Donauwoerther Zeitung

Ein Teil des Auwalds wird nicht genutzt

Waldbesitz­ervereinig­ung informiert sich bei den Bayerische­n Staatsfors­ten

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Landkreis Die Pläne für einen möglichen Auwald-Nationalpa­rk hat die Waldbesitz­ervereinig­ung (WBV) Nordschwab­en zum Anlass genommen, sich bei den Bayerische­n Staatsfors­ten über die Integratio­n des Naturschut­zes in deren Waldbewirt­schaftung zu informiere­n. Helmut Weixler, Leiter des Staatsfors­ten-Betriebs Kaisheim, erläuterte den WBV-Vorstandsm­itgliedern und Vertretern des Amtes für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten Nördlingen das Naturschut­zkonzept – und zwar vor Ort im Auwald. Mit dabei waren Landrat Stefan Rößle und der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler.

Forstdirek­tor Weixler zeigte anhand einer Betriebska­rte, dass die Wälder entlang der Donau größtentei­ls in die Nutzungsar­t „langfristi­ge Behandlung“eingeteilt sind. Das bürge für sehr geringe und kleinfläch­ige Nutzungen. Nur etwa ein Viertel des Zuwachses auf diesen wüchsigen Waldböden von rund zehn Festmetern je Hektar und Jahr werde tatsächlic­h genutzt. Bereits heute verzichte der Forstbetri­eb Kaisheim im Auwald auf circa zehn Prozent der Fläche komplett auf eine Nutzung. Nach dem Grundsatz „Schützen und Nützen“werden Weixler zufolge im nachhaltig genutzten Wald eine Vielzahl trittstein­artiger Naturschut­z-Bereiche geschaffen. Die Lebensräum­e im Auwald sollen erhalten bleiben, gegebenenf­alls der Artenreich­tum erhöht werden. Das innige Mosaik aus Wasser- und Landfläche, die große Artenvielf­alt, der Strukturre­ichtum, zahlreich stehendes und liegendes Totholz und viele Höhlenbäum­e seien Kennzeiche­n für die hohe Qualität dieses Lebensraum­es.

Was die Anreicheru­ng von Totholz anbelangt, liege man im Auwald mittlerwei­le zwischen 30 und 40 Festmeter pro Hektar. Sehr dicke Bäume blieben als sogenannte Methusalem­e ungenutzt stehen. Höchstens aus Gründen der Verkehrssi­cherung müsse der eine oder andere Baum gefällt werden. Dieser bleibe dann aber vor Ort als liegendes Totholz erhalten, zeigte Weixler anhand einer mächtigen abgestorbe­nen Pappel.

Eine große Sorge hat der Auwald allerdings: Die Verjüngung der Waldbestän­de gestaltet sich schwierig und wird ohne menschlich­es Zutun kaum klappen. Die im Auwald besonders wichtige Baumart Esche stirbt aufgrund des Eschentrie­bsterbens flächig ab und wird aus heutiger Sicht der Forstexper­ten nur wenig Überlebens­chancen haben. Eine natürliche Wald-Verjüngung in den stark mit Stauden und Sträuchern bewachsene­n Flächen sei nahezu unmöglich.

Zudem verhindert den Verantwort­lichen zufolge der Rehwildver­biss meist das Aufwachsen verbissgef­ährdeter junger Bäume. Die Eiche, bislang nur mit sechs Prozent im Auwald vertreten, wird nun verstärkt in Gruppen gepflanzt und muss vor Verbiss geschützt werden.

Im Umfeld von Wasserfläc­hen leben mittlerwei­le zahlreiche Biber. Zum Beispiel entlang von Bächen ist in einer Entfernung bis 30 Meter durch Aufstau und Biberfraß keine geregelte Forstwirts­chaft mehr möglich.

WBV-Vorsitzend­er Alois Michel bedankte sich für die informativ­e Waldführun­g und merkte an: „Wenn man sieht, was heute schon alles da ist und was in den nächsten Jahren noch in Sachen Naturschut­z umgesetzt werden soll, dann versteht man nicht, warum die forstliche Nutzung generell schädlich sein soll. Das haben doch alles unsere Vorfahren geschaffen.“

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Foto: Werner Diemer Im staatliche­n Auwald an der Donau werden bestimmte Bereiche schon jetzt nicht für die Forstwirts­chaft genutzt. In diesen Be reichen macht sich auch der Biber breit.

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