Reh Abschuss erfolgt nach Vegetationsgutachten
Derzeit werden die Schäden durch Wild an jungen Bäumen begutachtet. Aufgrund der Ergebnisse werden die Abschusszahlen für drei Jahre festgelegt. Jäger kritisieren die Methode
Derzeit werden die jungen Bäume im Wald auf Verbissspuren untersucht. Am Ergebnis orientiert sich die Abschussquote.
Landkreis Es ist für den Laien ein eigenartiger Anblick: Forstamtsfrau Maria Fürst läuft mit einem Zollstock und Wäscheklammern durch den Donauwörther Stadtwald. Neben ihr steht ein Kollege mit einem GPS-Gerät. Fürst vermisst die Bäume und schaut an den Trieben, ob und in welchem Ausmaß diese angefressen wurden. Verbissene Triebe markiert sie mit Klammern. Je mehr Klammern sie anbringt, desto schlechter ist es für das Wild, denn daran orientieren sich die Abschusszahlen für die Jahre 2019 bis 2021.
Spaziergänger können solche Szenen in den kommenden Wochen wohl häufiger beobachten in den Wäldern des Landkreises. Die Erfassung muss beendet sein, bevor die Triebe der Bäume austreiben. Die Informationen, die Fürst ermittelt, gibt sie an ihren Kollegen mit dem GPS-Gerät weiter. Untersucht werden von Fürst sowohl der Leit- auch die Seitentriebe des Baumes. Die Mitarbeiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erstellen im Laufe des Jahres aus den gesammelten Daten ein sogenanntes Vegetationsgutachten, das als Grundlage für die Abschusszahlen beim Wild gilt. Die konkreten Abschusszahlen legt die Untere Jagdbehörde des Landkreises fest, sagt Peter Birkholz, Bereichsleiter Forsten beim AELF. Diese gelten dann jeweils für drei Jahre. „Es geht darum, die Interessen der Waldbesitzer und der Forstwirtschaft mit denen der Jäger in ein Gleichgewicht zu bringen“, sagt Birkholz über den Hintergrund der Aktion.
Dass es im Landkreis aus seiner Sicht zu viel Wild gibt, zeigt sich laut Birkholz auch daran, dass es vergleichsweise viele mit Zäunen geschützte Flächen gibt, bei denen das Wild nicht an die jungen Bäume herankommt. Anders bewerten die Jäger die Situation. „Der Wald verjüngt sich gut“, sagt Albert Reiner vom Jagdverband Donauwörth. Er ist der Einladung ebenso wie andere Teilnehmer in den Donauwörther Stadtwald zu der Begutachtung gefolgt. Die Jäger kritisieren die Herangehensweise bei dem Gutachten. Aus deren Sicht würde es völlig ausreichen, nur den Leittrieb anzuschauen und nicht die Seitentriebe. Letztere seien nicht relevant und würde die Verbissquote nur stark nach oben treiben, was wiederum höhere Abschusszahlen zur Folge habe.
Um den Zustand der jungen Gehölze zu untersuchen, wird über die Waldflächen in ganz Bayern ein Gitternetz gelegt und die einzelnen 1,2 mal 1,2 Kilometer großen Quadrate dann analysiert. Ausgewählt werden dafür Flächen, auf denen im Wald junge Nadel- und Laubgehölze unter den großen Bäumen nachwachsen. „Wir müssen regulieren, damit der Waldumbau gelingen kann, der wegen des Klimawandels vorangetrieben werden muss“, so der Amtswie leiter Forsten. Weil es Baumarten gebe, die das Wild lieber anfresse, werde das Wachstum beispielsweise des Ahorns gebremst. Der könne sich dann im Schatten der besser wachsenden Buchen nicht mehr entfalten. Dabei sei es wichtig, einen Mischwald zu schaffen, betont er. Künftig werde es weniger Fichten geben, prophezeit Birkholz. Die verkrafte die Trockenheit schlechter, so der Fachmann. „Wir setzen beim Umbau auf Eichen, Tannen und Douglasien.“
Laut dem Bereichsleiter Forsten Birkholz werden im Juni die ersten Zahlen vorliegen. Jeder Jagdpächter und Waldbesitzer kann zudem Zusatzauswertungen für sein Revier beim AELF anfordern. Zu den Ergebnissen des Gutachtens können diese dann Stellung nehmen. Zudem gibt es eine gemeinsame Diskussionsveranstaltung. Voraussichtlich im November werden die Abschussquoten von der Unteren Jagdbehörde bekannt gegeben.