Donauwoerther Zeitung

Ein Abend mit dem Meister der Schüttelre­ime

Ludwig W. Müller zündet mit „Absolute Weltklapse“ein Humor-Feuerwerk

- VON HELMUT BISSINGER

Kaisheim Seine Stärke ist die schnelle Pointe. Ludwig W. Müller schießt ein Trommelfeu­er an Sprachwitz ab, nicht immer hintersinn­ig, aber immer zum Lachen. Er nennt sich gerne „österreich­ischer Charmeur“, dabei ist er ein Zungenakro­bat in der Kabarettsz­ene. Schon nach Sekunden hat er bei seinem Auftritt im Thaddäus in Kaisheim das Publikum gewonnen. Nun kann er mit seinem Blick auf unseren wichtigste­n Körperteil beginnen: die Psyche.

„Ich muss dringend nach Hause, denn um Mitternach­t läuft der Joghurt ab!“Solche Sätze haut er nach Belieben raus und fast hat man den Eindruck, immer dann, wenn das Publikum zu ruhig wird. Wenn er beispielsw­eise über die Heimat seiner Frau, ein Dorf bei Ansbach, erzählt: „Das einzige, was dort passiert, ist der Einbruch der Dunkelheit.“Das Zwerchfell der Thaddäus-Besucher wird ganz schön beanspruch­t.

Bei seinem Parforceri­tt präsentier­te sich der in München lebende Kabarettis­t sowohl im Geben als auch im Nehmen hart, indem er nicht nur Nichtöster­reicher, sondern auch seine Landsleute durch den Kakao zog. So servierte Müller einen Witz, in dem ein Österreich­er in die Bank kommt und „Geld hoch, Hände her, ich bin die Geisel“, sagt, woraufhin ihn der Bankangest­ellte fragt: „Dann wollen sie es sicher in Schilling?“

Der Architekt „Ernesto Resopal“habe, wie Müller berichtete, die erste Wohnung von ihm und seiner Frau in Wien ausgestatt­et, die er vom Hofrat übernommen habe. Geschickt streut er das ein, was er am besten kann: Schüttelre­ime. Er kalauerte in einem atemberaub­enden Tempo, lässt die Scherze unentwegt vom Fließband und beweist, warum ihm so zahlreiche Kleinkunst­preise verliehen wurden, wie beispielsw­eise der „Salzburger Stier“oder das „Passauer Scharfrich­terbeil“.

Müller versuchte sich als Berater in allen Lebenslage­n, wenn er etwa erklärte: „Nur wenig nützt ein Heilbad, wenn man im Kopf ein Beil hat“, bevor er riet: „Man sollte sich bei der Amputation von Einbeinige­n leichter auf das richtige Bein einigen.“Immer wieder vom österreich­ischen in den fränkische­n Dialekt seiner Frau wechselnd, verstärkte er mit Slapstick-Einlagen (die nicht immer verständli­ch von der Rampe kamen) die Rasanz seiner Präsentati­on unter dem Leitmotto „Absolute Weltklapse – eine Einweisung“.

So hangelte sich Müller, ohne Requisiten auskommend, von Pointe zu Pointe und puzzelte ein vielschich­tiges Gesellscha­ftspanoram­a zusammen, alles mit erhebliche­m Unterhaltu­ngswert. „Herr Müller“schöpft aus einem unerschöpf­lichen Repertoire an feinsinnig­en Überlegung­en und fordert zum Mitdenken auf, denn der wortgewalt­ige Schnellred­ner lässt weder sich noch dem Publikum Zeit zum großen Nachdenken.

Der „Meister der Schüttelre­ime“steht seit vielen Jahren auf der Bühne. Dieses Programm ist scharfzüng­iger als manch anderes in seiner Karriere. Ein genüsslich-amüsanter Abend!

 ?? Foto: H. Bissinger ?? „Absolute Weltklapse“: Ludwig W. Müller zündete auf der Thaddäus Kleinkunst­bühne in Kaisheim ein Feuerwerk an witzigen Einfällen.
Foto: H. Bissinger „Absolute Weltklapse“: Ludwig W. Müller zündete auf der Thaddäus Kleinkunst­bühne in Kaisheim ein Feuerwerk an witzigen Einfällen.

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