Dinge, die man im Auto nicht tun sollte
Der Mensch verändert sich, sobald er in einem Auto sitzt. Er knurrt ungeduldig, wenn er vor einer Ampel stoppen muss, gestikuliert hitzig, wenn der Wagen da vorne nicht schnell genug fährt und entrüstet sich wortreich, wenn ihm ein anderer fast die Vorfahrt nimmt. Kurz: Aus einem Individuum, das als Fußgänger durchaus erträglich ist, wird im Auto ein unleidlicher Griesgram. Seine liebste Waffe ist die Hupe, aggressiv betätigt, als könnte das akustische Signal all den aufgestauten Ärger in die Welt hinaustragen.
Ich muss allerdings gestehen: Ich bin keine Ausnahme. Zwar überhole ich selten wagemutig und bin generell eher unrasant unterwegs, aber an der roten Ampel stehe auch ich gern nur so lange wie nötig. Wenn das Licht auf Grün schaltet und sich der Wagen vor mir nicht sofort bewegt, wandert meine Hand zur Hupe. So auch heute Morgen, als ich unterwegs ins Büro war. An einer Abzweigung benötigte das Auto vor mir eigentlich nur eine Millisekunde zu lang, um anzufahren, aber der Auto-Griesgram in mir konnte sich nicht beherrschen. Zum Glück war die Polizei nicht in der Nähe. Denn Hupen ohne Not ist schließlich nicht erlaubt.
Die Fahrt ging weiter und der Wagen blieb vor mir. Ich kam ein wenig ins Grübeln. Hatte die Kollegin nicht neulich erst erzählt, dass sie ein neues Auto hat? Und sind die ersten beiden Buchstaben des Kennzeichens nicht auch die ersten Buchstaben ihres Vornamens? An der nächsten Ampel versuchte ich, den Fahrer besser zu erkennen. Könnte das nicht…?
Mir wurde ein bisschen warm, als das Auto überall dort abbog, wo ich auch abbiegen wollte, und mir wurde endgültig ziemlich heiß, als der Wagen vor mir auf den Mitarbeiterparkplatz rollte. Heraus stieg die besagte Kollegin, bei der ich mich sofort wortreich entschuldigte. Sie nahm es gelassen. Und ich nehme mir das ab jetzt auch vor: mehr Gelassenheit im Auto.