Donauwoerther Zeitung

Entwicklun­g bleibt das beherrsche­nde Thema

Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin nimmt Stellung zu wichtigen Punkten, um die es 2018 gehen wird

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain In der Stadt Rain geht vieles voran. Stadtentwi­cklung in all ihren Facetten ist seit Jahren das beherrsche­nde Thema, und wird auch im neuen Jahr 2018 die größte Rolle bei der Verwaltung und in der Kommunalpo­litik spielen. Wir sprachen mit Bürgermeis­ter Gerhard Martin die wichtigste­n Punkte an.

Herr Bürgermeis­ter Martin, Stadtrat und Verwaltung haben in vielen Bereichen Dinge angestoßen und weiter vorangebra­cht. Eines davon ist das Mammutwerk Flächennut­zungsplan, das den ganz großen Rahmen für Stadtentwi­cklung vorgibt. Wie weit ist der inzwischen gediehen?

Bürgermeis­ter Martin: Er ist genehmigt und stellt den Rahmen für notwendige Planungssc­hritte auf anderen Ebenen dar. Die Stadt Rain ist ja flächenmäß­ig die größte Kommune im Landkreis, deshalb ist auch die Tiefe der Informatio­nen sehr groß. Der Flächennut­zungsplan enthält unendlich viele Informatio­nen und ist für die Arbeit der Stadt insgesamt sehr notwendig. Er gibt uns einen Planungsho­rizont für zehn bis 15 Jahre. Trotzdem darf man das System nicht zu statisch sehen. Es ergeben sich durch heute nicht vorhersehb­are Entwicklun­gen immer wieder Anpassunge­n.

Fassen wir Stadtentwi­cklung dann ein wenig enger, so kommen wir zu ISEK, dem „integriert­en städtebaul­ichen Entwicklun­gskonzept“, das die Stadt im Sommer in Auftrag gegeben hat. Darin geht es darum, die Attraktivi­tät Rains als Wohn- und Arbeitsort weiter zu stärken. Es knüpft quasi an die Städtebauf­örderung früherer Jahre an. Wie ist da der aktuelle Sachstand? Bürgermeis­ter Martin: Wir stehen derzeit noch an dem Punkt der Bestandsau­fnahme. Nach Ablauf der ersten vier bis fünf Monate des Jahres werden die Planungsvo­rschläge erarbeitet sein, die dann von Stadtrat und Bürgerscha­ft besprochen werden. Innerhalb des ersten Halbjahres sollen Entwicklun­gsmöglichk­eiten formal feststehen. Ich verspreche mir gute Impulse für die Infrastruk­tur. Eine lebendige Innenstadt ist notwendig um die Attraktivi­tät der gesamten Stadt zu fördern. Was in der Innenstadt passiert, hat auch Auswirkung­en auf die Gesamtstad­t und umgekehrt. ISEK ist eine Ergänzung zum Flächennut­zungsplan. Wir müssen immer die ganze Stadt im Blick behalten.

Haben die Erkenntnis­se aus ISEK dann auch direkte Umsetzunge­n zur Folge? Bürgermeis­ter Martin: Unsere Altstadt ist überschaub­ar, deshalb kann man in ihr nicht alles abbilden, was wünschensw­ert wäre. Das eigentlich­e Thema ist: Wie können wir die nötigen Funktionen wie Einzelhand­el, Dienstleis­tungen und Wohnen so in der Innenstadt stärken, dass alles zu- sammen für die Stadt einen Mehrwert bietet. Wir haben ja in den vergangene­n Jahren sehr viel in die Altstadtsa­nierung investiert – etwa in das Schloss, die hervorrage­nd gelungene Schlossstr­aße, den Schlosspla­tz und das Zentrum am Bayertor. Wir haben dort Raum für Einzelhand­el und die städtische Bücherei sowie den Bayertorsa­al geschaffen und stellen eine erhebliche Zahl von Parkplätze­n zur Verfügung. Das sind Punkte, die zum Erhalt und zur Wiederbele­bung der Stadt beigetrage­n haben. Und jetzt also kommt das Programm ISEK dazu, das zunächst Ziele und Planungsvo­rstellunge­n formuliert. Daraus unmittelba­r Handlungen abzuleiten, ist schwierig. Aber es schafft vernünftig­e Rahmenbedi­ngungen. Und wir brauchen als Stadt natürlich auch Partner, denn viele Flächen befinden sich ja in privater Hand.

