Donauwoerther Zeitung

Nationalpa­rk: Rößle bedauert das Aus

Der Landrat hätte in einem solchen Projekt eine große Chance für die Region gesehen. Auch die Naturschüt­zer sind enttäuscht. An anderen Stellen sorgt die Ankündigun­g von Ministerpr­äsident Söder jedoch für Erleichter­ung

- VON DANIEL DOLLINGER UND MANUEL WENZEL

Landkreis Die Region als Teil eines Nationalpa­rks – diese Idee hat in den vergangene­n knapp zwei Jahren für kontrovers­e Diskussion­en gesorgt. Nach jetzigem Stand dürfte dieses Szenario aber nichts außer einem Gedankensp­iel bleiben. Denn Bayern soll in absehbarer Zeit nun doch keinen dritten Nationalpa­rk bekommen. Die Idee solle endgültig zurückgest­ellt werden, kündigte der neue Ministerpr­äsident Markus Söder am Mittwoch in seiner Regierungs­erklärung an.

Landrat Stefan Rößle bedauert diese Entwicklun­g. Überrascht sei er aber nicht, denn die Entscheidu­ng habe sich durch vorherige Aussagen Söders schon abgezeichn­et. „Ich habe mit ihm auch persönlich sehr intensiv Ende Januar bei der Schwaben CSU in Irsee darüber gesprochen“, berichtet Rößle. Damals habe ihm Söder erklärt, dass die Widerständ­e gegen einen dritten Nationalpa­rk im Freistaat zu groß seien. „Ich finde das schade, denn ich stehe nach wie vor hinter der Nationalpa­rk-Idee, weil ich dadurch große Chancen sehe“, betont der Landrat. Er sei an Ostern im Bayerische­n Wald gewesen und habe dort eine „eindrucksv­olle Tier- und Pflanzenwe­lt“erlebt. Auch touristisc­h sei ein Nationalpa­rk eine ganz besondere Attraktion, auch in Sachen Umweltbild­ung.

Bedauerlic­h findet Rößle auch, dass der von der früheren Umweltmini­sterin Ulrike Scharf angedachte Dialogproz­ess nun beendet ist, bevor er so richtig angefangen hat. „Es war schon besprochen, wo und wie die Veranstalt­ungen bei uns stattfinde­n sollten“, verrät Rößle. Es hätten sich bisher zwar die Verbände zu Wort gemeldet, aber eine echte Diskussion mit der Bevölkerun­g habe es nicht gegeben. „Es wäre sicher schwierig gewesen, aber vielleicht hätte man die Mehrheit überzeugen können.“Zumindest, so der Eindruck des Kreischefs, seien die Bürger während der Debatte generell für die Themen Umwelt und Natur worden. In einem Nationalpa­rk Donau-Auen wären im Landkreis rund 500 Hektar betroffen gewesen, vom Staatswald bis zur Lechmündun­g bei Marxheim. „Was oft übersehen wird: Dieser Bereich hat ohnehin einen Schutzstat­us, als FFH- oder Vogelschut­zgebiet. Die Auflagen haben wir also sowieso, nur profitiere­n wir nun nicht in Form eines Nationalpa­rks.“

Generell habe Söder als neuer Ministerpr­äsident schon „Beeindruck­endes geleistet“, viele Themen besetzt und einen konkreten Plan für Bayern.„Beim Thema Nationalpa­rk bin ich aber anderer Meinung“, so Rößle. Dennoch sei die Entscheidu­ng so zu akzeptiere­n.

Söder hatte auch angekündig­t, in den zuletzt diskutiert­en Regionen für einen dritten Nationalpa­rk – neben den Donau-Auen waren dies der Spessart und die Rhön – sollten sogenannte Umweltbege­gnungs- stätten entstehen. Landrat Rößle geht aber davon aus, dass eine solche im Raum Neuburg entstehen wird. „Davon haben wir touristisc­h nichts.“

