Barley setzt Facebook unter Druck
Nutzer sollen besser informiert werden
Berlin Katarina Barley ist erst seit einigen Tagen Justizministerin. Der Datenskandal um Facebook wäre für sie eine Option zur Profilierung. Theoretisch. Aber können Deutschland oder die EU einen solchen Großkonzern bändigen? Zumindest setzt Barley Facebook unter Druck. Der europäische Cheflobbyist des Konzerns, Richard Allan, gab sich nach dem Treffen mit der Ministerin aber demütig. „Wir unternehmen die notwendigen Schritte, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann.“
Der Konzern ist seit Bekanntwerden des Skandals mächtig ins Schlingern geraten. Vor gut einer Woche war bekannt geworden, dass die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica illegal an Informationen von Millionen Facebook-Usern gekommen war – ohne das Wissen der Nutzer. Sie hatte die Daten von einem britischen Professor bekommen, der eine App mit einer Psychologie-Umfrage auf die Facebook-Plattform brachte. Nach der damaligen Funktionsweise von Facebook hatte die App des Professors auch Zugang zu einigen Informationen der Freunde der rund 300000 Umfrage-Teilnehmer bekommen, etwa deren Likes und Interessen. So sammelten sich Daten von rund 50 Millionen FacebookNutzern an. Cambridge Analytica, deren Londoner Zentrale am Wochenende von Behörden untersucht worden war, ist darauf spezialisiert, potenzielle Wähler mit passgenauen Botschaften zu versorgen. Möglicherweise
Strengere Überwachung nach Daten Skandal
hat sie dadurch Donald Trump zum Sieg bei der US-Präsidentenwahl 2016 verholfen.
Allan erklärte, von den 300000 Menschen, die sich die App heruntergeladen hätten, seien schätzungsweise ein Prozent Europäer. Die genaue Zahl werde derzeit ermittelt und in den nächsten Tagen kommuniziert. Er habe die Entschuldigung des Unternehmens für diesen Vertrauensbruch an Barley übermittelt, sagte er und versprach unter anderem, Nutzern künftig eine bessere Kontrolle über ihre Daten zu geben. „Wir haben bereits erste Schritte unternommen. Wir sind uns bewusst, dass dies erst der Anfang sein kann.“Facebook hatte sich mit seiner Kommunikation in dem Datenskandal viel Kritik eingehandelt.
Die Ministerin räumte ein, es sei „schwierig, ganz konkrete Zusagen zu bekommen“. Facebook könne schließlich nicht gezwungen werden, Geschäftsgeheimnisse offenzulegen. Tatsächlich waren weitreichende Zugeständnisse der Firma in Sachen Algorithmen nicht zu erwarten. Zudem ist nicht zu vergessen, dass die Nutzer immer noch freiwillig ihre Daten preisgeben – auch wenn die wenigsten erahnen mögen, auf welche Art diese missbraucht werden können. Barley sagte, es sei entscheidend, die Menschen besser darüber aufzuklären, was mit ihren Daten passiert. Nötig seien mündige Nutzer, die ihre Rechte kennen. Soziale Netzwerke könnten kein Interesse daran haben, bei Nutzern in Misskredit zu geraten, sagte sie. „Am Ende des Tages ist Vertrauen die Währung, mit der Unternehmen wie Facebook arbeiten.“