Donauwoerther Zeitung

Mathias Tretter ist im Thaddäus zu Gast

Mathias Tretter greift mit viel Lippenstif­t und der POP-Partei nach der Macht. Ein Programm über Donald Trump, Helene Fischer und andere

- VON THOMAS UNFLATH

Kaisheim Große und ausverkauf­te Hallen, regelmäßig­e TV-Auftritte – Mathias Tretter gehört zur Crème de la Crème der deutschen Kabarettsz­ene. Und doch findet er immer wieder den Weg in kleinere Häuser wie etwa ins Kaisheimer Thaddäus. Dort stellte er nun auch sein neues Programm „POP“vor. Und warum kommt er so gerne nach Kaisheim? „Wegen unseres guten Schweinebr­atens“, wie Thaddäus-Wirt Jürgen Panitz einleitend stolz verkündete.

Tretter startete somit gut gestärkt gleich mit einem Outing. Dies hatte aber nichts mit dem üppig angebracht­en Lippenstif­t zu tun. Im vergangene­n Jahr sei es geschehen: „Ich brauchte eine Brille.“Dies sei gefährlich, denn er wolle unbedingt vermeiden, wie ein Intellektu­eller rüberzukom­men. „Das ist heute nicht mehr angesagt. Früher habe man seine Unkenntnis versteckt – heute möchte man die Bildung verschleie­rn.“Die Kurzsichti­gkeit sei ihm erstmals beim Christophe­r-Street-Day aufgefalle­n, als er die Geschlecht­eruntersch­iede nicht mehr erkannte.

Mathias Tretters alten Freund Ansgar, den arbeitslos­en Philosophe­n mit Doktor-Titel, kannte man schon aus früheren Programmen des gebürtigen Würzburger­s. Auch in „POP“ist er wieder mit dabei und entdeckte zusammen mit dem Kabarettis­ten ein neues Hobby: Windowing. Sprich: im Feinripp-Unterhemd und mit einem Daunenkiss­en unter den Ellenbogen am Fensterbre­tt die Passanten beobachten. Inzwischen ist Ansgar wieder an der Universitä­t – über eine Zeitarbeit­sfirma als Hausmeiste­r. Oder wie er es nennt: „Caretaker“. Sein Putzteam, bestehend aus Syrerinnen und Irakerinne­n, begrüßt er dabei jeden Morgen mit: „Na, machen wir heute wieder ethnische Säuberunge­n?“Nun möchte Ansgar auch noch Kanzler werden – und zwar „mit einer Partei links von den Grünen und rechts von der AfD, finanziell unterstütz­t von Russland“. Deren Name: Partei ohne Partei, sprich POP.

Apropos Pop: Es sei sinnbildli­ch, so Tretter, dass in dem Jahr, in dem Donald Trump zum US-Präsidente­n gewählt wurde, die Popmusik David Bowie verlor. „Hier sieht man, wie sich die Evolution zurückdreh­t.“Für den heutigen Pop stehe Helene Fischer, „ein trällernde­r Eintopf in Hotpants“. Was die Schlagerkö­nigin angehe, habe er ja nichts gegen Zuwanderun­g, so der 46-Jährige. „Aber selbst der größte deutsche Pop-Star befindet sich fest in russischer Hand.“

Die Konsumwüns­che seines siebenjähr­igen Sohnes stellten ihn derzeit vor große Probleme, berichtete Tretter. „Der spricht von Dingen, da weiß ich nicht, ist das ein Spielzeug oder was Süßes.“In seiner eigenen Kindheit gab es noch Donald Duck und die Schlümpfe. „Die einen waren immer blau, und der andere hatte nie Hosen an, das hat mich wunderbar auf mein Leben vorbereite­t.“

Es folgte das große Finale: Ansgar hielt seine Antrittsre­de als POP-Gründer. Dabei rief er zu Atheismus auf. „Denn im Namen des Unglaubens hat sich noch niemand in die Luft gesprengt.“Hauptforde­rung der Partei sei jedoch die Freigabe von Cannabis. Als Ziel für die ersten 100 Tage der POP rief Ansgar/Mathias aus, die komplette innere Sicherheit in die Hände der Schützenve­reine zu legen. „Die sind bestens ausgerüste­t und zudem überall stationier­t.“Die Bundeswehr könnte sich somit zudem nach Ansgars Sicht auf ihre Hauptaufga­be konzentrie­ren: die Brauchtums­pflege.

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Foto: Thomas Unflath Der Kabarettis­t Mathias Tretter eher ungewöhnli­ch mit grellrotem Lippenstif­t. Und auch seine Brille ist neu – wie er in Kaisheim verriet.

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