Aubameyang vor dem Abflug
Der Stürmer brachte Extravaganz nach Dortmund. Doch nun reicht es ihm wohl. Er provoziert seinen Abschied und die Borussen müssen beinahe tatenlos zusehen
Augsburg Batman ist kein normaler Superheld. Anders als die Kollegen Spiderman oder Superman verfügt er nicht über übernatürliche Kräfte. Er kann weder fliegen noch spinnengleich Hausfassaden hochklettern. Seine Überlegenheit rührt aus Willen, Verstand und Besonnenheit. Pierre-Emerick Aubameyang gibt ganz gerne mal den Batman. Er lässt sich dann das Symbol in die Haare rasieren, setzt eine Maske auf oder präsentiert das T-Shirt mit dem Logo der Fledermaus.
Anders als der Beschützer von Gotham City verfügt Aubameyang aber sehr wohl über eine Superkraft. Seine Gegenspieler spüren regelmäßig einen zarten Windhauch, wenn er mit Leichtigkeit an ihnen vorbeisaust. Weil er dazu auch noch verhältnismäßig oft vor dem gegnerischen Tor auftaucht und dort jene Ruhe bewahrt, die auch Batman auszeichnet, ist er einer der begehrtesten Spieler im Weltfußball. Aubameyang weiß das natürlich. Sein umtriebiger – als Berater fungierender – Vater berichtet ihm regelmäßig, welcher Klub gerade gewillt ist, Fantastillionen für ihn auszugeben. Manchester City, Manchester United, Arsenal London, Real Madrid sowie sämtliche chinesischen Mäzen-Vereine haben wohl Interesse an dem 28-Jährigen.
Dummerweise besitzt der Angreifer einen bis 2021 laufenden Vertrag in Dortmund. Dass er den erfüllt, ist unwahrscheinlich. Aubameyang hat in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten einiges getan, um nun weiterziehen zu dürfen. Schon unter den Trainern Thomas Tuchel und Peter Bosz musste der Gabuner jeweils eine Partie aus disziplinarischen Gründen aussetzen. Zuletzt machte er im Wintertrainingslager auf sich aufmerksam, als er seinen Vater im selben Hotel einquartierte, in dem auch die Mannschaft residierte – eher ungewöhnlich im Profifußball. Die Dortmunder beließen es bei zarten Ermahnungen. „Das tut einer Stadt wie Dortmund gut, so einen Typen zu haben. Es wird ja immer gesagt, sie seien alle so gleichförmig“, nahm Sportdirektor Michael Zorc den Stürmer schon vergangenes Jahr in Schutz. Als er aber am Samstag einer Mannschaftssitzung unentschuldigt fernblieb, handelten die Borussen. Aubameyang wurde aus dem Kader für das Wolfsburg-Spiel gestrichen. Trainer Peter Stöger war nach dem 0:0 um Fassung bemüht, schließlich sei „Auba alles in allem ein feiner Bursche“. Noch dazu einer, der mit 15 Treffern die meisten Tore seiner Mannschaft erzielt hat.
„Ich erkenne ihn nicht wieder“, war Zorc ratlos. Bei allen kleineren Eskapaden, stellte sich Aubameyang doch immer in den Dienst der Mannschaft. Diese Zeit scheint vor- bei, auch wenn er am Montag pünktlich zum Training erschien.
Der Stürmer forciert seinen Wechsel. Hinzu kommt, dass er sich offenbar rassistisch beleidigt fühlt. Karlheinz Wild, Chefreporter des
hatte in einem Beitrag gesagt, dass in München ein ähnlicher „Affenzirkus“unmöglich wäre. Vor allem Papa Aubameyang missfiel die Wortwahl. „Ich glaube, dass der kleine Affe und seine Familie von hier verschwinden sollten“, schrieb er in den sozialen Netzwerken. Wild richtete aus, dass es „nie und nimmer in meiner Absicht (lag), den Spieler und Menschen Aubameyang in irgendeiner Form zu beleidigen oder zu diskriminieren“. Wirklich böse meint es keiner mit Aubameyang. Das unterscheidet ihn von Batman, dessen Wohlergehen in Gotham City permanent gefährdet ist. Batman bleibt seiner Stadt treu. Aubameyang macht wohl den Abflug.
Dafür gaben die Dortmunder gestern bekannt, dass sie sich die Dienste des Schweizer Nationalspielers Manuel Akanji gesichert haben. Der Abwehrspieler wechselt für rund 21 Millionen Euro aus Basel zum BVB.