Borussia Dortmund versucht Neuanfang mit Lucien Favre
Borussia Dortmund will mit dem 60-jährigen Schweizer neu in den Sommer starten. Ganz umsonst ist der Transfer allerdings nicht
Dortmund Während die Mannschaft in den USA weilte, lüftete der Verein das Geheimnis, das längst keines mehr war: Borussia Dortmund setzt beim geplanten Neuaufbau auf Lucien Favre als neuen Trainer. Wie der Fußball-Bundesligist bekannt gab, einigten sich beide Seiten auf eine Zusammenarbeit bis zum 30. Juni 2020. Der 60 Jahre alte Schweizer tritt damit die Nachfolge des erst im vergangenen Dezember engagierten Peter Stöger an, der unmittelbar nach dem letzten Saisonspiel bei 1899 Hoffenheim vor zehn Tagen das Ende seiner nur kurzen Amtszeit verkündet hatte. Favre hatte noch bis vergangenes Wochenende mit OGC Nizza im LigaBetrieb gestanden, dass er den BVB übernehmen würde, war aber schon längst durchgedrungen.
Stöger weilte mit dem Team noch zu einem letzten Freundschaftsspiel in Los Angeles, danach gehen die Spieler in Urlaub oder zur WM. Favre wird erst im Juli in Dortmund offiziell vorgestellt. Am Dienstag gab der Verein seine Verpflichtung in einer kurzen Mitteilung bekannt. Sie sei „ein wichtiger Teil unseres sportlichen Neustarts in diesem Sommer“, ließ Manager Michael Zorc verlauten.
Favre stand bereits im vergangenen Sommer kurz vor einer Einigung mit dem Revierklub. Doch der damalige Wechsel scheiterte am Veto seines Arbeitgebers aus Nizza. Deshalb entschied sich der BVB für den Niederländer Peter Bosz, dessen Amtszeit bereits nach dem 15. Spieltag endete. Diesmal hatte die OGC-Führung wegen einer Ausstiegsklausel offenbar keine Handhabe. Dem Vernehmen nach wird für Favre eine Ablöse von drei Millionen Euro fällig. Der BVB soll sich auch für Julian Nagelsmann interessiert haben. Doch eine Ausstiegsklausel mit 1899 Hoffenheim erlaubt dem 30-Jährigen einen Wechsel erst nach der kommenden Saison. Favres Vertragsdauer geht aber nun über 2019 hinaus. Das Votum für Favre war auch eine Entscheidung gegen Stöger. Der Österreicher hatte den BVB am 10. Dezember 2017 als Tabellen-8. übernommen und noch in die Champions League geführt. Doch die Borussia konnte unter seiner Regie spielerisch nur selten überzeugen.
Derweil erklärte Kapitän Marcel Schmelzer, der unter Stöger zuletzt teilweise gar nicht mehr zum Kader zählte, aus den USA seinen Rücktritt. Favorit auf die Nachfolge ist Marco Reus.
Nicht nur auf der Trainerposition wagt der BVB einen Umbruch. Neben Favre sollen Matthias Sammer als externer Berater und Sebastian Kehl als Leiter der Lizenzspielerabteilung mit Beginn der neuen Saison für frische Impulse sorgen. Zudem steht der Kader vor einem umfassenden Umbau. Gesucht werden vor allem erfahrene und führungsstarke Profis. Die leidigen Erfahrungen in dieser Saison lehrten, dass es der mit zahlreichen Talenten bestückten Mannschaft genau daran mangelt. Als einziger Neuzugang steht bisher Favres Landsmann Marwin Hitz vom FC Augsburg fest, der hinter seinem Nationalmannschafts-Kollegen Roman Bürki die Nummer zwei im Tor des BVB werden soll.