Fluch und Segen bei Facebook
Allzu schnell wird auf den „sozialen Medien“rumgehackt. In der Tat stellen sie sich nicht immer offenkundig als Segen dar. Und doch: Sie sind Teil der Kommunikationslandschaft, Teil des Alltags geworden. Es verhält sich nun mit Facebook und Co. so, wie mit vielen Angelegenheiten im Leben: Der Mensch kann etwas Gutes, Konstruktives oder etwas Schlechtes, Destruktives aus einer Erfindung machen. Als klassische Zeitungsredaktion haben wir in den vergangenen Jahren viel gelernt in Sachen „soziale Netzwerke“(wobei angesichts des teils bedenklichen Tons über das Wörtchen „sozial“gestritten werden dürfte) – wir haben einiges darüber erfahren, wie unterschiedlich Menschen direkt auf Nachrichten reagieren, in sämtliche Richtungen. Es ist positiv, Rückmeldungen zu erhalten. Derweil hat sich etwas geändert in den vergangenen Jahren: Der Ton ist merklich rauer geworden, gerade angesichts der verlockenden Anonymität in den sozialen Medien. Da wird derjenige mit der jeweils anderen Meinung oft genug unverhohlen beleidigt und an den Pranger gestellt, da werden unflätigste Vokabeln hinausposaunt, ohne dass zweimal darüber nachgedacht wird, was diese Diffamierungen beim Gegenüber anrichten könnten.
Und trotzdem ist da die andere Seite, auf der es viel Positives zu nennen gibt: die eines weiteren Forums für die freie Meinungsäußerung – nicht umsonst geht es hier um ein hohes Gut in einem freiheitlichen Rechtsstaat, das stark geschützt bleiben sollte. Das Internet ist zudem ein wichtiger Hinweisgeber für Redaktionen geworden – diesen gehen Redakteure nach, bestätigen oder entkräften Gerüchte über klassische Recherche-Arbeit, gehen Fragen der Leser nach und, und, und. Für die Redaktion ist das Netz auch eine Plattform, um mit den Lesern in Kontakt zu kommen. Ja, die sozialen Medien können auch ein wertvolles Korrektiv sein für Journalisten. Denn wir sind Menschen, wir machen Fehler, wir sind nicht allwissend, wir bekommen nicht alles mit. Es ist wichtig, dass wir Informationen, die wir freilich prüfen müssen, auch via Facebook bekommen. Über diese Netzwerke sind wir als Redaktion ebenso erreichbar wie über das Telefon und E-Mail. Aber dabei wäre eines wünschenswert: Trotz aller unterschiedlicher Meinungen, die Menschen nun mal haben – der gute Ton sollte die Musik machen. Es wäre schön, wenn er stets anständig und respektvoll bliebe.