Vom Kopf bis zum Schwanz
Mit noch so gut gemeinten Verboten werden Naturschützer nicht weit kommen, wenn es darum geht, den Fleischkonsum in Deutschland zu senken. Wie sich jemand ernährt, sollte Privatsache sein und nicht Sache des Staates. Die Grünen sind einst mit ihrem Vorstoß eines „Veggie-Days“aufgelaufen. Und XXL-Schnitzel mögen „pervers“sein, wie der Chef des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Hubert Weiger, sagt. Aber ein Verbot wäre übertrieben. Trotzdem gibt es gute Gründe, die Fleischproduktion politisch in vernünftigere Bahnen zu lenken.
In Deutschland wird noch immer sehr viel Fleisch produziert – auch für den Export. Die Folgen der Massentierhaltung sind unschön. In einigen Ställen und Schlachthöfen gab es massive Tierschutzverstöße. Selbst eine gute Tierhaltung belastet Böden und Luft. Dass die Ausweitung der Produktion sogar zu weniger Einnahmen führen kann, erlebten die Milchbauern. Es ist nicht lange her, dass der Milchpreis verfiel.
Das Umdenken kann auch den Verbrauchern nicht schaden. Weniger Fleisch essen, klar. Und noch eine Idee: In meiner Kindheit landete manchmal ein Stück gebratene Leber auf dem Teller. In Bayern hat man als „Saures Lüngerl“fein geschnittene Kalbsinnereien gegessen. Das ist selten geworden. Innereien sind heute verpönt. Erst einige Köche beginnen wieder damit, Tiere „vom Kopf bis zum Schwanz“zu verwerten. Das ist ein Weg, das Lebensmittel Fleisch zumindest mehr wertzuschätzen. aus – mit fatalen Folgen für die Umwelt.
In vielen Regionen Europas sei durch die intensive Tierhaltung das Grundwasser belastet. Grund sind Gülle und Mist, die auf den Feldern ausgebracht werden. Der enthaltene Stickstoff gerät als Nitrat ins Grundwasser. Ein großes Problem ist das zum Beispiel in Teilen Niedersachsens. Zudem verschärfe die Fleischproduktion die Klimaerwärmung: Die fünf weltgrößten Fleisch- und Milchkonzerne emittierten mehr klimaschädliche Gase als der Ölriese Exxon, schreibt Christine Chemnitz von der Heinrich-Böll-Stiftung. Grund sei nicht nur der MethanAusstoß verdauender Kühe. Für die Futtermittel-Produktion wird gerade im Ausland Wald und Grasland umgebrochen. Dadurch entweicht das im Boden gespeicherte Klimagas CO2 in die Atmosphäre.
Im Vorfeld der Agrarmesse „Grüne Woche“fordern die Naturschützer ein politisches Umsteuern. Das Ziel sei eine „Halbierung des Fleischkonsums“, wobei man sich auf Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung stütze,