Schiffe versenken
Wie die Schifffahrts-Blase in Deutschland geplatzt ist
ARD, 22.45 Uhr Hamburg ist für viele Touristen eine Attraktion. Gerne bewundern sie an den Landungsbrücken den Museums-Frachtsegler „Rickmer Rickmers“, der 1896 vom Stapel lief. Doch die Hamburger Traditions-Reederei Rickmers ging vor zwei Jahren pleite und wurde von einem Investor übernommen. Wie es um die Frachtschifffahrt weltweit bestellt ist, davon berichtet eine Dokumentation, die heute im
Ersten zu sehen ist.
Viele Jahre lang haben Reeder trotz minimalen Eigenkapitals ein Vermögen mit Schiffen verdient. Schiffsfonds schienen das perfekte Geschäft zu sein: Der Steuerspareffekt und die Aussicht auf durchschnittlich fast zehn Prozent Rendite im Jahr war für viele Anleger verlockend. Mit Hilfe dieser Fonds – und der Politik – wurde die deutsche Flotte zu einer der weltgrößten aufgebläht. Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 platzte die Blase in der Schifffahrt: Der Markt brach ein, die Frachtraten fielen auf ein Rekordtief. Gleichzeitig drängten die zu Boomzeiten – vor allem bei asiatischen Werften – georderten Schiffe auf den Markt und führten so zu seiner Übersättigung. Die HSH Nordbank geriet durch die Schifffahrtskrise und andere Fehler unter die Räder. Für Verluste von mehr als zehn Milliarden Euro haftet der Steuerzahler.
Autorin des Films ist Nadja Kölling („Das Geiseldrama von Gladbeck – Danach war alles anders“). Sie hat eine ausführliche Dokumentation gedreht, in der mehrere Reeder, Kapitäne, Anleger und auch Politiker zu Wort kommen. Sie zeigt unmissverständlich auf: Die Frachtschifffahrt befindet sich im Umbruch.