Nur einer bleibt standhaft
Beim Fischerstechen in Neuburg landen früher oder später alle Teilnehmer in der Donau – bis auf einen Donauwörther. Und der holt sich am Ende auch den Königstitel
Neuburg/Donauwörth Ballettreife Einlagen mit Lanzen, Gleichgewichtsübungen auf Zillen, Wackelsiege und herzhafte Aufschreie, die am Samstagnachmittag von gestandenen Mannsbildern über die Donau hallten. Beim 44. Neuburger Fischerstechen ging es auch dieses Jahr wieder turbulent zu. Ganz besonders laut ertönt das Gegröle von den Recken aus Donauwörth. Sie konnten sich in der Mannschaftswertung durchsetzen und stellen mit Peter Heckmeier auch den Fischerstecherkönig. Die Vorjahressieger aus Stepperg landeten auf dem fünften und damit letzten Platz, die zwei Teams der Neuburger Fischergassler errungen Platz zwei und vier.
„Man braucht neben einem guten Stand und ein bisschen Gewicht vor allem die richtige Technik“, fasste Moderator Sven Ettenreich das Erfolgsrezept zusammen. Dass das mit dem guten Stand eine knifflige Angelegenheit sein kann, bewiesen die zehn Fischerstecher aus den fünf Teams und boten den Zuschauern am Donaukai und auf der Elisenbrücke ein unterhaltsames Spektakel. Und während sich der Sieg für die Donauwörther schnell abzeichnete, war der Kampf um die Plätze dahinter lange spannend. Um den zweiten Rang stachen Ingolstadt, Stepperg und die zwei Teams aus Neuburg. Gekämpft wurde im Modus „jeder gegen jeden“, mal stromaufwärts und mal stromabwärts.
Ettenreich erklärte, dass das Fischerstechen den mittelalterlichen Lanzenturnieren nachgebildet ist. Fairness und Ritterlichkeit sind daher oberstes Gebot. Daneben dominiert freilich der sportliche Ehrgeiz. Die Athleten zielen von den Zillen herab mit einer Lanze auf ihre Gegner, um diese in den Fluss zu stoßen. Das gelingt fast immer, aber manchmal gehen auch beide Kontrahenten baden. Gut gelungen waren dem Neuburger Jakob Degmayr die ersten Duelle. Aber gegen den Donauwörther Peter Heckmeier verlor er sein Gleichgewicht und stürzte in den Fluss. Der 26-jährige Donauwörther tauchte als einziger von allen zehn Stechern kein einziges Mal in die 15 Grad kalte Donau ab und holte sich damit seinen Königstitel, den er bereits vor zwei und vor vier Jahren eingeheimst hatte, wieder zurück. Der frischgebackene Fischerstecherkönig Heckmeier scherzte mit Blick auf die kühlen, braunen Fluten: „Ich wollte heute auf keinen Fall in der Donau baden gehen.“
Sein Mannschaftskamerad Wolfgang Bechtl erkämpfte sich sechs Punkte. Tadellose Leistungen zeigten zudem seine Steuermänner Markus Rieger und Heinz Röser, die ihre Truppe optimal an die Gegner heranführten. All die Leistungen würdigten die Schaulustigen immer wieder mit kräftigem Applaus. Auch Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling musste sich heuer mit dem Zuschauen begnügen. Nach einer Hüftoperation durfte er für ein Promistechen noch nicht auf die Zille. „Aber im nächsten Jahr wird er wieder gegen den Kommodore antreten“, versprach Ettenreich.