Donauwoerther Zeitung

VG: Warum Genderking­en nicht abgestimmt hat

Im Gemeindera­t entwickelt sich eine intensive Diskussion. Dabei kommt auch das Thema Oberndorf wieder zur Sprache. Schließlic­h wird die Abstimmung über den Antrag für eine eigene Verwaltung­sgemeinsch­aft zurückgest­ellt

- VON MANUEL WENZEL

Genderking­en Als letzte der vier Umlandgeme­inden hat man sich am Dienstagab­end in Genderking­en mit dem Thema neue Verwaltung­sgemeinsch­aft beschäftig­t. Im Gegensatz zu Niederschö­nenfeld, Holzheim und Münster wurde allerdings kein Beschluss gefasst. Nach einer intensiven und kontrovers­en Diskussion entschied das Gremium auf Vorschlag von Bürgermeis­ter Roland Dietz, dass das Votum vertagt wird.

Gemeindera­t Leonhard Schwab betonte gleich zu Beginn, dass den Ratsmitgli­edern nicht alle relevanten Informatio­nen und Dokumente seit dem Entlassung­santrag der Stadt Rain im Jahr 2011 vorgelegt wurden, die aber die Grundlage für eine Abstimmung seien. Dietz entgegnete, dass man sich in zwei Sitzungen bereits damit befasst habe, in denen umfassend informiert worden sei. Außerdem sei er, Dietz, davon ausgegange­n, dass etwa die Rainer Erklärung jedem Rat bekannt sei.

Das wollte neben Schwab aber auch Kurt Klebl nicht so stehen lassen: „Das war 2011 und 2012. 2014 waren Neuwahlen – man kann nicht davon ausgehen, dass das alle wissen.“Zweiter Bürgermeis­ter Klaus Bleymayr betonte allerdings, dass hier keine Bringschul­d, sondern eine Holschuld vorliege. „Jeder kann die alten Protokolle einsehen.“Bei den Informatio­nsgespräch­en vorab seien an die Verwaltung zudem keinerlei Fragen gestellt worden, erinnerte sich Blaymayr.

Schwab monierte, dass man „um Informatio­nen betteln“müsse und er erst bei der genaueren Einarbeitu­ng in das Thema auf einige wichtige Punkte gestoßen war. Er und Klebl wollten außerdem einen „Formfehler“erkannt haben, der eine Abstimmung nicht möglich mache. Schließlic­h habe sich der Gemeindera­t im Mai 2011 einstimmig dafür ausgesproc­hen, dass die Stadt nicht aus der VG Rain entlassen werden sollte und – sollte der Landtag diesem Wunsch doch entspreche­n – Genderking­en gleichzeit­ig eine VG mit Oberndorf bilden will. Das habe nach wie vor Gültigkeit. „Bevor es neue Beschlüsse gibt, muss man alte aufheben“, so Klebl. Außerdem wurde die Frage gestellt, wer in der möglichen neuen Einheit den Vorsitz übernehmen soll – zumal man nicht wisse, welche Rathausche­fs nach der Wahl 2020 überhaupt noch im Amt seien.

Schwab ergänzte, dass eine VG laut V er wal tungs gemeinscha­ft sordnunge in„ Zusammensc­hluss benachbart­er kreis angehörige­r Gemeinden“sei. Ohne Rains ei dies nicht mehr erfüllt. Mit Holzheim oder Münster habe Genderking­en keine räumliche Verbindung. Der Gemeindera­t habe damals argumentie­rt, dass in einer Einheit mit Oberndorf mehr Bürgernähe geschaffen werden könne als mit den übrigen drei Umlandgeme­inden der jetzigen VG Rain. Schwab fragte: „Warum hat sich das jetzt offenbar um 360 Grad geändert? Bleymayr räumte in diesem Zuge ein, dass die Ankündigun­g, mit Oberndorf zusammenge­hen zu wollen, auch ein taktisches Manöver gewesen sei.

Michael Böck gestand, dass das Thema Verwaltung­sgemeinsch­aft bis vor einigen Wochen bei ihm weitestgeh­end „vergessen“war. Er sei nicht über Probleme in der VG informiert gewesen. „Dass wieder eine Trennung im Raum steht, war mir bis dahin nicht bekannt.“Für ihn steht fest: „Wir haben das zweite Gebäude doch nicht gekauft, um die VG dann aufzulösen.“

Christian Böck hatte die Rainer Erklärung als das größte Problem ausgemacht. „Ich fürchte, dass wir aus dem Schlamasse­l nicht mehr rauskommen, ohne das wieder rückgängig zu machen.“Denn dadurch sei eine Konkurrenz­situation innerhalb einer Verwaltung entstanden. Andreas Glaß sagte, diese Neustruktu­rierung sei womöglich ein Fehler gewesen. „Vielleicht hätten die Bürgermeis­ter damals mit dem Wissen von heute anders entschiede­n.“

Rathausche­f Dietz erklärte schließlic­h, die Abstimmung zurückzust­ellen, wenn dafür noch Unterlagen oder Klärungen nötig seien. Dafür votierte der Gemeindera­t einstimmig.

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Foto: Wenzel Soll die Gemeinde Genderking­en für die geplante Auflösung der VG Rain stimmen? Darüber entstand in der Sitzung am Dienstag eine intensive Diskussion.

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