In der Tat systemrelevant
Was hat sich die ach so umsichtige Großstadt-Intelligenz nicht ergötzt über Bundes-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Die Christdemokratin nannte den Erhalt der Bienen „systemrelevant“. Klar, dass sich die „HeuteShow“sodann spottend auf die ehemalige Weinkönigin stürzt. Die Bienen! Süß! Was für ein Schenkelklopfer!
Nein, das ist der Begriff, bezogen auf die Bienen und andere Insekten, ganz offenbar nicht. Und es erscheint auch nicht als Alarmismus, wenn hiesige Imker fast durchweg und seit Jahren auf das Problem des Insektensterbens aufmerksam machen. Weil die Tiere ein enorm wichtiger Bestandteil eines einst funktionierenden Systems namens Natur oder Umwelt sind – der gläubige Mensch nennt es Schöpfung, ein Geschenk Gottes, das mit der Verpflichtung zu dessen Erhalt einhergeht. Mit jenem Auftrag ist der Mensch allzu oft zu nachlässig umgegangen. Wir lernen leider oftmals erst durch die Krise oder gar die Katastrophe. Mitten in einer solchen Krise scheinen wir hinsichtlich der Biene zu stecken. Sie erscheint als Opfer des kranken, rein materialistischen „Immer weiter, mehr und schneller“.
Ganz ohne Pflanzenschutzmittel freilich geht es offensichtlich auch nicht. Und die menschliche Geschichte ist eben auch ein Ringen mit der Natur. Insofern kann es sein, dass sich das, was sich zunächst als große Hilfe herausstellt, dann irgendwann doch als irgendwie problematisch erweist. Das ist vielleicht verzeihlich, geht aber einher mit dem Auftrag zum weiteren Ringen, Forschen – und auch mit einer Aufforderung zum Zurück, wenn klar in die falsche Richtung vorgeprescht wurde.
Im Landkreis wollen die Kreisbehörde als auch Kommunen wie Tapfheim lobenswerterweise ein Stück zurückrudern. Donauwörth hat erst am Montag auf städtischen Flächen den Glyphosat- und Neonics-Einsatz untersagt – und die Initiative „Blühendes Donauwörth“auf einen Stadtrats-Antrag hin gestartet. Hoffentlich, weil man erkannt hat, dass das, was man einst in der Natur hatte, wirklich systemrelevant ist. Und es bedarf auch des Neins zum eigenen Egoismus, zum ebenso bequemen wie eintönigen, modernen Garten.
Apfelbaum und Blumenwiese – man darf hoffen, dass unsere Kinder diese Schönheit bald nicht nur in botanischen Gärten erleben.