Kinobesuch mit Trailer-Diät
Im Kino lassen wir uns gerne verzaubern, in den Bann ziehen und überraschen. Letzter Punkt wird aber unmöglich, wenn jemand vor dem eigenen Kinobesuch bereits lautstark über den Film spricht und alles verrät. Inzwischen sind es nicht nur rücksichtslose Mitmenschen, die einem den Kinobesuch verhageln – heute übernehmen das die Filmstudios mit ihren Trailern selbst.
Natürlich verraten sie darin nicht die drastische Wendung in der Geschichte – sofern der Film überhaupt eine hat. Doch ein Trailer ist mehr als nur ein „Appetitanreger“für einen Film. Die Studios verstecken in den kurzen Filmschnipseln bewusst Hinweise auf die Handlung. Kinofans wissen das inzwischen und stürzen sich voller Elan auf Trailer. Auf Internetplattformen wie Youtube führen solche Analysen zu regelrechten Exzessen. Zwei-MinutenTrailer werden dort in 20-minütigen Videos analysiert. Der Trailer wird regelmäßig gestoppt, das Bild vergrößert, damit den Analysten sicher kein Detail entgeht. Gerade bei Filmen mit großer Fangemeinde passiert das inzwischen häufig – in aller Regelmäßigkeit sieht man das bei Star-Wars-Filmen oder Marvel-Verfilmungen.
Die Filmstudios haben gemerkt, wie genau die Fans hinsehen, und spielen das Spiel mit. Kein Trailer erscheint ohne versteckten Hinweis. Und der ist mal besser, mal schlechter verborgen. Teilweise versuchen Filmstudios sogar, ihre Fans auf eine falsche Fährte zu locken – mit aus dem Kontext gerissenen Filmszenen, die sie in ihre Trailer packen. Jüngstes Beispiel: Deadpool 2. Der vermeintliche Bösewicht im Trailer nimmt im Film eine andere Rolle ein.
Und wie soll sich ein regulärer Kinobesucher in diesem Wirrwarr von Andeutungen und Fehlinformationen verhalten? Keine Trailer anschauen ist eine Möglichkeit – dann geht man ohne vermeintliches Vorwissen ins Kino und wird sicher vom Film überrascht.