Funkelndes Wiederhören
Das Nördlinger Bachtrompeten-Ensemble brillierte mit einem pfingstlichen Crossover-Programm in Heilig Kreuz
Donauwörth „Am Pfingstfest um die dritte Stunde, erhob mit Brausen sich ein Wind“– ein Kirchenlied von Albert Höfe mit dem Text von Christoph Schmid, beide aus Thannhausen, wie geschaffen für Pater Blasius Mayers’ Begrüßung der Konzertbesucher in der Kirche Heilig Kreuz in Donauwörth: Das Nördlinger Bachtrompeten-Ensemble konzertierte wieder zum Pfingstfest. Rainer Hauf, Paul Lechner und Armin Schneider, die drei Meistertrompeter, schufen 2004 das Ensemble, bei dem alle Stimmen gleichwertig besetzt sind. In Heilig Kreuz waren sie verstärkt um den Münchner Organisten Thomas Rothfuß und Tom Lier an den Rhythmusinstrumenten.
Im Konzert war ein „CrossoverProgramm“zu hören, mit Bearbeitungen von Kompositionen nicht nur barocker Musiker. Das Ensemble hat einen großen Fundus von Arrangements virtuoser Konzerte aus allen Epochen der Musikgeschichte geschaffen und führt diese stilgerecht auf – begeisterte Aufnahme garantiert. Trompetenmusik in solch jubelnder Ausführung ist ein Magnet, der alle mitnimmt – vor allem dann, wenn so hinreißend musiziert wird.
Eine veritable Trompetenauswahl hatten die Musiker im Kirchenraum ausgestellt – von der Piccolotrompete, verschiedenen Trompeten, Kornett (Corni da Caccia) bis zu den großen Kesselpauken, und so Vorfreude auf Kommendes mit dem besonderen Reiz des Vielfältigen erzeugt.
Mit dem Allzeithit Georg F. Händels, der „Feuerwerksmusik“, ging es festlich und mitreißend, von der Empore aus musiziert, los. Hatte es diese 1749 uraufgeführte Suite, aus Anlass des Endes des Österreichischen Erbfolgekriegs von König Georg II. in Auftrag gegeben, doch schon bei der Probe geschafft, halb London auf die Füße zu bringen. Weil die Musik zwar staatstragend, aber eben auch so tänzerisch ist – die Menschen haben im 18. Jahrhundert „mit den Füßen gehört“. Festlich hörte sich das an, virtuos, mit Orgelklang und dem verstärkenden Jubel der Trompeten und der akzentuierenden Paukenschläge.
Der brillante Organist Thomas Rothfuß war anschließend Solist in Franz Lehrndorfers Improvisation im Stile Johann Sebastian Bachs „Concerto antico“über „Lobet den Herren“– schön, wie Tom Lier einleitend den Choral vortrug. Dieser Komponist war noch mit einer Toccata über „Christ ist erstanden“und einer Fuge über das „Österliche Halleluja“, aufgebaut und komponiert wieder im Stile des berühmten Thomaskantors, vertreten. Eindrucksvoll und von Rothfuß wieder großartig musiziert.
Für den berühmten ersten Satz mit dem „Mannheimer Raketenthema“aus Mozarts Serenade in G-Dur op. 13 „Kleine Nachtmusik“wurden die Instrumentalisten im Chorraum nicht nur hör-, sondern auch sichtbar: das war dann wirklich „Musik für die Füße“, sehr leichtgewichtig – beste Unterhaltungsmusik. Klassische Kirchenmusik folgte – die „Sonate in C“des barocken Stiftsorganisten in Kempten, Joseph Rupert Bieling (bearbeitet von Lehrndorfer), eines der wenigen von ihm erhaltenen Werke, ist ein sehr liedhaftes und schön klingendes kleines Werk. In der anschließenden, auf einer traditionellen Melodie beruhenden, angeblich von Papst Sergius I. 687 eingeführten Friedensbitte „Donna nobis pacem“klang der Kanon der flehenden Instrumente eindringlich, zart akzentuiert durch die Pauken, aus dem gesamten Kirchenraum. Stimmig schloss sich die „Allemande“von Claude Gervaise aus dem 16. Jahrhundert an – ein sehr tänzerisches, sehr rhythmisches Werk, das in einem großartig musizierten Finale mit einem Paukenwirbel endet. Danach sangen sie in dem lichtdurchfluteten Kirchenraum bewegend das Chorlied „Lobet den Herren allezeit“des Zeitgenossen Lorenz Maierhofer.
Ein Ausflug in die Folklore – „El condor pasa“– die Orgel gab die Melodie vor, grandios durchgespielt von den Trompeten, das grandiose Können illustrierend, gefolgt von zwei barocken Kompositionen – Händel, der Star der Londoner Komponistenszene, mit dem Auszug aus dem Oratorium „Salomon“– der Einzug der Königin von Saba. Ein Virtuosenglanzstück, mit Tempi-, Stimm- und Registerwechseln, fulminanten Themen und Phrasen: jubilierend und begeisternd musiziert. Und wie um die vorgehende Brillanz noch zu unterstreichen, das ruhige „Adagio“von Tomas Giovanni Albinoni – eine wunderbar farbige Visitenkarte des Ensembles.
Aber dann! Der „Prince of Denmark March“von Jeremiah Clarke riss alle von den Kirchenbänken – im Orgelgebraus, im Trompetenjubel mit Paukenuntermalung war pfingstlicher Jubel vernehmbar. Begeisterung bei den Besuchern – und das Ensemble dankte mit „Arrival“(ABBA) und der begeisternden Komposition von Tom Lier „Words of Farewell“– ein Kanon im Stile Johann Pachelbels und insofern eine schöne Coda für das Konzert.