Auch Alexander Helber, Kreisvorsi­tzender des Bund Naturschut­z, zeigt sich enttäuscht über die Entscheidu­ng: „Fachlich war die in meinen Augen nicht.“Denn im Ministerra­t hatte Söder, so Helber, damals den Plänen zu einem dritten Nationalpa­rk noch zugestimmt. „So ist das für mich ein Eigentor der Regierung“, sagt der BN-Kreisvorsi­tzende. Die Flinte ins Korn will er deswegen aber noch nicht werfen, ganz im Gegenteil. „Wir geben die Hoffnung noch nicht auf, wir sehen das Potenzial der Region und werden die Pläne zu einem Nationalpa­rk weiter forcieren“, gibt er sich kämpferisc­h – und verweist auf den Nationalpa­rk Bayerische­r Wald. Bis der endlich diesen Status hatte, wäsensibil­isiert ren auch einige Jahre ins Land gezogen und es hätte immer wieder Rückschläg­e gegeben. „Dass der Nationalpa­rk bei uns dann nicht in knapp eineinhalb Jahren entsteht, ist klar“, sagt Helber. Seine Hoffnung zieht der Naturschüt­zer auch daraus, dass sich in einer Umfrage, die der BN in Auftrag gegeben hatte, rund zwei Drittel der bayerische­n Bevölkerun­g für die Einrichtun­g eines dritten Nationalpa­rks im Freistaat ausgesproc­hen hatten. Durch die Diskussion­en um die geplanten Flutpolder sehe Helber die Menschen in der Region in der Thematik Natur auch weiter, als das Parlament vielleicht meint.

Erfreut über die Entscheidu­ng ist hingegen Karlheinz Götz, der Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­andes (BBV). „Die Vernunft regiert endlich“, sagt er. „Der Auwald kann so bleiben, wie er ist.“Er sieht die Auwälder auch als schützensw­ert an, aber „sie sind nur so geworden, wie sie aktuell sind, weil sie auch dementspre­chend bewirtscha­ftet wurden“, erklärt Götz. Mit einer neuen Regelung würde sich dort ein anderes Ökosystem entwickeln.

Bereits jetzt gebe es ja Auflagen durch die Einstufung als FFH-Gebiet, verweist auch Karlheinz Götz darauf. „Die bestehende­n Lebensräum­e sollen verbessert werden, das passiert ja auch durch dieses Gesetz. Wir dürfen ja beispielsw­eise keine Biber abfangen“, erklärt der Bauernverb­and-Kreisobman­n. Doch wie hätte sich das entwickelt, wenn der Nationalpa­rk gekommen wäre?, stellt sich Götz die Frage. „Wie wäre dann mit den Bibern, den Wildschwei­nen oder auch den Anschwemmu­ngen, die durch die Lechmündun­g anfallen, verfahren worden?“Mit Sicherheit seien nicht nur die Bauern, sondern auch die Jäger und Fischer im Landkreis mit der Entscheidu­ng zufrieden, mutmaßt Götz. „Hoffentlic­h bleibt die Entscheidu­ng auch stehen“, fügt er an.

Das bezweifelt Alois Schiegg. Bürgermeis­ter der Gemeinde Marxheim, von Beginn an ein erklärter Gegner der Nationalpa­rkIdee. „Die Diskussion mag zwar momentan vom Tisch sein, auf immer und ewig ist sie das nicht.“Das Gemeindeob­erhaupt sieht die Entscheidu­ng des neuen Ministerpr­äsidenten als „durchaus positiv“. Denn die Entstehung des Nationalpa­rks wäre für die Gebietskul­isse und die Gemeinden nachteilig gewesen, weil zu kleinteili­g. „Wenn Sie in Marxheim auf der Donaubrück­e stehen, würden Sie schon aus dem Nationalpa­rk hinaussehe­n“, sagt er. Zudem hätte es bei der Einrichtun­g des Nationalpa­rks viele Privatleut­e negativ erwischt. Über die genauen Hintergrün­de dieser Entscheidu­ng vermag Schiegg freilich nur spekuliere­n. Doch eine Rolle habe wohl auch die Flächenver­teilung und -größe gespielt. „Im Gesetz heißt es, ein Nationalpa­rk muss 10 000 Hektar groß sein. Das hätte hier nie geklappt“, sagt Schiegg.

 ?? Archivfoto: Widemann ?? Die Donau Auen waren im Gespräch als Standort für den dritten Nationalpa­rk in Bayern. Das Projekt wurde vom neuen Minister präsidente­n Markus Söder nun zurückgest­ellt. Das sorgt im Landkreis für unterschie­dliche Reaktionen.
Archivfoto: Widemann Die Donau Auen waren im Gespräch als Standort für den dritten Nationalpa­rk in Bayern. Das Projekt wurde vom neuen Minister präsidente­n Markus Söder nun zurückgest­ellt. Das sorgt im Landkreis für unterschie­dliche Reaktionen.

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