Einsteigen nach Dinkelsbühl?
Der Oberbürgermeister der fränkischen Nachbarstadt will die Zugverbindung reaktivieren. Warum dies derzeit aber nur bis Wilburgstetten möglich wäre
Nördlingen Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Nördlingen nach Dinkelsbühl will, muss in einen Bus einsteigen. Eine direkte Zugverbindung in die fränkische Nachbarstadt gibt es nicht – obwohl die Schienen vorhanden wären. Doch auf der Strecke verkehrt aktuell nur noch Güterverkehr und auch der wäre kürzlich fast stillgelegt worden (wir berichteten). Das Problem waren technische Mängel an einem Bogen vor Marktoffingen, die derzeit allerdings behoben werden. Geht es nach Dinkelsbühls Oberbürgermeister Christoph Hammer, dann könnten seine Bürger bald wieder in der Heimat in einen Zug ein- und im Ries wieder aussteigen. Konkret strebt er eine direkte Zugverbindung von Dinkelsbühl bis Nördlingen in den kommenden fünf Jahren an, wie er im Gespräch mit den RN sagt.
Nun gibt es mehrere Hürden, die Hammer und seine Mitstreiter überwinden müssten, um dieses Ziel zu erreichen. Und zunächst muss man wissen: Die Bahnstrecke zwischen Nördlingen und Dinkelsbühl besteht aus zwei Abschnitten. Denn das Stück von Wilburgstetten bis Dombühl gehört der DB Netz, das zwischen Nördlingen und Wilburgstetten dem Zweckverband Romantische Schiene – an dem unter anderem die Stadt Nördlingen beteiligt ist. Bewirtschaftet werden beide Streckenbereiche von der Bayernbahn, einem Tochterunternehmen des Bayerischen Eisenbahnmuseums in Nördlingen. Deren Vertreter Patrick Zeitlmann bestätigt: Man könne sich durchaus vorstellen, die Infrastruktur abzugeben. Schließlich habe man erst kürzlich die Strecke Nördlingen– Gunzenhausen gekauft und wolle dort nachhaltig in die Zukunft investieren.
Für den Abschnitt Dombühl– Dinkelsbühl–Nördlingen interessieren sich Heino Seeger, Geschäftsleiter und Eisenbahnbetriebsleiter der Tegernsee-Bahn, und seine Geschäftspartner. Obwohl man da erst einmal viel Geld reinstecken müsste, wie Seeger am Telefon sagt. Er schätzt die Investitionskosten auf 15 bis 20 Millionen Euro. Noch sei alles offen, man sei in Diskussionen, alles müsse wirtschaftlich überlegt werden. Jedoch: Wird die Strecke ertüchtigt, dann könnte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) theoretisch wieder einen Schienenpersonen-Nahverkehr zwischen Dombühl und Wilburgstetten bestellen.
Das macht die BEG nur, wenn an Werktagen im Durchschnitt 1000 Fahrgäste und mehr auf einer Strecke erwartet werden, bestätigt Jürgen Kunofsky, beim Landratsamt Donau-Ries für den ÖPNV und die Schülerbeförderung zuständig. Laut einer Prognose aus den Jahren 2011/12 käme man zwischen Dombühl und Dinkelsbühl auf diese Zahl, bis Wilburgstetten würden 1010 Fahrgäste prognostiziert. Doch danach falle man unter die 1000erGrenze. Das könnte bedeuten, dass der Zug von Dinkelsbühl theoretisch in Wilburgstetten enden würde. Und genau das wollen Seeger und Oberbürgermeister Hammer nicht, der sagt: „Wir sind schon früher über Nördlingen gefahren.“
Die wäre zwar für den Bahnhof in Nördlingen eine Aufwertung, meint Oberbürgermeister Hermann Faul. Doch es würden Buslinien wegfallen – die Busse wären dann nur noch Zubringer zur Bahn. Darüber hinaus müssten seiner Meinung nach Bahnübergänge und Haltestellen ertüchtigt werden. Neue Wohngebiete hätten sich im Ries außerdem an die Bahnstrecke angenähert – Faul geht davon aus, dass die Reaktivierung durchaus kritisch gesehen werden könnte.
Just gestern habe es eine Besprechung zu dem Thema gegeben, sagt Wolfgang Oeser, Sprecher der BEG auf Anfrage unserer Zeitung. Er bestätigt die prognostizierten Fahrgastzahlen – und die Tatsache, dass demnach kein Schienenpersonen-Nahverkehr zwischen Wilburgstetten und Nördlingen möglich sei. Die 1000er-Grenze sei zudem nicht das einzige Kriterium, es gebe mehrere weitere – unter anderem müsse ein Infrastruktur-Konzept vorliegen. Auch im Bereich Dombühl-Wilburgstetten seien bislang noch nicht alle erforderlichen Punkte erfüllt.