Donauwoerther Zeitung

Asyl: Offene Fragen und kaum Klarheit

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Sämtliche Konsequenz­en der momentanen Migrations­bewegungen sind kaum absehbar. Doch es erscheint unstrittig, dass die rosa Brille keinen realistisc­hen Lösungsans­atz bietet. Die massenhaft­e Migration seit 2015 führt zu gesellscha­ftlichen wie kulturelle­n Veränderun­gen. Das ist eine nüchterne Bestandsau­fnahme. Bedenklich erscheint unter anderem, dass sich viele Bürger mit durchaus ernst zu nehmenden Sorgen nach wie vor übergangen oder gar als Schmuddelk­inder gebrandmar­kt fühlen.

Faktisch ist seitens der politisch Verantwort­lichen zu viel vermischt worden. Und ein wenig tragisch erscheint es, dass jene politisch-rechtliche Unordnung noch nicht wirklich aufgeräumt wurde: Es fängt bei den Begriffen an – Flüchtling, Migrant, Asylbewerb­er, Kriegsflüc­htling ... Wohl würde das Recht hier bedeutsame Unterschei­dungen kennen, welche der Politik (und manchem Medium) kaum bewusst zu sein scheinen.

Nach wie vor gäbe es – eigentlich – das Dublin-Verfahren, nach wie vor sollte Asyl ein Schutz für wirklich politisch beziehungs­weise religiös Verfolgte sein, nach wie vor gäbe eigens Regelungen für Kriegsflüc­htlinge. Aber: Nach wie vor steckt man in der Praxis in den Kinderschu­hen – spielt sich vor, was man alles aus sich heraus „schaffen“könnte. Schier jeder erscheint ziemlich überhastet als „Neubürger“. Welches Signal sendet man da aus? Seit zweieinhal­b Jahren ist das Thema im großen Stil in den deutschen Landkreise­n und Städten angekommen. Die offenen Fragen sind mithin die gleichen geblieben.

Doch einige Menschen, die in Verantwort­ung stehen, gehen die Probleme zupackend an. Es ist nur fair, wenn man hierbei Landrat Stefan Rößle und sein Engagement für Afrika erwähnt. Das, was Rößle und mittlerwei­le eine Reihe von Mitstreite­rn organisier­en, ist kein naives Hippie-Getue, sondern beherzte Realpoliti­k. Meckerer mag es auch hier geben, aber wenn massenhaft junge Menschen in Afrika keine Perspektiv­en und Bildung haben, dann wird es eng, im wahrsten Sinne des Wortes. Geschützte Grenzen, die funktionie­ren, einerseits – Nothilfe für Leidende bis zur Besserung der Lage (zunächst in Nachbarlän­dern), anständige Härtefallr­egelungen sowie Entwicklun­gspolitik unter klaren Auflagen anderersei­ts. Warum sollte das eigentlich nicht vereinbar sein?

Für Donauwörth ist die Frage der Erstaufnah­me indes kaum entschiede­n – auch wenn die Regierung beteuert hat, dass es sie ab 2020 nicht mehr geben wird. Begriffe können wechseln wie die Lage. Ein „Ankerzentr­um“ist eben keine Erstaufnah­me, eine größere zentrale Unterkunft auch nicht. Hier herrscht keine Klarheit – wie überhaupt beim Themenkomp­lex „Asyl/ Migration“. Ein ebenso beherztes wie realpoliti­sches Anpacken steht weiter auf der Agenda.

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