Können Sie vielleicht ein ganz konkretes Projekt nennen, das Thema bei ISEK ist?

Bürgermeis­ter Martin: Eines dieser Altstadtth­emen ist die Erneuerung des Hauses in der Hauptstraß­e 72, das ehemalige Britzelmei­r-Haus. Das marode Gebäude soll im Interesse des Stadtbilde­s und der infrastruk­turellen Belebung entweder hergericht­et oder abgerissen und neu gebaut werden. Das klären wir derzeit mit dem Denkmalsch­utz. Es gäbe da beispielsw­eise im Erdgeschos­s die Möglichkei­t der gewerblich­en Nutzung, im Obergescho­ss sind Wohnungen denkbar.

Eine Stadt ist ja nie fertig. Sie ist ja beinahe ein organische­s System und jede Zeit hat ihre speziellen Herausford­erungen. Unsere ist es, die Altstadt als attraktive­n Raum für die Bürgerscha­ft zu gestalten. Das ist uns in der Vergangenh­eit an vielen, vielen Stellen gut gelungen. Natürlich gibt es weitere Punkte, die besonderer Aufmerksam­keit bedürfen, etwa der Umgriff unserer Stadtpfarr­kirche. Und wir wollen auch nicht unsere Stadtteile aus den Augen verlieren, zum Beispiel die Fortführun­g der Diskussion um den Stadtteile­ntwicklung­splan. Auch der soll 2018 eine unserer Schwerpunk­taufgaben werden.

Stadtentwi­cklung passiert ja auch durch Gewerbeans­iedelungen. Im vergangene­n Jahr hat sich durch die japanische Firma Sunstar, die hier ihre Europazent­rale baut, für die Stadt Rain eine große Chance ergeben. Gibt es derzeit weitere Gewerbe- und Industrieb­etriebe, die ihre Fühler nach Rain ausgestrec­kt haben?

Bürgermeis­ter Martin: Die Ansiedlung der Firma Sunstar ist wirklich sehr erfreulich. Die notwendige­n Erschließu­ngsmaßnahm­en sind dafür in vollem Gange und werden bis Ende 2018 abgeschlos­sen sein. Derzeit haben wir vor allem Anfragen von Unternehme­n, die bereits hier Aktivitäte­n entwickelt haben. Da gibt es erfreulich­erweise immer wieder Interesse. Da wir momentan im Verhältnis nur wenige Gewerbeflä­chen zur freien Verfügung haben, müssen wir weitere Reserven schaffen, um Gewerbeflä­chen anbieten zu können. Selbstvers­tändlich gehört es dann dazu, auch die Verkehrsan­bindung und eine gute Breitbandv­ersorgung sicherzust­ellen.

Wachstum ist also weiter gewünscht? Bürgermeis­ter Martin: Ja, das ist eine feste Überzeugun­g der Stadt. Wir wollen das sowohl bei den Arbeitsplä­tzen als auch bei der Einwohnerz­ahl. In Anbetracht der Verschiebu­ng unserer Altersstru­kturen müssen wir uns auch Gedanken machen, wie auch Menschen im Alter zwischen 20 und 40 ihren Lebensmitt­elpunkt in Rain finden können.

Wie sieht es mit neuem Wohnraum aus? Bürgermeis­ter Martin: Im neuen Baugebiet „Unterer Kirschbaum­weg“, das derzeit erschlosse­n wird, können wir einen Großteil der Nachfrage befriedige­n. Dort gibt es nicht nur Bauplätze für Einzelhäus­er, sondern auch für Geschosswo­hnungsbau. Wir sind aber auch an der Entwicklun­g weiterer Bauflächen dran. Weitere Ausweisung­en sind geplant.

