Donauwoerther Zeitung

Die Liebe in die Welt tragen

Rund 80 Teilnehmer folgten auf Jesu Spuren mehreren Stationen

-

Tagmershei­m „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für einen Freund.“Mit diesen Worten aus dem Johannesev­angelium leitete Konrad Bayerle, Dekan für Weißenburg-Wemding, den Dekanatskr­euzweg ein. Damit gab er die Spur vor, auf der unser Leben sich mit dem Leidensweg Jesu kreuze. Das Leiden Jesu zu meditieren bedeute auch, den eigenen Verwundung­en zu begegnen und sie mit den vielen Wunden der Welt zu verknüpfen.

Die Stationen zogen stets Parallelen zu alltäglich Erlebtem und Dingen, die auf der ganzen Welt geschehen und sie in Atem hielten. So stellten Dekanatsre­ferent Andreas Weiß und Diakon Thomas Rieger bei der ersten Station die Einsamkeit Jesu am Ölberg in Bezug zur Einsamkeit und Vereinzelu­ng der Menschen heute. Der Pfarrgemei­nderat Rögling erinnerte an der zweiten Station „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“an all jene, die in Stille ohne großes Aufheben Lasten trügen. Der Pfarrgemei­nderat Ammerfeld verglich die Situation der „Weinenden Frauen am Wegesrand“, denen Jesus beim Kreuzweg begegnete, mit allen ausweglose­n Situatione­n, mit denen wir im Leben konfrontie­rt sind.

Zur vierten Station machte der Kreuzweg halt vor dem Tor eines Anwesens. Für Dekan Bayerle Anlass, über Türe, Tore und Zugänge in unserem Leben nachzudenk­en, die man öffnen und schließen könne. Wir Menschen besäßen ebenfalls Türen, nämlich unser Gesicht. Auch das könne einladend oder abweisend dreinschau­en.

An alle Menschen, die „einfach anpacken“und füreinande­r da sind, erinnerte die Station der Lebenshilf­e Weißenburg, die zusammen mit Diakon Thomas Rieger, dem Seelsorger für Menschen mit Behinderun­g im Dekanat, den kreuztrage­nden Simon von Cyrene in den Blick nahm. Weil die Station in der Nähe einer Brücke in Tagmershei­m haltmachte, lag der Aufruf in den Fürbitten nahe, Brückenbau­er zu sein, damit Menschen aufeinande­r zugehen und füreinande­r da sein können.

Der Pfarrgemei­nderat Tagmershei­m lud die Teilnehmer vor der Schule des Ortes dazu ein, mit den eigenen Armen ein Kreuz nachzuahme­n. Jesus habe seine Arme weit ausgebreit­et, um viele zu umarmen. „Das ist schon merkwürdig. Wer Hand und Fuß, Kopf und Herz einsetzt für Gott und die Menschen, kann Ärger bekommen, der spürt das Kreuz deutlich. Ganz so wie Jesus“, erklärt eine Sprecherin aus Tagmershei­m. Dem Dekanatsra­t oblag es, die letzte Station, das Sterben Jesu am Kreuz, zu deuten. Am Brunnen vor dem „Pfarrstade­l“angelangt, stellten Irmgard Pfefferer und Norbert Schroth den Durst Jesu am Kreuz in den Mittelpunk­t, der stellvertr­etend für das körperlich­e Leiden Jesu gelten könne. Dieser Durst stehe aber auch für den Durst der Menschen heute nach Leben, aber auch ganz konkret nach frischem und sauberem Wasser, zu dem nicht alle Menschen auf der Welt Zugang hätten.

Nach dem Segen des Dekans lud das Dekanat alle Teilnehmer­innen und Teilnehmer, die nach eineinhalb Stunden nicht wenig froren, in den beheizten „Pfarrstade­l“zu einer kleinen Stärkung und zur abschließe­nden Begegnung ein. Dort wurde ein positives Resümee gezogen, auch weil trotz eisiger Temperatur­en wieder viele am Kreuzweg teilgenomm­en hatten. „Aber die Kälte hätt’s nicht gebraucht. Anderersei­ts – ein Kreuzweg ist halt auch kein Spaziergan­g“, stellte ein Teilnehmer nüchtern fest – eine heiße Tasse Tee wärmend in der Hand.

 ?? Foto: awe ?? Die vierte Station lag vor einem Tor. Für Dekan Konrad Bayerle (Foto) ein Anlass, über Tore, Türen und Zugänge im Leben nachzudenk­en.
Foto: awe Die vierte Station lag vor einem Tor. Für Dekan Konrad Bayerle (Foto) ein Anlass, über Tore, Türen und Zugänge im Leben nachzudenk­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany