Eine Buddhistin im christlichen Kloster
Die bekannte Schauspielerin Anja Kruse spielt nun in der Serie „Um Himmels Willen“mit
Frau Kruse, Sie sind erstmals in „Um Himmels Willen“zu sehen, eines der beliebtesten TV-Serienformate. Sie waren auch im „Traumschiff“, im „Forsthaus Falkenau“und der „Schwarzwaldklinik“schon dabei. Was macht Serien für Sie so attraktiv? Anja Kruse: Ich finde einfach, dass die Serien, in denen ich mitspielte, aus gut erzählten Geschichten bestehen. Ich bin echt ein Serienfan, auch wenn ich nicht immer die Zeit habe, sie dann auch anzuschauen.
Wer ist denn ihr Lieblingsschauspieler in „Um Himmels Willen“?
Kruse: Na ja, Janina Hartwig als Schwester Hanna ist eine gute Freundin von mir, deren Arbeit ich sehr schätze. Auch Nina Hoger kenne ich schon ewig und mag sie.
Welche Rolle nehmen Sie ein?
Kruse: Ich bin keine Nonnenkandidatin, sondern spiele einen Gast, der Zeit im Kloster verbringt. Im Kloster wird ein Film gedreht. Und ich
Biografisches
● Anja Kruse kam am 5. August 1956 als Tochter eines Unterneh mers in Essen zur Welt.
● 1981 schaffte sie den Durchbruch als Schauspielerin in dem Kinofilm „Die weiße Rose“von Michael Ver hoeven. 1984 bekam Kruse ihre erste große Fernsehrolle in dem ZDF Mehrteiler „Die schöne Wilhelmi ne“. Es folgten viele Fernsehfilme und Rollen in Serien wie „Das Traumschiff“, „Die Schwarzwaldkli nik“und „Der Alte“.
● Kruse lebt in Südfrankreich und in Salzburg. Sie ist seit Mitte der 1990er Jahre praktizierende Buddhistin. (AZ) spiele den Star dieses Films. Es geht um Szenen aus einem Feldlazarett im Jahr 1944. Ein Film im Film, das war ein großer Spaß, auch wenn das alles dramatisch ist.
Sie sind protestantisch aufgewachsen. Warum sind Sie zum Buddhismus konvertiert?
Kruse: Weil ich mit den Antworten, die mir die Kirche gab, nicht zufrieden war. Zu vieles blieb unerklärt. Ich bin auf eine jahrzehntelange Sinnsuche gegangen. Durch diverse esoterische und buddhistische Schulen. Vor 25 Jahren entdeckte ich das, was ich heute mache.
Und wie sieht dieser Weg aus?
Kruse: Es ist eine Form des Buddhismus, die sich auf Buddhas Alterslehre begründet. Man soll mitten im Leben stehen und sich nicht kasteien. Daraus ist später eine Laienorganisation entstanden, die „Werte schaffende Gesellschaft“. Ein Mitglied ist etwa Tina Turner.
Ihnen geht es also auch darum, die Welt zu verbessern. Wie gelingt denn das? Wo soll denn jeder sein ganz persönliches Scherflein dazu beitragen? Kruse: Indem man zuerst bei sich selbst ansetzt, im eigenen kleinen Kreis ein wertvolles Leben führt und ihn damit sozusagen ansteckt.
Was kann man aber gegen die Trumps, Putins, Erdogans oder Kims dieser Erde ausrichten?
Kruse: Es wird immer diabolische Kräfte geben, die uns daran erinnern, worum wir uns bemühen müssen. Sie sollen uns daran erinnern, die Ärmel hochzukrempeln und Frieden zu schaffen.
Aber wie?
Kruse: Natürlich macht es wenig Sinn, nach Istanbul zu reisen, um Herrn Erdogan meine Friedensbotschaft zu überbringen. Das wäre albern. Aber gar nichts tun ist genauso dumm. Und je mehr friedlich denken und handeln, umso weiter werden diese Gedanken verbreitet.
Das Jetset-Leben ist hohl und leer, sagten Sie einmal. Sie leben in der Nähe von Cannes und in Salzburg – ziemlich nah am Jetset, oder?
Kruse: Nein, ganz und gar nicht. Salzburg nur mit den Festspielen und den Menschen in Abendroben zu verbinden, die da sechs Wochen durch die Innenstadt flanieren, wäre für diese zauberhafte Stadt ein Schlag ins Gesicht. Und in der Nähe von Cannes ist es auch nicht so glamourös. Die Festspiele von Cannes meide ich wie die Pest.
Sie sagen, es macht keinen Sinn, Geld und Glamour nachzujagen. Aber die meisten Menschen tun es doch. Warum? Kruse: Tja… Wir wissen alle, ohne Geld geht es nicht. Aber es ist nicht das Wichtigste im Leben. Für Geld kann man weder Liebe noch Frieden im Herzen noch Gesundheit kaufen.
Fürs Idealgewicht fasten Sie abends. Warum?
Kruse: Ich habe mal gesagt, dass ich nach 16 Uhr nichts mehr esse. Das hat sich verselbstständigt. Ich mache das ab und zu, um dem Stoffwechsel mal Ruhe zu geben. Aber das ist keine Dauerlösung.
Von den materiellen zu den ideellen Gütern des irdischen Daseins. Was ist denn für Sie der Sinn des Lebens? Kruse: Ich kann das nicht verallgemeinern. Ich persönlich betrachte das Leben als Geschenk. Sinn und Aufgabe ist es, so viel Positives zu machen wie nur möglich.
Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Kruse: Das ist für mich nicht die richtige Bezeichnung. Ich glaube nach dem Tod an eine Existenz der Ruhe, einem Zustand gleich dem Schlaf. Das ist ein Zustand, so als ob ein Schauspieler von der Bühne gegangen ist. Deswegen ist er nicht tot. Aber wir sehen ihn nicht mehr.
Was macht Sie im irdischen Leben glücklich?
Kruse: Ich unterscheide zwei Arten von Glück. Am unabhängigen Glück arbeite ich jeden Tag, das hängt nicht von äußeren Umständen ab. Ich möchte eine innere Zufriedenheit erreichen. Trotzdem genieße ich auch das vorübergehende Glück, einen Tag auf der Skipiste, Essen mit Freunden, eine neue Rolle, Konzertbesuche, ein Luxusurlaub – es gibt so viele Dinge, die Freude machen…