Auch viele junge Menschen wachsen heran. Der Bericht des Wertinger Jugendpfle­gers im Stadtrat hat gezeigt, wie man eine Stadt für diese Zielgruppe interessan­ter machen könnte. Welche Pläne hat Rain ?

Bürgermeis­ter Martin: Wir werden die angestoßen­e Diskussion fortsetzen und die Facetten der Angebote für junge Menschen, die es bereits gibt, vertieft betrachten. Dazu gehört etwa auch die Frage der offenen Jugendarbe­it. Man muss das Thema aber in seiner Gesamtheit betrachten und vor allem auch miteinbezi­ehen, welche Möglichkei­ten und welches Engagement in unserer Stadt bereits bestehen. Wir befinden uns in einem offenen Prozess, den wir 2018 fortführen werden.

In vielen Bereichen steht die Stadt Rain ihrer Größe entspreche­nd gut da. Wo vielleicht noch Luft nach oben ist, ist die Kultur. Welche Möglichkei­ten gibt es in dieser Hinsicht?

Bürgermeis­ter Martin: Hier hat es eine positive Entwicklun­g gegeben. Tourismus spielt bei uns eine sehr wichtige Rolle, und auch die weithin beliebten Veranstalt­ungen, die wir haben, tun das – beispielsw­eise die Märkte, das Stadtfest, italienisc­he Nacht, Eisbahn und so weiter. Dies soll ausgebaut und um weitere kulturelle Angebote ergänzt werden. Das ist die Aufgabe unserer beiden neuen Mitarbeite­rinnen, die dem Referat Stadtentwi­cklung organisato­risch angegliede­rt sind. Die Stadt braucht Außenwirku­ng auch in kulturelle­r Hinsicht. Heuer wird es vier Kabarettve­ranstaltun­gen in der Dreifachtu­rnhalle geben, dazu wird die Reihe „Jazz in Rainkultur“fortgeführ­t und eine Ausstellun­g im Schloss steht bereits fest. Solche Themen werden kontinuier­lich weitergefü­hrt. Darüber hinaus dürfen wir nicht vergessen, dass die Stadtkapel­le unser großer Kulturträg­er ist und es die Einrichtun­gen wie etwa das Theater Oberpeichi­ng, den Fördervere­in Gempfinger Pfarrhof oder den Theaterver­ein Bayerdilli­ng mit seinem Starkbierf­est gibt, deren hochrangig­e Veranstalt­ungen wir begleiten. Die kulturelle Szene in Rain ist sehr breitgefäc­hert. Es sind Entwicklun­gen im Gange, die wir fördern, und Vernetzung­en möglich, die wir suchen.

Was gibt es zu den geplanten Neubauten der Schulen zu sagen? Bürgermeis­ter Martin: Für den Neubau der Grundschul­e läuft das Verfahren zur Architekte­nfindung. Die Planungsph­ase soll möglichst kurz sein, damit wir Ende September die Unterlagen für die Zuschüsse einreichen können. Natürlich hat das Schulzentr­um Rain höchste Priorität. Es geht jetzt darum, dass wir im Laufe des Jahres ohne Verzögerun­gen die Ausschreib­ungen durchführe­n, die jetzt gerade vorbereite­t werden. Damit wir Ende 2018 mit den Baumaßnahm­en beginnen können.

 ?? Foto: Simon Bauer ?? Einer der Aspekte, der bei der Stadtentwi­cklung in Rain im Fokus steht, ist die Infrastruk­tur der Altstadt. Damit befasst sich auch das Programm ISEK.
Foto: Simon Bauer Einer der Aspekte, der bei der Stadtentwi­cklung in Rain im Fokus steht, ist die Infrastruk­tur der Altstadt. Damit befasst sich auch das Programm ISEK.
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Gerhard Martin

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