Weniger Fleisch essen, das Klima schützen
Wer zu viel Schwein, Huhn oder Rind verzehrt, lebt nicht nur ungesund. Er belastet auch die Umwelt
Augsburg Wenn man sich vor Augen hält, wie viel Fleisch man im Laufe des Lebens isst, kommt ganz schön etwas zusammen. Als Naturschützer im Jahr 2013 zum ersten Mal den „Fleischatlas“vorlegten, kamen sie auf 1094 Tiere, die bei einem durchschnittlichen Deutschen im Laufe seines Lebens auf dem Teller landen. Um genau zu sein auf vier Rinder, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Schweine, genauso viel Puten und 945 Hühner. Seither hat sich daran nur sehr wenig geändert. Pro Jahr isst ein Bundesbürger im Schnitt noch immer 59 Kilogramm Fleisch, berichteten der Bund für Umwelt und Naturschutz und die Heinrich-Böll-Stiftung am Mittwoch. Dass ein übermäßiger Fleischkonsum ungesund ist, wurde in der Zwischenzeit mehrmals thematisiert. Nach Meinung der Umweltschützer ist aber noch nicht ausreichend bekannt, dass die Produktion eine Belastung für die Natur, für Böden und Klima darstellt.
Warum lässt der Fleischkonsum kaum nach? Zwar habe sich in den letzten zehn Jahren der Anteil der Vegetarier auf über vier Prozent verdoppelt, schreibt im „Fleischatlas 2018“der Göttinger Professor Achim Spiller. Offensichtlich habe aber ein anderer Teil der Bevölkerung den Fleischkonsum parallel erhöht. Dazu zähle „eine Gruppe von rund fünf Prozent Vielfleischessern unter den Männern“, die fast dreimal so viel Fleisch verzehrten wie die Durchschnittsdeutschen. Auch Trends wie Winter-Grillen oder die Steinzeit-Diät („Paleo“) tragen zum Konsum bei. Weltweit gehen die Naturschützer bis zum Jahr 2050 nochmals von einem deutlichen Wachstum des Hungers auf Fleisch schreibt Spiller. Der Fleischatlas bündelt verschiedene Vorschläge. Sie reichen von einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch von sieben auf 19 Prozent über ein Verbot von XXL-Schnitzeln in Restaurants bis zu einer Neuverteilung der Agrar-Subventionen aus Brüssel, um zum Beispiel die Weidehaltung stärker zu fördern. Zudem müssten die Bauern faire Preise bekommen. Auch für die Verbraucher könnte es „Anstupser“geben – zum Beispiel kleinere Fleischportionen in der Kantine – mit der Möglichkeit, einen kostenlosen Nachschlag zu erhalten. Für diesen aber müsste man sich nochmals anstellen.
Eine Kernforderung der Naturschützer ist es, die Zahl der Tiere pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche auf Gemeindeebene verbindlich zu begrenzen – auf zwei Großvieh-Einheiten pro Hektar, also zum Beispiel auf zwei Rinder, zehn Schweine oder 667 Masthähnchen.
59 Kilo Fleisch isst ein Bürger im Schnitt pro Jahr
Ein Verbot für XXL Schnitzel?
In manchen Teilen Deutschlands werde diese Zahl erheblich überschritten – zum Beispiel in den für ihre intensive Schweinehaltung bekannten niedersächsischen Kreisen Vechta und Cloppenburg. Aber auch Kreise in unserer Region fielen den Naturschützern auf – der Kreis Augsburg, das Unterallgäu und das Ostallgäu.
Der Deutsche Bauernverband kennt das Klimaproblem und gelobte Besserung. Seit 1990 habe der Agrarsektor seine TreibhausgasEmission um 16 Prozent reduziert. Diesen Pfad müsse man „weiter beschreiten“, sagte eben erst Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied. Er schlug eine bessere Fütterung vor, die Verwendung von Gülle in Biogasanlagen und eine schnellere Einarbeitung der Gülle in den Boden.