Streaming mit der Stereoanlage
Ältere Hi-Fi-Komponenten klingen klasse, haben im Digital-Zeitalter aber nichts verloren? Von wegen! Nachrüsten ist relativ einfach
Umrahmt von großen Lautsprecherboxen waren Hi-Fi-Anlagen lange die unangefochtenen Stars im Wohnzimmer. Doch im Digitalzeitalter tun sie sich schwer. Also ab zum Recyclinghof mit der alten Anlage? Eher nicht, denn es gibt Nachrüstlösungen zum Vernetzen.
Die günstigste Möglichkeit, eine Anlage etwa mit Smartphones oder Tablets zu vernetzen, sind Bluetooth-Audio-Adapter, sagt Christian van de Sand von der Stiftung Warentest. Diese kleinen Empfänger stellt man auf oder neben die Anlage: „Man schließt ganz einfach den Adapter per Kabel an einen freien Audio-Eingang der Anlage sowie an die Steckdose an und kann den Empfänger dann per BluetoothFunk mit Smartphone oder Computer vernetzen.“Die Empfänger böten einen guten Einstieg in die akustische Vernetzung, meint van de Sand. Schon die Geräte um 20 Euro hätten in Sachen Klang und Bedienbarkeit überzeugt – wenn man mit der eher geringen Reichweite bis zehn Meter und eingeschränkter Nutzbarkeit leben kann, wenn das Smartphone die Musikquelle ist. Denn Musikhören und gleichzeitig Telefonieren geht nicht.
Einen anderen Funkstandard mit mehr Reichweite und mehr Flexibilität nutzen WLAN-Audio-Adapter: Sie verbinden die Anlage nicht nur mit dem Funknetzwerk daheim, sondern in aller Regel auch mit dem Internet. Das heißt, sie können nicht nur lokale Audio-Inhalte vom Smartphone, Tablet, Rechner, Notebook oder der Netzwerkfestplatte auf der Anlage wiedergeben, sondern auch Musik aus dem Internet streamen.
Für Audioexperte Bernhard Grill ist die WLAN-Übertragung die Lösung der Wahl, wenn der reine Hörgenuss im Vordergrund steht: „Bei WLAN-Übertragung werden höhere Datenraten verwendet, was prinzipiell verlustfreie Übertragung zulässt, so dass die Musik auch von kritischen Hörern nicht vom Original unterscheidbar sein sollte.“
WLAN-Adapter (ab 40 Euro) werden in aller Regel per App gesteuert und können sich oft auch mit anderen Anlagen oder Funklautsprechern zusammenschließen, um in mehreren Räumen zeitgleich dieselbe Musik zu spielen. Voraussetzung für diese Multiroom-Funktionalität ist aber, dass alle beteiligten Anlagen oder Funkboxen denselben Standard unterstützen: Airplay, Chromecast, Spotify Connect oder Undok sind Beispiele für herstellerübergreifende Standards. Die HiFi-Hersteller setzen aber oft auf eigene, untereinander nicht kompatible Standards.
Das Ergebnis: „WLAN-Konnektoren verbinden sich fast immer nur mit passenden Lautsprechern der gleichen Marke“, sagt gfu-Sprecher Roland Stehle. Immerhin: Funklautsprecher (ab 100 Euro) sind quasi Mini-Anlagen mit eingebautem Verstärker und können oft über analoge Eingänge auch Musik von älteren Zuspielern wie Kassettendecks, MP3- oder CD-Playern wiedergeben. Das gilt meist auch für die sprachsteuerbaren WLAN-Lautsprecher mit den Assistenten von Google oder Amazon an Bord, die immer mehr Hersteller anbieten.
Wer die Steuerung per App nicht mag, kann in Erwägung ziehen, einen WLAN-Netzwerkspieler anzuschaffen. Diese Geräte im Format klassischer Hi-Fi-Bausteine haben Bedienknöpfe, Display und Fernbedienung. Die Player sind aber teurer und platzraubender als AudioAdapter. Warentester van de Sand rät Einsteigern, zunächst mit einem günstigen Bluetooth-Adapter auszuprobieren, ob die digitale Musikübertragung zur alten Anlage Spaß macht und praktikabel ist. Mehr geht dann immer.