und jetzt also kommt das Programm ISEK dazu, das zunächst Ziele und Planungsvorstellungen formuliert. Daraus unmittelbar Handlungen abzuleiten, ist schwierig. Aber es schafft vernünftige Rahmenbedingungen. Und wir brauchen als Stadt natürlich auch Partner, denn viele Flächen befinden sich ja in privater Hand.
Können Sie vielleicht ein ganz konkretes Projekt nennen, das Thema bei ISEK ist?
Bürgermeister Martin: Eines dieser Altstadtthemen ist die Erneuerung des Hauses in der Hauptstraße 72, das ehemalige Britzelmeir-Haus. Das marode Gebäude soll im Interesse des Stadtbildes und der infrastrukturellen Belebung entweder hergerichtet oder abgerissen und neu gebaut werden. Das klären wir derzeit mit dem Denkmalschutz. Es gäbe da beispielsweise im Erdgeschoss die Möglichkeit der gewerblichen Nutzung, im Obergeschoss sind Wohnungen denkbar.
Eine Stadt ist ja nie fertig. Sie ist ja beinahe ein organisches System und jede Zeit hat ihre speziellen Herausforderungen. Unsere ist es, die Altstadt als attraktiven Raum für die Bürgerschaft zu gestalten. Das ist uns in der Vergangenheit an vielen, vielen Stellen gut gelungen. Natürlich gibt es weitere Punkte, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, etwa der Umgriff unserer Stadtpfarrkirche. Und wir wollen auch nicht unsere Stadtteile aus den Augen verlieren, zum Beispiel die Fortführung der Diskussion um den Stadtteilentwicklungsplan. Auch der soll 2018 eine unserer Schwerpunktaufgaben werden.
Stadtentwicklung passiert ja auch durch Gewerbeansiedelungen. Im vergangenen Jahr hat sich durch die japanische Firma Sunstar, die hier ihre Europazentrale baut, für die Stadt Rain eine große Chance ergeben. Gibt es derzeit weitere Gewerbe- und Industriebetriebe, die ihre Fühler nach Rain ausgestreckt haben?
Bürgermeister Martin: Die Ansiedlung der Firma Sunstar ist wirklich sehr erfreulich. Die notwendigen Erschließungsmaßnahmen sind dafür in vollem Gange und werden bis Ende 2018 abgeschlossen sein. Derzeit haben wir vor allem Anfragen von Unternehmen, die bereits hier Aktivitäten entwickelt haben. Da gibt es erfreulicherweise immer wieder Interesse. Da wir momentan im Verhältnis nur wenige Gewerbeflächen zur freien Verfügung haben, müssen wir weitere Reserven schaffen, um Gewerbeflächen anbieten zu können. Selbstverständlich gehört es dann dazu, auch die Verkehrsanbindung und eine gute Breitbandversorgung sicherzustellen.
Wachstum ist also weiter gewünscht? Bürgermeister Martin: Ja, das ist eine feste Überzeugung der Stadt. Wir wollen das sowohl bei den Arbeitsplätzen als auch bei der Einwohnerzahl. In Anbetracht der Verschiebung unserer Altersstrukturen müssen wir uns auch Gedanken machen, wie auch Menschen im Alter zwischen 20 und 40 ihren Lebensmittelpunkt in Rain finden können.
Wie sieht es mit neuem Wohnraum aus? Bürgermeister Martin: Im neuen Baugebiet „Unterer Kirschbaumweg“, das derzeit erschlossen wird, können wir einen Großteil der Nachfrage befriedigen. Dort gibt es nicht nur Bauplätze für Einzelhäuser, sondern auch für Geschosswohnungsbau. Wir sind aber auch an der Entwicklung weiterer Bauflächen dran. Weitere Ausweisungen sind geplant.
Auch viele junge Menschen wachsen heran. Der Bericht des Wertinger Jugendpflegers im Stadtrat hat gezeigt, wie man eine Stadt für diese Zielgruppe interessanter machen könnte. Welche Pläne hat Rain ?
Bürgermeister Martin: Wir werden die angestoßene Diskussion fortsetzen und die Facetten der Angebote für junge Menschen, die es bereits gibt, vertieft betrachten. Dazu gehört etwa auch die Frage der offenen Jugendarbeit. Man muss das Thema aber in seiner Gesamtheit betrachten und vor allem auch miteinbeziehen, welche Möglichkeiten und welches Engagement in unserer Stadt bereits bestehen. Wir befinden uns in einem offenen Prozess, den wir 2018 fortführen werden.
In vielen Bereichen steht die Stadt Rain ihrer Größe entsprechend gut da. Wo vielleicht noch Luft nach oben ist, ist die Kultur. Welche Möglichkeiten gibt es in dieser Hinsicht?
Bürgermeister Martin: Hier hat es eine positive Entwicklung gegeben. Tourismus spielt bei uns eine sehr wichtige Rolle, und auch die weithin beliebten Veranstaltungen, die wir haben, tun das – beispielsweise die Märkte, das Stadtfest, italienische Nacht, Eisbahn und so weiter. Dies soll ausgebaut und um weitere kulturelle Angebote ergänzt werden. Das ist die Aufgabe unserer beiden neuen Mitarbeiterinnen, die dem Referat Stadtentwicklung organisatorisch angegliedert sind. Die Stadt braucht Außenwirkung auch in kultureller Hinsicht. Heuer wird es vier Kabarettveranstaltungen in der Dreifachturnhalle geben, dazu wird die Reihe „Jazz in Rainkultur“fortgeführt und eine Ausstellung im Schloss steht bereits fest. Solche Themen werden kontinuierlich weitergeführt. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass die Stadtkapelle unser großer Kulturträger ist und es die Einrichtungen wie etwa das Theater Oberpeiching, den Förderverein Gempfinger Pfarrhof oder den Theaterverein Bayerdilling mit seinem Starkbierfest gibt, deren hochrangige Veranstaltungen wir begleiten. Die kulturelle Szene in Rain ist sehr breitgefächert. Es sind Entwicklungen im Gange, die wir fördern, und Vernetzungen möglich, die wir suchen.
Was gibt es zu den geplanten Neubauten der Schulen zu sagen? Bürgermeister Martin: Für den Neubau der Grundschule läuft das Verfahren zur Architektenfindung. Die Planungsphase soll möglichst kurz sein, damit wir Ende September die Unterlagen für die Zuschüsse einreichen können. Natürlich hat das Schulzentrum Rain höchste Priorität. Es geht jetzt darum, dass wir im Laufe des Jahres ohne Verzögerungen die Ausschreibungen durchführen, die jetzt gerade vorbereitet werden. Damit wir Ende 2018 mit den Baumaßnahmen beginnen können.